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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2010/0159
Geschichten aus dem 19. Jahrhundert

Eine nicht ganz alltägliche Geschichte soll sich in Freiburg zur Zeit des Vormärz im 19. Jahrhundert
zugetragen haben. Sie ist in einer alten Liedersammlung überliefert und wird auch von
Karl Steiff in seiner Sammlung geschichtlicher Lieder und Sprüche Württembergs (1912) ausdrücklich
erwähnt. Den Wahrheitsgehalt der Moritat mag man bezweifeln, doch konnte so etwas
, was hier erzählt wird, wohl durchaus passieren. Der Name Pistorius konnte bei ge-
schichtskundigen Breisgauern wohl Assoziationen zu jenem Geistlichen Johannes Pistorius
wecken, der als Berater dem 1590 zum Katholizismus konvertierten Markgraf Jakob von Ba-
den-Hachberg (Emmendingen) zur Seite gestanden hatte.24

Zu Freiburg lebt und tat viel Büß
Der Pfarrer Karl Pistorius.
Er, der zu Freiburg Pastor war,
Das Gute wollt' er immerdar...

Daselbst wohnt auch ein Mägdelein,
Die wollte gern Frau Pastor'n sein.
Verlockt ihn eines Abends spat,
Ein Knäblein war das Resultat...

Die Schand ertrug der Pastor nicht,
Er bracht mit einem Kirchenlicht
Das neugeborne Knäblein um.
Entsetze dich, o Publikum!...

Die arme Mutter starb vor Gram,
Eh sie noch aus den Wochen kam,
Und Kind und Mutter schlafen beid'
Den Schlaf der ewygen Seligkeit...

Dem Tod entging der Herr Pastor,
Er schifft sich ein nach Baitimor,
Und büßet dort im fremden Land
Die Schuld als Essigfabrikant...

Und die Moral von der Geschieht?
Verführe keinen Pastor nicht,
Denn einer von die Geistlichkeit
Ist wahrlich keine Kleinigkeit!...

Es ist wohl kein Bürger der Stadt so weithin geliebt und so sehr verehrt worden wie Karl von
Rotteck, 1775 in Freiburg geboren, mit 23 Jahren Professor für Weltgeschichte an der hiesigen
Universität, später Ordinarius auf dem Lehrstuhl für Vernunftrecht und Staatswissenschaft, Abgeordneter
im badischen Landtag, berühmt u.a. als Herausgeber des „Staatslexikons" und ge-

24 Wiedergegeben in: Allgemeines Deutsches Commersbuch, hg. von Friedrich Silcher und Friedrich Erk, Straßburg
1874, S. 523.

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