Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2010/0189
Gastwirtschaften und Märkte mit ihren Traditionen. Die zwei Haslacher Museen werden vorgestellt:
Hansjakobmuseum mit Hansjakobarchiv und das Schwarzwälder Trachtenmuseum. Kurzbiografien von
45 Haslacher Persönlichkeiten runden das Bild ab.

Band 4 enthält den Anmerkungsapparat, das Quellen- und Literaturverzeichnis und ein Personenregister
. Wer sich bis Seite 1150 durcharbeitet, stößt auf ein Portrait des Autors dieser mit Herzblut und zähem
Fleiß erarbeiteten Stadtgeschichte und erfährt, dass er seit 1968 als ehrenamtlicher Leiter des Haslacher
Stadtarchivs tätig ist, seit seiner Pensionierung als Realschulkonrektor 1997 noch intensiver als zuvor.
Auch auf dem Gebiet der Denkmalpflege ist Manfred Hildenbrand geschätzter Mitarbeiter.

Renate Liessem-Breinlinger

Kurt Hochstuhl: Leo Wohleb - Pädagoge und Politiker (Prägende Köpfe aus dem Südwesten 6), DRW-
Verlag Weinbrenner, Leinfelden-Echterdingen 2010, 126 S., S/W-Abb.

Mehr als der ewige Neinsager, häufig unangepasst, manchmal unbequem, aber bis heute unvergessen und
beeindruckend: Leo Wohleb kann mit wachsendem zeitlichem Abstand gelassener und gerechter beurteilt
werden. Diese Aufgabe hat sich Kurt Hochstuhl, der Leiter des Staatsarchivs Freiburg, gestellt, nachdem
die in seinem Haus verwahrten Quellen zum Thema voll erschlossen sind: die Nachlässe Leo und Maria
Wohleb und die Regierungsprotokolle von (Süd)baden. Letztere liegen für die Zeit von 1945 bis 1949 sogar
gedruckt vor.

Hochstuhl behandelt die gesamte Biografie, beginnend mit der Prägung durch das katholische Elternhaus
und die Heimatstadt Freiburg, wo Wohleb nach einem glänzenden Abitur am humanistischen Gymnasium
Philologie studierte. Die Jahre von 1933 bis 1945 bedeuteten für den begabten Pädagogen, dessen
politische Heimat die Zentrumspartei war, „schwieriges Fahrwasser". 1934 verlor er seine Stelle als
Referent für alte Sprachen im Kultusministerium in Karlsruhe. Als „politisch Unzuverlässiger" und aufgefallen
durch ein verunglücktes Telefonat mit Gauleiter Wagner wurde er als Direktor an das kleinste humanistische
Gymnasium Badens versetzt: Hohenbaden in Baden-Baden. 1930/31 hatte er das Gymnasium
Donaueschingen geleitet. Sofort nach Kriegsende holten die Franzosen Leo Wohleb in das Ministerium
für Kultus und Unterricht: zunächst nach Karlsruhe, denn sie hatten gehofft, dass ihnen die Amerikaner
Nordbaden überlassen würden. Im Sommer zog die französische Militärregierung nach Freiburg um.

Hochstuhl stellt ausführlich Wohleb's überraschende und schnelle Karriere als Politiker dar: vom Hochschulreferenten
im Kultusministerium über den Parteivorsitz in der neugegründeten überkonfessionellen
Badischen Christlich-Sozialen Volkspartei, zum von den Franzosen ernannten Präsidenten des Staatssekretariats
der vorläufigen Regierung, dann zum gewählten Staatspräsidenten von Baden. 1949 unterschrieb
er als erster der Ministerpräsidenten der westdeutschen Länder in Bonn das Grundgesetz. Bekannt
ist Wohleb's Kampf gegen den Südweststaat, der im Grunde schon im September 1945 begann, als die
Amerikaner aus dem Gebiet nördlich der Autobahn Karlsruhe - Ulm das Land Württemberg-Baden bildeten
. Er endete für Wohleb und die Mehrheit seiner badischen Landsleute als Niederlage in der umstrittenen
Abstimmung 1951, wo nach vier Bezirken ausgezählt wurde.

Bevor Hochstuhl Wohleb's Regierungshandeln analysiert, erinnert er daran, wie schwierig die Rahmenbedingungen
in der französischen Zone waren, deutlich schlechter als in den beiden anderen Westzonen
: höherer Kapitalabfluss, umfangreichere Demontagen, vor allem deutlich größere Präsenz von
Angehörigen der Besatzungsmacht. Hochstuhl zitiert den deutsch-französischen Politikwissenschaftler
Alfred Grosser, der von der „Geißel der französischen Präsenz" spricht. Die unzureichende Ernährung der
einheimischen Bevölkerung war bis 1948 das größte Problem, wiederholte Demontagen bewirkten empfindliche
Rückschläge. Wohleb setzte auch in Krisensituationen auf Verhandeln mit den Franzosen statt
auf öffentlichkeitswirksame Proteste. Letztlich machte er auf diese Weise das Bestmögliche aus einer fast
ausweglosen Situation, aber es gab auch Zeitgenossen, auch innerhalb seiner Partei, die ihn als „Franzosenknecht
" kritisierten.

Lavieren und Taktieren habe Wohleb's Regierungshandeln häufig mehr geprägt als weltanschaulichpolitische
Konsequenz. Was die Entnazifizierung betrifft, war er anfänglich überzeugt vom dezentralen
französischen Modell mit örtlichen Untersuchungsausschüssen und Reinigungskommissionen. Sühne persönlicher
Schuld war das Ziel. Der Stimmung der Öffentlichkeit und seiner Partei folgend, begrüßte er jedoch
1947 die Einführung des amerikanischen Spruchkammerverfahrens, das Spötter als „Mitläuferfabrik
" bezeichnen. Eine ambivalente Haltung habe Wohleb's auch in der Frage der Bodenreform einge-

189


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2010/0189