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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2010/0115
vierte er zum Doktor beider Rechte. 1518 wurde er Generalvikar von Konstanz. „Mit Fabri
stand ihm [dem Bischof von Konstanz] einer der fähigsten und würdigsten Köpfe unter den Reformwilligen
, die nicht zur Reformation übergehen sollten, zur Seite." 1523 wurde Fabri zum
Rat des Erzherzogs Ferdinand ernannt, 1530 wurde er Bischof von Wien.15

Johann Wörlins Offizin war neben Ulrich Morhard in Tübingen die einzige altgläubige
Druckerei, die dem Bischof in seiner Diözese zur Verfügung stand. Der Drucker Johann Schöffer
in Konstanz war schon früh in den Dienst der neuen Bewegung getreten und druckte Schriften
Luthers und seiner Anhänger, ganz zu schweigen von Christoph Froschauer in Zürich, in
dessen Haus am 9. März 1522 das demonstrative Wurstessen, das Fastenbrechen der Anhänger
Zwingiis stattfand.16 Ausschlaggebend für Wörlin war auch die Verbindung Fabris mit der Stadt
Freiburg, die dieser auch als kaiserlicher Rat nach dem Bauernkrieg beriet, und dessen lebenslanger
Kontakt zu seinem Lehrer Zasius. Fabris Verhältnis zum Buchdruck selbst war ambivalent
. 1521 schrieb er als Konstanzer Generalvikar: Schon weiss durch die Schuld der Buchdrucker
jeder Ungelehrte von dem lutherischen Handel und alle alten Weiber reden auf offener
Straße davon.11 Gerade deshalb machte er selbst in zahlreichen Flugschriften von der
publizistischen Möglichkeit gegen die neue Bewegung Gebrauch.

Der Regensburger Konvent

Im Juni 1524 kamen in Regensburg die altkirchlichen Fürsten Süddeutschlands, d.h. Erzherzog
Ferdinand von Österreich und die Herzöge von Ober- und Niederbayern, mit 18 Bischöfen
aus Österreich, Bayern, Straßburg und Konstanz zusammen zur ausstillung des luthera-
nisch ketzerischen sect.zur nothturftigen reformation der priesterschafft; das die geistlichen
widerum zum ordentlichen leben und durch gebürliche straff zu dem wesen gebrach und auch
die mißbreüch, die zu pöser argernnus der layen dien hierfüro abgestellt werden. Unter Johannes
Eck, Johann Fabri, Johannes Cochläus und Nausea entstand eine Kirchenordnung, die
Kardinal Lorenz Campeggio (1474-1539) als Legat des Papstes am 7. Juli 1524 unterzeichnete.
Johann Wörlin edierte den „Auszug der Ordnung und Reformation zur Abstellung des Missbrauchs
".18 Darin wurden der Gottesdienst nach dem Ritus der alten Messe, die Lebenshaltung
der Priester, Keuschheit, geziemende Kleidung, Verbot des Besuchs von Tavernen, Zulassung
nach einem Examen durch den Bischof, Verbot der Simonie (Ämterkauf) und Vorschriften für
die Kirchenverwaltung verfügt.

Die Fürsten selbst verabschiedeten eine „Handhabung christlichen Glaubens und evangelischer
Lehre".19 Sie bestehen wider verführerischen und Ketzerischen Lehren Martin Luthers
auf der Heiligen Messe, Sakramentspendung und den anderen christlichen Gebräuchen, wie sie
von den heiligen Vätern (Kirchenvätern) überliefert wurden. Sie fordern eine Bestrafung der
Laien, die ohne Beichte das Heilige Sakrament nach der Form der Kirche oder unter beiderlei

15 Leo Helbling: Dr. Johann Fabri. Generalvikar von Konstanz und Bischof von Wien, 1478-1541. Beiträge zu seiner
Lebensgeschichte (Reformationsgeschichtliche Studien und Texte 67/68), Münster 1941; Herbert
Innenkötter: Johann Fabri, in: Theologische Realenzyklopädie, Bd. X, Berlin 1982, S. 744-788. Zitat aus
Ulrich Gäbler: Huldrych Zwingli. Eine Einführung in sein Leben und Werk, München 1983, S. 22.

16 Bernd Moeller: Die Konstanzer Reformationsdrucker, in: Archiv für Geschichte des Buchhandels 2 (1960), S.
729-733.

17 Kurt Koszyk: Vorläufer der Massenpresse. Ökonomie und Publizistik zwischen Reformation und Französischer
Revolution (Das Wissenschaftliche Taschenbuch, Abt. Geisteswissenschaften 5), München 1972, S. 21.

18 Lorenzo Campeggio: Usszug der Ordnung und Reformation zur abstellung der Mißbreüch und uffrichtung eines
erbern wesens und wandels in der Geistlichkeit durch Bepstlicher heiligkeit Legaten zu Regenspurg uffgericht,
Johann Wörlin 1524, Württembergische Landesbibliothek Stuttgart, HB 2040.

19 Die Beschliessung der Fürsten unnd Bottschafften uff sant Johans Baptisten tag anno XXIIII. zu Regenspurg versandet
, zu handthabung Christiichs glaubens und ewangelischer lere, Bayerische Staatsbibliothek München,
4H.ref.125.

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