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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2010/0141
zeichnete man die Rosenkränze, die in Freiburg und Waldkirch zu jener Zeit aus Halbedelsteinen
hergestellt und europaweit verkauft wurden, als „Pacem". Der Münsterturm war mit seinem
völlig durchbrochenen Helm längst berühmt, bevor ihn Jakob Burckhardt zum „schönsten
Turm der Christenheit" oder „in der Welt" erklärte. Auch die „Bächle" gehörten wohl schon
seit dem 13. Jahrhundert zum außergewöhnlichen Bild der Stadt wie auch die Stadttore, wobei
eben um 1500 öffentlich angebrachte Uhren noch etwas Besonderes darstellten. Der Münsterturm
erhielt seine Uhr wohl um jene Zeit.

Vor 100 Jahren hat man in der Umgebung von Freiburg auf dem Land ein vierzeiliges Spottlied
gesungen, das der evangelische Pfarrer von Wolfenweiler, Johann Philipp Glock, in seinem
„Breisgauer Volksspiegel" abgedruckt hat:5

Waisch du au, wo Fryburg lit?
Fryburg lit im Tale,
Wo es schöni Maidli gitt,
aber au brutale.

Wieder taucht das Stereotyp von den schönen Mädchen als Epiteton der Stadt auf, das Hebel
freilich viel poetischer umschrieben hatte („Jumpfere wie Milch und Bluet"). Unerwartet
ist allerdings der Nachsatz, es gäbe hier auch andere, wobei das Adjektiv „brutale" wohl dem
Reim zum „Tale" geschuldet ist. Jedenfalls hat sich aber dieser Vierzeiler nicht bis in die Stadt
hinein ausgebreitet. Wem sollte er auch gefallen haben! Ohne Zustimmung in der Bevölkerung
konnten sich poetische Stadtansichten nicht halten; darin liegt eine entscheidende Einschränkung
des Aussagewertes dieser Quellengattung. Im Umkehrschluss gilt aber auch, dass diese
Texte meist ein gutes Indiz dafür abgeben, wie sich die Stadtbevölkerung gesehen haben wollte
und so wohl auch immer noch gern wahrgenommen wird.

Geschichten von Freiburg im Mittelalter

Kommen wir nun zu einem ganz anderen Typus von gereimten Stadtgeschichten, die im 19.
Jahrhundert verfasst wurden für das Bürgertum, das der Geschichte wie auch den Geschichten
überaus zugeneigt war. Es sind Gedichte, die von mehr oder minder sagenhaften Vorgängen der
Stadtgeschichte handeln, so die 17 Strophen über „Freiburgs Gründung", die ein K. Halbmann
verfasst hatte und die Heinrich Schreiber in seine 1867 gedruckte Sammlung „Volkssagen der
Stadt Freiburg im Breisgau und ihrer Umgebung" aufnahm. Als Gründer der Stadt galt dem
Autor des Gedichts Herzog Bertold von Zähringen. Gemeint war damit wie in der volkstümlichen
Tradition bis heute angenommen wird, Bertold III. (1111-1122). Dieser soll 1114 an einem
Feldzug Heinrichs V. gegen Köln teilgenommen haben und dort in Gefangenschaft geraten
sein. Da im Marktsgründungsprivileg für Freiburg 1120 auf das Kölner Stadtrecht Bezug
genommen wird, schien es der Sage nach plausibel, dass Bertold nach seiner Rückkehr in der
Breisgau unter dem Eindruck dessen, was er in Köln erlebt hatte, auch eine Stadt gründen
wollte. Dass in Wirklichkeit sein jüngerer Bruder Konrad das Marktprivileg erstellt hatte und
damit eine Siedlung, die bereits Bertold II. zu Füßen der Burg am Schlossberg um 1090 errichtet
hatte, ausbauen wollte, das hat erst die moderne Forschung herausgearbeitet. Immerhin
wird mit dem Bertoldsbrunnen im Zentrum von Freiburg bis heute Bertold (d.h. Herzog Bertold
III.) als Stadtgründer vorgestellt. Er bildet denn auch die zentrale Gestalt in dem Grün-

5 Johann Philipp Glock: Breisgauer Volksspiegel. Eine Sammlung volkstümlicher Sprichwörter, Redensarten,
Schwanke, Lieder und Bräuche in oberalemannischer Mundart. Ein Beitrag zur badischen Volkskunde für jedermann
, Lahr 1909 (Nachdruck Freiburg 1988), S. 152, Nr. 132.

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