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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2010/0164
Und wieder zog ich durch die Stadt,
Es war noch früh am Morgen.
Nur wenige gaben mir's Geleit,
Zu teilen Lust und Sorgen.
Sie führten mich zum Karzer hin,
Ich öffnete mit leichtem Sinn.
Mein Schicksal war's auf Erden,
Der erste drin zu werden.

Walter Benjamin hat 1912/13 in Freiburg studiert (etwa zur gleichen Zeit wie auch Martin
Heidegger und wenige Jahre vor Joseph Goebbels - welche „Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen
!"). Später feilte er sein sprachliches Talent auch an Sonetten über seinen ehemaligen
Studienort, die er einem Freiburger Studienfreund gewidmet hat:30

Uns wird die Stadt noch einmal eigen sein,
denn alles seVge Glück ist Wiederkommen,
und wird wie Echo eines Walds vernommen,
dem viele Klüfte ihre Stimme leih fn.

Und dichte Stämme wurzelnd im Verein
der klaren Bäche, die den Wipfeln frommen.
Dort fangen Äste, die wie Kerzen glommen,
den äußern Tag um unsre Stirnen ein.

Und es ermisst das Auge Schaft an Schaft,
erspäht im Laub das glimmende Gesicht.
In bunten Scheiben brach sich solches Licht.

Aus Krypten ragte so der Säule Kraft.
Dort stand die Sonne im Zenith so finster,
und es ist wieder Mittag in dem Münster.

Heinrich Gassert, von Beruf Arzt in Freiburg, hat selbst Studentenlieder verfasst und gab
1927 ein „Studentisches Taschenliederbuch" heraus, das u.a. das folgende Lied von Eugen
Zimmermann (Altherrenmitglied der Freiburger Studentenverbindung Falkenstein) enthält. Es
klingt fast ein wenig nostalgisch. Drückt es die Stimmung der späten 1920er-Jahre aus? Der
Verfasser soll später ein engagierter NS-Mann geworden sein:31

Nun leb wohl, du Sitz der Musen,
Nun ade, du schöne Stadt.
Von dir scheiden mag nicht gerne,
Wer, wie ich, so lieb dich hat.

Lebt denn wohl, ihr alten Straßen
Und ihr Bächlein, frisch und klar.
Ach, ich weiß, ihr werdet rauschen

30 Walter Benjamin, Sonette, hg. von Rolf Tiedemann, Frankfurt a.M. 1986, S. 43, Nr. 86.

31 Abgedruckt in: Studentisches Taschenliederbuch, hg. von Heinrich Gassert, Freiburg 1927, S. 195.

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