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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2010/0123
Rieger (1489-1541) war Sohn eines Priesters in Langenargen, studierte in Freiburg, Ingolstadt,
Tübingen und Basel, wurde 1519 zum Priester geweiht und 1520 Domprediger in Augsburg.
1521 wandte er sich den Lehren Luthers zu. Rieger stellte im Licht des Evangeliums die Frage:
Ob under den Christen, die all von ainem irdischen vader geboren, von ainem hymliichen widergeboren
und in evangelischerfryhait durch blut Christi gesetzt seind, mög oder solle knechtschafft
oder leybeygenschafft erlitten werden. Er unterscheidet zwei Reiche: Unseres künigs
reych ist nit von dieser weit, er regiert in hymlichen gaistigen dingen. Das weltlich reych nimpt
zu, wenn es andern leüten schaden thut und belaidigt. Deshalb im unserem reych neben evangelischer
freyheit wol mag bürgerliche knechthait oder laibaigenschafft ston.41 Aus der Sicht
des Untertanen beantwortete Rieger die Frage, dass man ohne Schaden zugleich Christ und
Leibeigener sein könne. Gegen den Aufruhr wegen der Leibeigenschaft ermahnte er die Bauern
: Steet geduldigk under dem kreuz. Aus der Sicht des Halsherrn, ob dieser Leibeigene besitzen
dürfe ohne zu sündigen, bestätigte er diesen, dass sie leibeigene Knechte haben könnten
, jedoch vor Gott verpflichtet seien, diese milde zu behandeln und sie nicht zu tyrannisieren
. Unter Bezug auf das Alte Testament (Exodus 21) befürwortete Rieger, dass unter strikter
Ablehnung von Gewalt eine Freigabe aus der Leibeigenschaft nach sechs Jahren möglich sei.

Sein Appell an die Bauern, sich für eine gewaltlose Anerkennung der bestehenden weltlichen
Ordnung auszusprechen, stieß bei diesen auf taube Ohren: Ihre Haufen zogen gegen die Feudalherren
und Klöster und brandschatzten Schlösser und Klöster, bis sie von ihren Territorialherren
niedergemacht wurden. Im Elsass erschlug Herzog Anton von Lothringen am 17. Mai
1525 brutal 25 000 Bauern. In Württemberg schlug das Heer des Schwäbischen Bundes unter
Führung von Georg Truchsess von Waldburg am 12. Mai 1525 die aufständischen Bauern bei
Böblingen. Die Schwarzwälder und Stühlinger Bauern wurden am 1. und 2. Juli bei Hilzingen
im Hegau von einem österreichisch-bündischen Heer besiegt. Der Bauernaufstand im Südwesten
brach damit zusammen. Der Sieg der Bauern in Freiburg blieb damit letztlich ohne Folgen,
da sich die Lage in den angrenzenden Gebieten zum Nachteil der Bauern geändert hatte. Die
Stadt Freiburg kündigte den Vertrag am 19. Juli und verfolgte die aufständischen Bauern: Sie
wurde ihrerseits von der vorderösterreichischen Regierung in Ensisheim und Innsbruck wegen
des Vertrages mit den Bauern angeklagt, kam aber, auch durch die Vermittlung von Johann
Fabri, glimpflich davon.

„Neüwe Zeytung" von der Schlacht bei Pavia

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts kämpften Spanien und Frankreich um die Hegemonie in Italien
, im Süden um das Königreich Neapel, im Norden um das Herzogtum Mailand. Der französische
König Franz I. (1517-1547) besetzte 1515 Mailand, während der Süden unter spanischer
Hoheit stand. Karl V. vertrieb 1521 die Franzosen aus Mailand. 1524 verbündete sich
Franz I. mit Papst Clemens VII. und zog mit einem Heer von 26.000 Franzosen, Italienern und
eidgenössischen Söldnern nach Italien, um Mailand und Neapel wiederzugewinnen. Nach der
Eroberung von Mailand belagerte er die lombardische Stadt Pavia mit ihrer 6.000 Mann starken
Besatzung. Karl V. entsandte ein Entsatzheer von 23.000 deutschen Landsknechten und
spanischen Soldaten unter dem Befehl von Fernando de Pescara und Georg von Frundsberg.

Die „Neue Zeitung über die Schlacht von Pavia" schildert den Kampf.48 Sie geht auf einen
Bericht des kaiserlichen Feldherrn selbst zurück. Am 23. Februar 1525 rückten die kaiserlichen
Truppen bis eine welsche Meile (1.8 km) vor die Stadt und bezogen dort ihr Lager. Zwischen

47 Laube/Seiffert (wie Anm. 43), S. 242f.

48 Anzeygung der neüwen zeytung wie es in der Schlacht von Pavia ergangen ist uff sant Matthis tag des heiligen
Zwoelffbotten ist der xxiiij.tag Februarij. Im jar Tausent Fünffhundert fünffundzweintzig, Johann Wörlin 1525,
Staatsbibliothek Berlin, Flugschrift 1525-13.

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