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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2010/0172
Veröffentlichung von Reisebeschreibungen sah deshalb auch Johann Bernoulli (1744-1807, aus der
berühmten Basler Gelehrtenfamilie Bernoulli stammend, ab 1763 Mathematiker und Astronom in Berlin)
einen willkommenen, weil einträglichen Nebenerwerb. Von 1781 bis 1784 erschienen 15 Bände seiner
„Sammlung kurzer Reisebeschreibungen und anderer zur Erweiterung der Länder- und Menschenkenntnis
dienender Nachrichten", dazu 2 Supplement-Bände (1783 und 1787).

Fünf Berichte über Reisen in Südwestdeutschland werden im vorliegenden Band neu abgedruckt. Die
Texte sind gegenüber der Erstveröffentlichung geringfügig gekürzt, die Sprache wurde leicht modernisiert
. Erläuternde Hinweise beschränken sich auf Worterklärungen und knappe biografische Angaben zu
erwähnten Personen. Auf Sacherläuterungen haben die Herausgeber weitgehend verzichtet.

Den Reiseberichten vorangestellt ist eine ausführliche Einleitung zu den drei Autoren, unter denen
Heinrich Sander (1754-1782, Sohn des Köndringer SpezialSuperintendenten Nikolaus Christian Sander
und Professor für Naturgeschichte am Karlsruher Gymnasium) von besonderem Interesse ist. Von ihm
stammen die Beschreibung einer Reise von Karlsruhe über Hechingen und Konstanz zum Rheinfall von
Schaffhausen sowie die zweiteilige Schilderung einer Reise nach St. Blasien und des Aufenthalts im dortigen
Kloster. Ein anonymer Autor („Herr **r") verfasste den Bericht „Vom Schwarzwald und einigen an-
gränzenden Gegenden" (Donauquellen, Schwarzwald, Calw, Hirsau). Den Abschluss macht der Beitrag
des Augsburger Notars und Historikers Georg Wilhelm Zapf (1747-1810) über seine Bibliotheksreise von
Weingarten über Salem und St. Blasien nach Basel, Kloster Rheinau und Lindau. Sander und Zapf unternahmen
ihre Reisen 1781; der Anonymus schrieb im selben Jahr, schildert aber weiter zurückliegende
Beobachtungen.

Die vorliegenden Reiseberichte geben manche Sachinformation zu Orten, Personen und Verhältnissen
im deutschen Südwesten am Ende des 18. Jahrhunderts. Hervorzuheben sind Sanders eingehende Schilderung
der Klöster Gengenbach und St. Blasien sowie dessen anschauliche Darstellung der Edelsteinschleiferei
in Waldkirch, ferner Zapfs Bericht über Bücher und Archivalien in Klosterbibliotheken. Den
eigentlichen und größeren Wert der Reiseberichte wird man aber wohl darin sehen müssen, wie die Reisenden
jener Zeit Land und Leute sahen - oder meinten, sie für ihre Leser schildern zu müssen. Durchgehend
erscheint der Schwarzwald als „fürchterlich" und „schrecklich", wo der Blick von den Höhen in
„schwarze, schauderhafte Tiefen" geht; seine Menschen werden als misstrauisch, gewalttätig, schwerfällig
, eigensinnig und abergläubig dargestellt. Das positive Gegenbild bieten Städte und Klöster als Orte
eines gehobenen Lebensstils; hier herrschen gesitteter Wohlstand und Redlichkeit, öffentliche Sicherheit,
„Geist und Betragen", Pflege der Gelehrsamkeit, der Künste und der Geselligkeit. Sander sah Zeichen von
„Religionshass", Zapf „Hass und Intoleranz gegen Protestanten". Doch überwog bei letzterem die
Gewissheit, dass „unsere Zeit [...] Toleranz [predigt] und [dass] dies [...] auch alle vernünftigen Katholiken
gegen die Protestanten [beobachten]". Auffallend ist Sanders abschätziges Urteil über die Schweizer
(das schon die zeitgenössischen Kritiker rügten): sie seien grob, unwissend, kalt gegen Fremde, zudem
voll von dummem Stolz; was einst noch gut an ihnen gewesen sei, werde nun durch den französischen
Einfluss verdorben. So sind die aus dem Ende des 18. Jahrhunderts vorliegenden Reiseberichte Zeugnisse
der „Welt"-Sicht des bildungsbeflissenen deutschen Bürgertums und eine Quelle zur Mentalitätsgeschichte
. Horst Buszello

Die Burgen im mittelalterlichen Breisgau, Teil 2: Südlicher Teil, Halbband A-K, hg. von Alfons Zettler
und Thomas Zotz (Archäologie und Geschichte 16), Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2009, 429 S.,
253 Abb., zahlr. Karten.

Nachdem die ersten beiden Bände, die den nördlichen Breisgau umfassen, in den vergangenen Jahren erschienen
und in den Bänden 123 (S. 214f) und 127 (S. 178) dieser Zeitschrift besprochen worden sind,
liegt nunmehr der dritte Band des auf vier Teile angelegten Burgenbuchs vor. Er enthält im ersten Halbband
den südlichen Teil des Breisgaus bis zum Hochrhein, somit die Landkreise Freiburg-Hochschwarzwald
(südlich der Möhlin), Lörrach und Waldshut-Tiengen (Artikel A-K).

Die einzelnen Artikel behalten das bisherige Gliederungsprinzip bei: topografische Lage, Baubeschreibung
, Angaben zur topografischen Lage in den Kartenwerken, chronologische Darstellung der Burggeschichte
und ein sorgfältig ausgearbeitetes Literaturverzeichnis. Die Burgen werden in alphabetischer Reihenfolge
nach ihrem heutigen Gemarkungsort aufgelistet. Diese Zuordnung stiftet manchmal Verwirrung.
Selbst der Rezensent, der in der Nähe der Burg Rötteln wohnt und als Einheimischer mit den Gemeindegrenzen
durchaus vertraut ist, würde die Burg Rötteln eher unter „Lörrach" als unter „Haagen" suchen.

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