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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2010/0190
nommen: anfänglich dafür, später dagegen. Es ist allerdings schwer nachzuvollziehen, dass er als Konservativer
sich wirklich vorstellen konnte, in die Eigentumsverhältnisse einzugreifen. Tatsache ist, dass
1948 unter Wohleb das sozialpolitisch fortschrittliche Betriebsrätegesetz zustande kam, das den Arbeitnehmern
weitgehende Mitbestimmung einräumte.

Ob das Fragezeichen hinter der Kapitelüberschrift „Erfolgreiches Regierungshandeln?" stehen bleiben
soll, lässt der Autor offen. Seine Gesamtbilanz fällt positiv aus, klingt aber nüchterner als die Formulierung
von Wilhelm Hausenstein, der in Wohleb eine „echtbürtige staatsmännische Gestalt von besonderem Rang"
sah. Der frühzeitige Brückenschlag über den Rhein ist eine der kulturpolitischen Leistungen aus der
Wohleb-Zeit, die keines Fragezeichens bedarf. - Einen Hinweis verdient die fünfseitige Zeittafel, auf der
alle Daten und Fakten zum schnellen Nachschlagen aufgelistet sind. Renate Liessem-Breinlinger

Elisabeth Irtenkauf/Klaus Hog: Die Baugeschichte des Klosters St. Märgen auf dem Schwarzwald,
eingebettet in die Klostergeschichte (ca. 1115-1860), Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2010, 376 S.,
zahlreiche Abb.

Das Augustinerchorherrenstift St. Märgen wurde ca. 1118 vom Straßburger Domprobst Bruno aus der
Familie der Grafen von Haigerloch-Wiesneck gegründet. Wiederholte Feuersbrünste, wirtschaftliche
Schwierigkeiten und innerklösterliche Schicksalsschläge führten nach der Mitte des 15. Jahrhunderts zur
Aufgabe des Schwarzwaldklosters und dem Umzug nach Freiburg. Der Rückkehr nach St. Märgen zu
Beginn des 18. Jahrhunderts folgte eine Blütezeit mit dem Bau einer barocken Anlage von Kirche und
Konventsbauten. Die Säkularisation brachte 1806 das Ende der Chorherren auf der Höhe. Der schwere
Brand 1907 zerstörte große Teile der Kirche, ein in den alten Formen gestalteter Wiederaufbau bildet bis
heute die Mitte des Ortes.

Wer heute die Baugeschichte des Klosters St. Märgen schreiben will, muss die archivalische Überlieferung
an Plänen und Beschreibungen, Handwerkerrechnungen und Tagebuchnotizen durchforsten.
Dieser mühsamen Aufgabe haben sich die Autoren Elisabeth Irtenkauf aus Löffingen und Klaus Hog aus
St. Märgen unterzogen. Dabei ist ein umfangreiches Kompendium entstanden, das durch die durchgehende
farbige Bebilderung und den überlegten mehrfarbigen Schriftsatz gefällt.

Die ersten Teile des Buches beschäftigen sich mit den völlig untergegangenen Vorgängerbauten der
Klosteranlage, wegen des Mangels erhaltener Bausubstanz ein problematisches Unterfangen. Die wenigen
belegbaren Fakten laden zu weiterreichenden Mutmaßungen ein, doch es kann letztlich kein klares
Bild der älteren Klosterbauten gewonnen werden, das die für St. Märgen wie für jede Klosteranlage anzunehmenden
Gebäude - Kirche, Kapitelsaal, Refektorium etc. - präziser zu bestimmen erlaubte. Die im
Rahmen der Forschungen für das Buch gemachten Radarmessungen des Bodens ergaben wenig Handfestes
, die Ergebnisse sind jedenfalls nicht in einem Plan wiedergegeben. Die alte Kirche wird im Bereich
des heutigen Chores vermutet und erstreckte sich wohl weiter als der heutige Bau nach Osten, während
im Bereich des heutigen Langhauses der ehemalige Friedhof lokalisiert wird. Einige Mauerreste in den
Kellern des heute bestehenden Klosterbaus werden wegen des verwendeten Baumaterials in die spätmittelalterliche
Zeit des Klosters datiert. Ein eigener Beitrag von Dieter Heim widmet sich den geologischen
Gegebenheiten. In den Mauerresten finden sich Anatexit-Gneisgesteine, die wahrscheinlich unmittelbar
vor Ort bei der heutigen Ohmen-Kapelle gebrochen wurden. Möglicherweise geht der Abbau dieser Steine
in die Gründungszeit des Klosters zurück. Die in rund fünf Kilometer Entfernung liegenden Buntsandsteinvorkommen
am Steinberg beim Fernhof in Neukirch, die besser zu bearbeitende Bausteine liefern,
waren offenbar noch nicht erschlossen. Doch sind am Ohmen auch noch in späterer Zeit, beispielsweise
1724, Anatexit-Steine gebrochen worden, so dass bei der Deutung Vorsicht geboten ist. Da im Hochschwarzwald
kein Kalkstein ansteht, war auch die Versorgung der Baustelle mit dem für den Mörtel
benötigten Kalk immer wieder problematisch, später wurde Kalk von Osten aus Löffingen beigebracht.

Bereits die Brände von 1284 und 1430 zerstörten die ältesten Bauten. Nach dem Verkauf der Herrschaft
St. Märgen an die Stadt Freiburg im Jahr 1462 zogen die Chorherren aus St. Märgen ab und gingen nach
Freiburg, wo sie nun in der Probstei Allerheiligen im Stadtteil Herdern lebten. Dennoch verblieb ihnen in
St. Märgen die Verantwortung für die Pfarrseelsorge und damit für den Bau der Pfarrkirche und des Pfarrhauses
. Ein weiterer Brand im Jahr 1560 reduzierte den dortigen Baubestand erneut. Die in den Quellen
wiederholt auftretende Johanneskapelle wird als zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Stellen
unter dem gleichen Patrozinium erbaute provisorische Kapelle für die Pfarrgottesdienste gedeutet.

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