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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2010/0157
Für bar der Wunder hält und alter Sitten?
In einer Zeit, da wir verzagt erbleichen,
Wenn Riesenvögel durch die Lüfte streichen,
Die sich den Himmelsraum im Flug erstritten.

Hier hat ein Gott den Atem angehalten,
Als er den Weinberg schuf und seine Wunder
Wir aber stehen still, wenn immer runder

Die Rebe reift, und fühlen die Gewalten,
Die sich verwandelnd immer neu gestalten
- Und jäh versinkt des Alltags blinder Plunder

Der Friedhof an der Stadtstraße, der mit der Einrichtung des neuen Hauptfriedhofes als „Alter
Friedhof geschlossen wurde, geht auf die Zeit zurück, als die Stadt in den Jahren nach 1677
unter französischer Herrschaft zur Festung umgebaut wurde. In der Vorhalle der Michaelskapelle
im Alten Friedhof schuf ein Maler (vielleicht Simon Göser) Ende des 18. Jahrhunderts
einen berühmten Totentanz mit 12 Szenen, jeweils mit zweizeiligen Versen als Unterschrift. Sie
bezeugen, wie man vor Jahrhunderten noch die Allgegenwart des Todes wach gehalten hat.
Einige davon seien hier zitiert:22

Zum Tod des Kleinkindes:

Hier schlofft das kindt, dort ewig wacht

Weil ihm der Todt ein Music macht.

Zum Tod des Erstklässlers

Das ABC kaum schreibt der knab

Ruefft ihn der Todt schon in das grab.

Zum Tod des jungen Mädchens
Beim Haar der Todt ergreift den Kopf
Zu dieser wueth taugt ihm der Zopf.

Zum Tod der Dame

Mit aschen Zierth der Todt das Haubt

Die besser als der puder taugt.

Zum Tod des adligen Herrn

Zufahren Zu reuthen der Todt ist bereuth

Damit er den adel erhalte Zur beuth.

Zum Tod des Bettlers

Dem betler in der Hungers not

Der Todt ihm ist das liebste brodt.

22 Die Inschriften sind wiedergegeben in Julius Dorneich: Der Alte Friedhof in Freiburg im Breisgau, Freiburg
1967, S. 43-48. Zum Bilderzyklus vgl. Joachim Faller: Zur Außenbemalung der St. Michaelskapelle auf dem
Freiburger „Alten Friedhof", in: Schau-ins-Land 127 (2008), S. 47-59; Hans Georg Wehrens: Der Totentanz
im alemannischen Sprachraum. Vorbilder - Verbreitung - Bedeutende Darstellungen, in: Schau-ins-Land 128
(2009), S. 21-58, hierS. 56.

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