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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2010/0132
Defensionslinien"7 ist irreführend überschrieben, da hier vielmehr der Versuch einer Typologie
der Wehrelemente vorgeschlagen wird. Eine umfassende archäologische Erforschung dieser
Denkmalgattung gibt es bislang nicht, sieht man von einzelnen Lesefundkomplexen und Son-
dageuntersuchungen ab. Nach historischen Überlegungen folgt abschließend ein aus denkmal-
pflegerischer Sicht höchst problematisches Kapitel zur „Präsentation der Defensionslinien in
der Öffentlichkeit" am Beispiel des Schanzen- und Dorfwegs in Gersbach.8 Während Straßburger
bis dahin absolut sachlich Fakten auflistet und bewertet, wendet er diesen Maßstab im
fraglichen Kapitel nicht mehr an. Der Kritik an dem Projekt „Schanzenweg"9, der damit verbundenen
Ausstellung und der Bewertung der über Jahre geleisteten Arbeit der AG Minifossi
als „Materialsammlung ohne Systematik"10 muss vonseiten der Denkmalpflege entschieden
entgegengetreten werden. Man kann eine Barock-Schanze anders rekonstruieren wie das Gersbacher
Beispiel im Gewann „Scherentann", etwa in einem experimentalarchäologischen Projekt
. Dies war aber in enger Abstimmung mit der Denkmalpflege nicht das primäre Ziel des
Vorhabens. Die Gestaltung von Informationstafeln an Objekten und Themenpfaden kann den
unterschiedlichsten Intentionen folgen. Beim Beispiel des Schanzenwegs wurde eine für interessierte
Laien gut nachvollziehbare Textebene gewählt, wobei die stimmigen Fakten auf einer
gesicherten Grundlage recherchiert wurden. Losgelöst vom Gersbacher Beispiel geht es
hier offensichtlich um die grundsätzliche Frage, wie weit die Präsentation eines historischen
Kontextes für Laien gehen darf, ohne in den Verdacht der Unwissenschaftlichkeit zu geraten.
Anders gefragt: Wie viel Denkmalpädagogik erlauben wir uns?

Ansätze, wie die moderne Forschung zu den barocken Schanzen im Schwarzwald aus denk-
malpflegerischer Sicht vorangetrieben werden kann, zeigt ein jüngst erschienener Beitrag auf.11
Neben der systematischen Erfassung historischer Schriftquellen und Karten ist eine archäologische
Prospektion unerlässlich. So belegt das Beispiel Murg, Rothausschanze, dass die archäologisch
nachgewiesene Schanze in Lage und Form von der im Plan dargestellten abweicht.
Dies zeigt die Notwendigkeit der archäologischen Untersuchung bedrohter Denkmale deutlich
auf. Eine Typologisierung und eine verbindliche Nomenklatur der Wehranlagen ist ein immer
noch ausstehendes Desiderat; nur auf einer solchen Grundlage kann Ungenauigkeiten in der
Ansprache von fortifikatorischen Elementen vorgebeugt werden.

Die „klassische" Erkundung von Schanzen über Luftbilder kann wegen der Bewaldung nur
in Ausnahmen herangezogen werden. In Zukunft werden die digitalen Geländemodelle, die auf
Messungen mit airborne LIDAR-Scan beruhen, immer wichtiger für die Erfassung großer
linearer Strukturen werden. Doch bei alldem wird die traditionelle Geländearbeit unerlässlich
bleiben. Nur durch die Überprüfung vor Ort kann man Gewissheit über die Objekte gewinnen.
Diese Aufgabe kann von der Denkmalpflege allein nicht geleistet werden. Bei der Erfassung
bedarf es der bewährten Unterstützung von vor Ort aktiven Gruppen, wie der AG Minifossi,12
und dem Kreis der überaus engagierten ehrenamtlichen Mitarbeiter der Denkmalpflege. Dies
gilt gleichermaßen für die Öffentlichkeitsarbeit. Hierbei spielt es keine Rolle, ob es sich um

7 Ebd., S. 92-100.

8 Ebd., S. 108-112.

9 Die Kritik an dem Projekt „Schanzenweg" ist nicht nachvollziehbar, zumal Straßburger daran selbst mitgewirkt
hat.

10 Strabburger (wie Anm. 6), S. 110.

11 Andreas Haasis-Berner/Johannes Lauber/Ute Seidel: Barocke Schanzen im Schwarzwald. Die Verteidigungsanlagen
auf den Schwarzwaldhöhen, in: Denkmalpflege in Baden-Württemberg 39/Heft 1 (2010),
S. 26-30.

12 Die Schüler-AG Minifossi der Friedrich-Ebert-Werkrealschule Schopfheim unter Leitung von Werner Stork
wurde für ihr Engagement insbesondere bei der Erforschung barocker Schanzen 2008 vom Nationalkomitee
Denkmalschutz mit der silbernen Halbkugel ausgezeichnet.

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