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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2010/0103
Bischofserlass. Auch wurde der Physikus Dr. Johann Schaller aus Ensisheim aufgefordert,
einen Leitfaden zur Unterweisung zu verfassen.66 Am 16. Januar 1629 wurde die Angelegenheit
wie folgt dargestellt: Den Gottesdienstbesuchern würde, wenn die Seuche weiter Umsichgreifen
würde ein großer Schrecken, Furcht und Grausen eingejagd, besonders auch die von
den geöffneten Gräbern und verfaulenden Leichen aufsteigenden giftigen Dämpfe und Ausdünstungen
der Luft und die Kirche, in der man bei diesen betrüblichen Zeiten die besten Mittel
und Hilfe von dem Allmächtigen begehre, infiziert und entweiht würde. Es geht daher das
Ersuchen an die Amtleute, daß aus denjenigen Häusern, daraus jemand an der Sucht verschieden
, niemand den Exequien als Leibfall, Siebendem oder Dreißigstem in der Kirche beiwohnen
, und sich unter andere gesunde Leute mische, sondern die geraume Zeit zu Hause
bleibe, die schuldigen Seelenbegängnisse aber durch andere befreundete und dieser Sache halber
unv er argwohnte Leute verrichtet werde, auch niemand einen ausländischen infizierten Ort
besuche. Einen Monat später ist in einem Protokoll vom 14. Februar 1629 zu lesen, dass die
Amtleute den Ausschüssen der Gemeinde Waldkirch, Stahlhof, Kollnau, Gutach und Siensbach
die Sepultur halber wieder fürgehalten [haben] wegen des Befehl der V. Ö. Regierung, nämlich,
daß es deren ernstlicher Wille und Meinung sei tempore pestis die Verstorbenen auf den Kirchhof
St. Peter zu führen und all da zu begraben, weil solches einer wo [gerne Ifen Regierung
abermalen der Ursachen mündlich fürgehalten und deshalben ernstlich ermahnt und befohlen
worden den Ausschüssen zugesprochen, auch von Junker Obervogt in specie erklärt worden,
was der Ursachen, wofern je diese Best mehr crassieren und einreißen wollte,... also nochmals
ermahnt, da andere schärfere Befehle erfolgen würden, darüber sie abermalen ein Bedenken
begehrt, aber ihnen abgeschlagen und zu Gehorsam gewiesen wurden. Noch im Laufe des
Jahres 1629 ging das Stift daran, einen neuen Friedhof anzulegen. In der Zwischenzeit sollte
der Kirchhof bei St. Peter genutzt werden, was die Bevölkerung weiterhin vehement ablehnte.
Verstorbene, die vom Stift bei St. Peter beerdigt wurden, holte man wieder aus dem Grab
heraus und legte sie unbestattet auf dem Kirchhof bei der Stiftskirche ab.67

Neben diesem Streit, der die Bevölkerung dauerhaft beschäftigte, traten die anderen Maßnahmen
gegen die Seuche geradezu in den Hintergrund, z.B. wurde eine Torwache eingerichtet
, um keine Pestkranken in die Stadt zu lassen. Wegen in benachbarten Orten sich ereignenden
Sterbensläufen soll Mrg Augustin Nußner der Baibier den Patienten getreulich abwarten,
sich mit guten Medikamenten gefaßt machen und in Freiburger Apotheken deswegen für ihn für
12 oder 15 fl. verbürgt werden. Auf etwa 3 Personen zu bestimmen, die nach Freiburg reißen,
dort den Balbierern noch anderen ihre Geschäfte verrichten. Anderen soll dies verboten werden
. Auch Weiber zu suchen, die den Kranken abzuwarten gesonnen sind.

Als 1634 der letzte Bader Jakob Weber verstarb und immer noch die Pest herrschte, sollte
die Witwe sich entweder in diesen Beruf einarbeiten, einen erfahrenen Knecht suchen oder die
Badstube verkaufen oder vermieten. Wie viele Waldkircher letztendlich dem „schwarzen Tod"
zum Opfer fielen, muss Spekulation bleiben. Belegt ist, dass zwischen 1630 und 1635 von
zwölf Ratsherren allein sieben an der Pest starben.68

Die 1630 errichtete Sebastianskapelle auf dem „Alten Friedhof erinnert an die Zeit der Pest.
Eine Ausstattung erhielt die Kapelle nicht, auch Gottesdienste fanden darin keine statt. Es dau-

66 Hermann Rambach: Die alten Waldkircher Pfarrkirchen, in: Das Elztal vom 2. März und 30. März 1957; GLA,
107/11 Urkunde 1590 Dezember 12 (Abschrift in StadtAF, Kl/92); GLA, 226/310 Urkunde 1593 Februar 28
(Abschrift in StadtAF, Kl/92).

67 Wetzel (wie Anm. 62), S. 239; Rambach (wie Anm. 66); Scherle (wie Anm. 64), S. 169.

68 Hermann Rambach: Aus dem Ratsprotokoll des Magisters Jakob Brunner, in: Waldkircher Volkszeitung vom
25. August 1950; Stadtarchiv Waldkirch, B VIII 172 Ratsprotokoll 1629-1638, bes. Ratsprotokolle vom
22. Oktober 1630,10. Oktober 1633 und 28. November 1634 (Abschrift in StadtAF, Kl/92; Fritz Joerger: Waldkirch
im 30jährigen Kriege (1618-1648), in: Heimat-Chronik vom 6. April 1933, 13. April 1933, 27. April 1933,
11. Mai 1933, 18. Mai 1933 und 1. Juni 1933; Rambach (wie Anm. 63).

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