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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2010/0150
und seinen Fuß; es entquillt ihnen ein marsischer Wein.
Erdbeerbringende Wäldchen umkleiden den sonnigen Scheitel,
die nie ein reißend Wild furchtbar dem Walde durchzieht.
An den Mauern wogt die schäumende Dreisam vorüber,
Goldforellen hegt sie in der brausenden Fluth.
Fleißig bebautes Land umschließet in zahlreichen Thälern
rings die Stadt, Phrygiens Fluren an Fruchtbarkeit gleich.
Nirgends lächelt (so dünkt es mich) ein milderer Himmel,
alle Wesen belebt eine gedeihliche Luft.

Wer rühmte nicht die Gräben von schimmernden Wällen umfangen,

wo oft der Feinde Macht in ihrem Sturme sich brach.

Schwer ist es, in kurzen Worten die Pracht zu umfassen,

die auf Straßen, und in Tempeln und Wohnungen herrscht.

Doch vor Allem prangt ein Thurm, ein dädalisches Kunstwerk,

Ephesus Wunderbau kam diesem Tempel nicht gleich.

Nimmer erwähne ich der vielen heiligen Stätten

und der Kirchen, die hier reichlicher Aufwand erbaut;

Noch der Hallen, mit fürstlicher Pracht und Größe gewölbet,

noch der Gebäude, werth, Herrscherpaläste zu seyn.

Auch nicht der mancherlei Schätze der Kunst und der herrlichen Häuser:

Wenn du die Straßen durchwallst, fesselt so Vieles den Blick.

Jedes Gebäude steigt von tiefen Grunde zum Giebel

steinern empor, hier ist nimmer ein hölzernes Haus.

Viele Kanäle durchziehen die Stadt mit klarem Gewässer,

und durch die Straßen irrt schnelle das Bächlein dahin.

Typisch für das Humanistenlatein, das der Übersetzung von Schreiber zugrunde liegt, ist u.a.
der elegante Redefluss, die poetische Umschreibung der Wirklichkeit, die dadurch in klassische
Schönheit gefasst wird. Typisch ist auch die Verwendung antiker Bilder oder Formeln. Der
Gesellschaft der Gebildeten (und wohl auch den Studenten der Alma Mater) konnten solche
Verse gewaltigen Eindruck machen. Freiburg und seine Universität sonnten sich gewiss gerne
in der Sonne solcher panegyrischen Lobgedichte.

Im Jahr 1515 kam der junge Philipp Engelbrecht (genannt Engentinus) aus Wittenberg, wo
er sein Studium begonnen hatte, nach Freiburg. Gleichsam als Bewerbungsschreiben verfasste
er ein Loblied auf die Stadt mit 430 wohl gedrechselten lateinischen Versen. Auch dieses Gedicht
wurde von Heinrich Schreiber im entsprechenden Versmaß ins Deutsche übertragen. Hier
wird der Abschnitt über die 1457 gegründete Freiburger Universität wiedergegeben:15

Durch Jahrhunderte irrten die Musen umher, und sie fanden
selten ein wirthliches Dach, das sie schützend empfieng.
Doch gewannen sie endlich die Tempel wieder: In Freyburg
gründete ihren Sitz Albert mit fürstlicher Huld,
Und die Dauer sichert er durch Stiftungen, die er
edel dem edelsten Zweck, menschlicher Bildung, geweiht.
Herrlich blühet sie nun, die Albertina, und nimmer
wird sie verblühn, da stets Austrias Erzhaus sie schützt.
Was dem hellen Blick des Geweihten die Muse entfaltet,

15 Abgedruckt in Freiburger Wochenblatt Nr. 73 vom 13.09.1815, S. 630, und Nr. 81 vom 11.10.1815, S. 701.

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