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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2010/0186
Ehemannes und ihrer Kinder weichen, / welche ... bitterlich weinten, als / sie von ihnen genommen wurde
in der Epidemie am Ende / des großen Krieges, am 8. Schwat [5]679, im Alter von 31 / Jahren und sie
wurde gemäß ihres großen Ansehens / in Ehren am 12. desselben beerdigt/Ihre Seele sei eingebunden im
Bündel der Lebendigen / Luise Epstein geb. Bär / geb. 12. Juli 1887 gest. 9. Jan. 1919.

Die Verstorbene liegt im Grab Nr. 379 (S. 133, Abb. S. 280). Das Zitat der Inschrift auf ihrem Grabstein
ist ein Beispiel für die Dokumentation von insgesamt 870 Gräbern, einschließlich der Denkmäler für
die Opfer der Schoah und zur Erinnerung an die Teilnehmer am Ersten Weltkrieg. Wiedergegeben werden
die deutschen oder hebräischen Inschriften - diese mit deutscher Übersetzung -, dazu wird gegebenenfalls
auf das Symbol hingewiesen, das den Grabstein ziert. Weitere Bemerkungen geben Aufschluss über
die Form und den Zustand des Grabsteins - manchmal auch über den Steinmetz - oder machen darauf
aufmerksam, welches Grabmal in den Abbildungsteil aufgenommen wurde. Soweit möglich, werden zusätzliche
Angaben zum Lebensweg der Verstorbenen erwähnt, die überwiegend auf der Datensammlung
des Freiburger Stadtarchivs zur Geschichte der jüdischen Gemeinde beruhen. Neben der Dokumentation
der Gräber und der Abbildung zahlreicher Grabsteine enthält der Band ein Glossar, ein Literaturverzeichnis
und ein Namensregister.

Die zitierte Inschrift ist ein schönes Beispiel für die Würdigung der Verstorbenen, wie sie früher üblich
war, aber heute kaum noch zu finden ist. Rüben Frankenstein geht in seiner Einleitung auf die Geschichte
und Gestaltung derartiger Inschriften ebenso ein wie auf die jüdische Grabkunst mit ihren Symbolen und
auf die Geschichte des jüdischen Friedhofs in Freiburg. Dokumentiert werden die Gräber des 1870 nach
vielen Schwierigkeiten eröffneten Friedhofs an der Hugstetter (heute Elsässer) Straße, der in absehbarer
Zeit voll belegt sein und dann durch einen bereits eingeweihten zweiten Friedhof im Stadtteil St. Georgen
ergänzt werden wird. Während des „Dritten Reiches" wurde der Friedhof mehrfach geschändet, aber auch
in der Nachkriegszeit gab es einige Male Hakenkreuz-Schmierereien. Hervorgegangen ist die Dokumentation
aus einer von Rüben Frankenstein geleiteten Lehrveranstaltung an der Universität Freiburg. Studierende
, die als Mitarbeiter genannt sind, haben hier ein besonderes Engagement bewiesen und gezeigt,
wie sinnvoll derartige Projekte sind.

Das Buch beeindruckt durch die außerordentlich kompetente, gründliche und sorgfältige Erarbeitung
dieser verdienstvollen Dokumentation. Sie stellt eine wichtige Quelle für weitere Forschungen zur Geschichte
der Juden in Freiburg und Umgebung dar, namentlich zu einzelnen Familien, zu ihrer Herkunft
und zur Sozialstruktur, aber auch zur Gestaltung von Grabsteinen, die Rückschlüsse auf die Lebenswelten
der betreffenden Familie erlauben. Vor allem trägt das Buch dazu bei, das Gedenken an die Verstorbenen
lebendig zu erhalten. Der jüdische Friedhof ist ein Ort „der Verbundenheit mit den Vorfahren". Die
Totenruhe darf nicht gestört werden, denn die Verstorbenen warten hier, bis der Messias kommt. Der
Friedhof gilt den Juden deshalb als „ein Stück Heimat" (S. 11). Heiko Haumann

Freiburg und seine Stadtteile, hg. von der Arbeitsgemeinschaft Freiburger Stadtbild e.V., Promo Verlag,
Freiburg 2007, 200 S., Färb-Abb.

E pluribus unum - 26 Stadtteile mit jeweils eigenem Gepräge machen Freiburg aus. Schon beim Durchblättern
des gut bebilderten Bandes, den die „Arge" zu ihrem 40. Geburtstag herausgegeben hat, vermittelt
sich die Vielfalt. Wer die Texte gelesen hat, kennt nicht nur Fakten zur Geschichte - etliche Stadtteile
sind deutlich älter als die Stadt - sondern das Lebensgefühl der Einwohner, das mehr noch als die Bausubstanz
, die geografische Lage oder die Verkehrs Situation die Atmosphäre und Ausstrahlung der Stadtteile
ausmacht. „Vertrautsein" bezeichnet Dieter Salomon im Vorwort als eine Säule der erfolgreichen
Arbeit der Arbeitsgemeinschaft Freiburger Stadtbild. Vertrautheit mit ihrem Stadtteil zeichnet auch die
Autoren aus, die hier zu Wort kommen. Etliche von ihnen sind in den entsprechenden Bürgervereinen engagiert
und damit in Institutionen, mit denen die „Arge" bei ihrem nicht immer konfliktfreien Kampf um
die Erhaltung von Kulturdenkmälern kooperiert. Meist geht es um die Erhaltung von historischer Bausubstanz
, aber auch um Technikgeschichte wie bei den Gondeln der Schauinsland-Bahn. Hermann Hein
führt in seinem Rückblick auf 40 Jahre diesen Fall als Beispiel für einen verlorenen Kampf an. Die Liste
der Erfolge steht in stattlicher Länge dagegen. Unvergessen ist die Langzeitwirkung der glücklichen Entscheidung
, beim Wiederaufbau die historischen Baufluchten, Grundrisse und Raum Verhältnisse zu
respektieren. In dem Zusammenhang fällt der Name des langjährigen Stadtbaumeisters Schlippe, der an
der Gründung der „Arge" aktiv beteiligt war.

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