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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2010/0183
damaligen Reiches. Es ist dem Verfasser gelungen, auf beschränktem Raum viel mitzuteilen auf der Höhe
des aktuellen Forschungsstands und mit konsensfähigen sensiblen Wertungen. In einer weiteren Auflage
könnte man sich ein Namensregister vorstellen. Renate Liessem-Breinlinger

Orts- und personengeschichtliche Literatur

550 Jahre Albert-Ludwigs-Universität, Bd. 3: Von der badischen Landesuniversität zur Hochschule des
21. Jahrhunderts, hg. von Bernd Martin, Verlag Karl Alber, Freiburg/München 2007, 832 S.

Der dritte Band der fünfteiligen Universitätsfestschrift zum 550-jährigen Hochschuljubiläum der Freiburger
Alma mater umfasst den Zeitraum von deren Übergang zur badischen Landesuniversität und festen
Etatisierung durch den Badischen Großherzog Ludwig im Jahre 1817 bis hin zur Volluniversität des
21. Jahrhunderts mit Errichtung einer Technischen Fakultät. 40 Mitarbeiter und Angehörige der Universität
vermitteln ein farbiges Bild dieser Epochen: Die napoleonischen militärisch-politischen Umwälzungen
des europäischen Staatengefüges, in denen das ehedem vorderösterreichische Freiburg zum neuen
Großherzogtum Baden zugeschlagen wurde und die Universität neben der protestantisch ausgerichteten
Heidelberger Hochschule als katholisch geprägter Gegenpol zum regierenden Hause in einem mehrheitlich
gleichgläubigen Umfelde konzipiert war, der auf die Befreiungskriege folgenden politischen Restauration
im Vormärz, die gerade unter der Studentenschaft zu heftigen Gegenreaktionen führte, die beginnende
Ausdifferenzierung der einzelnen Fachrichtungen in Medizin, Natur- und Geisteswissenschaften,
das Wachsen, Blühen und Gedeihen der materiell in besonderer Weise durch den badischen Staat geförderten
Universität, deren Lehrstühle mehr und mehr durch von außerhalb berufene Protestanten zu einem
„Netzwerk evangelischer Hochschullehrer" (Bernd Martin) mutierten und die katholische Theologie endgültig
zu einem Fach unter anderen relativierte, dann das Ende dieses „langen Jahrhunderts" in den
Feuerstürmen des Ersten Weltkriegs.

Die folgenden Abschnitte „Frontstadt-Universität" während des Weltkriegs, „Grenzland-Universität" in
Nachkriegszeit und ersten Republik, dann die Jahre des Nationalsozialismus, denen, wie üblich, ein proportional
ungleichgewichtiger Platz eingeräumt wird, dann erneut Besatzung und Nachkrieg, schließlich
die jüngste Zeit seit 1968 mit ihren tiefgreifenden strukturellen Änderungen in Gesellschaft und Hochschule
bieten ein facettenreiches, informatives und gut lesbares Abbild der Freiburger Universität in der
neueren und neuesten Geschichte. Zur Historie der Universität im Ersten Weltkrieg, zu der Roger Chicke-
ring eine Einführung lieferte, kann nun auf dessen mittlerweile erschienenes opus magnum zurückgegriffen
werden (vgl. die Rezension in diesem Band des „Schau-ins-Land"). Neben der Skizzierung der Entwicklung
in den einzelnen Wissenschaften beanspruchen Beiträge zur politischen Einstellung der
Freiburger Professorenschaft (Alexander Bangert) sowie die zunehmende Radikalisierung und Gleichschaltung
der Studentenschaft im Übergang von der Republik zum Führerstaate (Bernd Grün) erhöhte
Aufmerksamkeit. Natürlich dürfen dann auch Aufsätze zum Rektoratsjahr Heideggers (Bernd Martin) und
dessen Verhältnis zum Nationalsozialismus (Holger Zaborowski) nicht fehlen. Die geistige Überwindung
der Diktatur und ihre Wurzeln in der Freiburger Universität, bekannt geworden als „Freiburger Kreis", aus
denen Namen wie Constantin von Dietze und Walter Eucken herausragen, referiert der Beitrag von Nils
Goldschmidt.

Die erneute Nachkriegsphase unter französischer Besatzung stand unter dem Zeichen der „Entnazifizierung
" und eines vorsichtigen Neubeginnes (Silke Seemann), in dem auch die einst tonangebenden
studentischen Korporationen nach jahrelangen Auseinandersetzungen mit Rektorat, Verwaltung und der
Justiz, wieder ihren Platz im Hochschulgefüge suchten und allmählich auch fanden(Sebastian Kurtenacker
). Diese Zwischenphase einer Restauration der alten Ordinarienuniversität wurde jäh beendet durch
die seit 1967 einsetzenden hochschulpolitischen Unruhen, die zwar im milderen Freiburger Klima gegenüber
den beiden anderen alten Landesuniversitäten in Baden-Württemberg weniger gewalttätig verliefen
, dennoch tiefe Wunden im Lehrkörper reißen sollten. Allein drei Aufsätze (Carl Pietzcker, Dieter
Oberndörfer, Anne Ruprecht), darunter besonders eindrücklich der Augenzeugenbericht des Politologen
Oberndörfer, schildern diese für die universitäre Landschaft epochale Umbruchszeit. Überhaupt tragen die
teilweise autobiografische Züge aufweisenden Essays (wie z.B. des Romanisten Hans-Martin Gauger zur
Universität als Lernanstalt) erhellend zur Charakterisierung jener Zeit bei, in der sich offenbarte, wie we-

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