Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2010/0175
von 1946 bis 1951 verbrachte sie mit ihrem Mann in einem DP-Camp in Bayern, dann wagten sie die Auswanderung
nach Australien, organisiert und finanziert von der Hebrew Immigrant Aid Society. Bald begannen
sie, für die Rückreise nach Europa zu sparen. Sie ließen sich in München nieder, 1961 in Heidelberg
. Rosa Friedmann, die aus ihrer Zeit am russischen Gymnasium diese Sprache beherrschte, trug zur
Integration neu Angekommener bei und wagte die Reise in die alte Heimat zu den Gräbern der Vorfahren.
Auch Manja Evelevychsuslik, geboren 1921, schrieb einen persönlichen Migrationsbericht unter dem
Titel „Von Kiew nach Heidelberg".

Es ist schwer möglich, in einer Rezension alle Facetten dieses Buches auszuleuchten. Die Themen sind
vielfältig und die Autoren gehen ganz unterschiedlich zu Werk. Entstanden ist eine sympathische sachliche
Dokumentation der Israelitischen Religionsgemeinschaft Badens, die den Status einer Körperschaft
des öffentlichen Rechts besitzt und den Anlass „200 Jahre Oberrat" gerne wahrnimmt, um auf ihre Geschichte
zurückzuschauen. Renate Liessem-Breinlinger

Armin Kohnle: Kleine Geschichte der Markgrafschaft Baden (Regionalgeschichte - fundiert und kompakt
), G. Braun Buchverlag/DRW-Verlag Weinbrenner, Karlsruhe/Leinfelden-Echterdingen 2007, 206 S.,
Karten und Abb.

In einem weiten Bogen, beginnend mit den frühen Zähringern, schildert der Heidelberger Historiker
Armin Kohnle in unterhaltsamer Form die wichtigsten Stationen aus der Geschichte der Markgrafschaft,
immer wieder aufgelockert durch Stammbäume, Abbildungen, Karten, Erläuterungen - z.B. zum Kondominat
- sowie Schlaglichter. In diesen greift der Autor einzelne Themen auf wie den Bauernkrieg und die
Erbfolgekriege, die Konkordienformel und den Calvinismus sowie die physiokratische Theorie. Trotz seines
Hinweises, dass man das Land und seine Bevölkerung ebenfalls in den Blick nehmen müsse, fällt dieser
Teil doch dürftiger aus. Andererseits erfährt man, dass das (katholische) Baden-Baden 1583 bereits
den gregorianischen Kalender einführte, während man in Baden-Durlach noch beim julianischen blieb,
der zehn Tage im Rückstand war.

Als Kenner der Materie - was er bereits in seiner kleinen Geschichte zur Kurpfalz bewies - zeigt er die
Entwicklung dieses an sich nicht sehr bedeutenden Gebiets innerhalb des Reichs auf. Einige Stationen auf
dem Weg zu einem geschlossenen Territorium werden besonders herausgegriffen: 1356 ist bei einer Erbschaftsregelung
erstmals vom „Fürstentum, der Markgrafschaft zu Baden", die Rede. 1380 wird im sogenannten
„Heidelberger Vertrag" festgelegt, dass die Markgrafschaft, ein Reichslehen, in nicht mehr als
zwei Teile geteilt werden darf und dass beim Aussterben einer Linie deren Besitz an die andere Linie fallen
soll. Dieser Vertrag weist auf eine neue Vorstellung von Land und Herrschaft, die auf Unveräußerlichkeit
des Besitzes beruht. Als dann Christoph I. 1503 gezwungenermaßen einer Dreiteilung zustimmt,
sorgt das Schicksal für eine Rückkehr zum ursprünglichen Vertrag, denn einer der drei Söhne starb ohne
männliche Nachkommen. Damit blieb die Markgrafschaft bis 1771 zweigeteilt, in die Territorien Baden-
Baden und Baden-Pforzheim, später Baden-Durlach genannt. In der Reformationszeit führte diese Teilung
zusätzlich zu einer konfessionellen Trennung: Baden-Durlach wandte sich der neuen Religion zu, während
Baden-Baden - trotz hohen Anteils an evangelischer Bevölkerung - katholisch blieb. Mit dem Aussterben
der katholischen Linie vereinigte Markgraf Karl Friedrich die beiden Länder, obwohl er mit Baden-Baden
einen stark verschuldeten und „verwahrlosten" Staat übernahm, dessen Bevölkerung vorwiegend katholisch
war. Der der Aufklärung und der Physiokratie zugewandte Markgraf vergrößerte damit sein Territorium
, das jedoch immer noch ein „Flickenteppich" war. Erst mit dem Reichsdeputationshauptschluss von
1803 erhielt er ein zusammenhängendes und - durch Napoleons Gnade - auf das Doppelte angewachsenes
Gebiet. Seit 1806 regierte er als „königliche Hoheit" das neue Großherzogtum Baden, dessen Umfang
bis ins 20. Jahrhundert Bestand hatte.

Zur weiteren Vertiefung fügt Armin Kohnle ein kommentiertes Literaturverzeichnis an, in dem allerdings
das für die Wirtschaftsgeschichte der Markgrafschaft wichtige Buch von Albrecht Strobel „Agrar-
verfassung im Übergang. Studien zur Agrargeschichte des badischen Breisgaus vom Beginn des 16. bis
zum Ausgang des 18. Jahrhunderts" fehlt. Die „Fürstengeschichte" war dem Autor offenbar doch wichtiger
. Ursula Huggle

175


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2010/0175