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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2010/0125
lien. Gabriel Sarat berichtete, dass die Türken sich mit Bocken und Igel an die Mauer der Stadt
herangemacht und die Mauer mit großen Löchern und Gräben unterhauen hätten. Man habe
den Türken 35.000 bis 60.000 Dukaten „als Geschenk", also als Lösegeld übergeben. Die Verteidiger
selbst hätten 3.000 Leute verloren, darunter 230 Ordensritter. Die Schrift Wörlins gibt
also einen authentischen Augenzeugenbericht von der Eroberung der Insel durch die Türken.

Drei Jahre später kam es auf dem Balkan zu einer weiteren großen Schlacht mit den Türken:
1526 brachen die Türken mit 60.000 bis 70.000 Mann, darunter 12.000 Janitscharen, gegen das
Königreich Ungarn auf, das eine Tributzahlung verweigert hatte. König Ludwig II. von Ungarn
schlug sein Heerlager mit 28.000 bis 30.000 Mann, meist Bauern, in der Nähe des südungarischen
Dorfes Mohäcs auf. Nach einem Angriff der Ungarn zogen sich die Türkischen Reiter
zurück und lockten die Ungarn in einen Hinterhalt, wo sie von der osmanischen Artillerie niedergeschossen
wurden. Die fliehenden ungarischen Einheiten wurden in die Sümpfe getrieben
und getötet. Über 24.000 ungarische Soldaten starben, darunter auch König Ludwig II. Wörlin
druckte 1526 einen Bericht über diesen Feldzug, der mit der Feststellung endete: Es stect leider
um das Hungerland nit wol Wo die ganze Christenheit nit dartzu thut, so ist zu besorgen,
das es Österreich bald auch treffen werd.51

Die Schlacht von Mohacs hat weltgeschichtliche Bedeutung: Durch Erbvertrag kam nach
dem Tode König Ludwigs II. das Königreich Ungarn an das Haus Habsburg und es entstand
die österreichisch-ungarische Doppelmonarchie.

Liedflugschriften

Der in Worms geborene Barbier und Wundarzt Hans Folz (ca. 1438-1513) ließ sich in Nürnberg
nieder und wurde Mitglied der Meistersinger, einer zunftmäßigen Vereinigung bürgerlicher
Dichter und Sänger. Er gilt als Reformator des Nürnberger Meistersangs. Er erweiterte die
bisher zugelassenen Töne der Alten Meister. Von ihm stammen an die hundert Meisterlieder
vorwiegend geistlichen Inhalts, die handschriftlich überliefert wurden. Außerdem arrangierte
er zwölf Fastnachtsspiele und Reimpaarsprüche, die er zeitweise in seiner eigenen Offizin in
Nürnberg (1479-1488) herausgab.52 In einer Flugschrift von 1522 druckte Johann Wörlin 1522
einen deftigen Schwank von zwei Eheleuten und von der Beichte zweier Frauen.53 Der Beichtvater
einer Gerberin und einer Schuhmacherfrau erlöste beide von ihren Nöten. Es handelt sich
um einen reinen Textdruck: Anstelle von Noten wird auf die bekannte Melodie von schilherß
hoffton verwiesen.

Der Augsburger Webermeister Jörg Preining/Georg Breuning (1440-1504) zog sich zeitweise
in eine Einsiedelei zurück und gründete eine mystische Gemeinschaft.54 Von ihm stammen
„Zwei Sendbriefe von der Liebe Gottes": Der Mensch müsse in seinem ganzen Tun und Lassen
immer Gott vor Augen haben. Gott sei die Liebe selbst und wer darin wohne, der wohne

51 Dizs büechlin saget von der grausamen und erschrockenlichen handlung und gethaten des Bluthunds der sich
nennt ein Türkischen keyser so er und die seinen nach eroberung der Schlacht uff den XXIX tag Augusti nechst-
uergangen an unsern mitbrüdern dUungerisch Landtschafften gantz unmenschlich triben ahat und noch tegli-
chen thuot, Johann Wörlin 1526, Nationalbibliothek Budapest, App. H.187.

52 Vgl. Johannes Janota: Hans Folz, in: Die deutsche Literatur des Mittelalters, Bd. 2, hg. von Kurt Ruh, Berlin
21980, Sp. 769-793; Die Meisterlieder des Hans Folz aus der Münchner Originalhandschrift und der Weimarer
Handschrift Q 566 mit Ergänzungen aus anderen Quellen, hg. von August L. Mayer (Deutsche Texte des Mittelalters
12), Berlin 1908.

53 Hie findest du zwey schöne lieder. Dis lied seit von zweyen e lütten wie sie mit ein ander lebten biß der man
starb. Dis lied seit von zweyen frown wie sie gebichtet han und was die ein einß gerberß wib, die ander ein
schuchmacherin und ist in des schilhers hoffton, Johann Wörlin 1522, Nationalbibliothek Wien, * 43.X.63.

54 Vgl. Friedrich Roth: Der Meistersinger Georg Breuning und die religiöse Bewegung der Waldenser und Täufer
im 15. und 16. Jahrhundert, in: Monatshefte der Comenius-Gesellschaft 13 (1904), S. 74-93.

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