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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2010/0194
Hans Sigmund: 1000 Jahre Herdern. Vom ehemaligen Winzerdorf zum „Klein-Nizza" von Freiburg.
Chronik des Freiburger Stadtteils Herdern, Lavori Verlag, Freiburg 2007, 416 S., zahlreiche Abb.

Pünktlich zum Doppeljubiläum 2007/2008, der 550-jährigen Zugehörigkeit Herderns zu Freiburg und dem
tausendsten Jahrestag seiner Ersterwähnung, erschien die „Chronik des Freiburger Stadtteils Herdern" aus
der Feder von Hans Sigmund.

Ortsgeschichten sind heute meist Teamarbeit, denn ein einzelner Bearbeiter vermag in der Regel die
Fülle des Stoffes kaum zu bewältigen. Hans Sigmund, ein „Herdermer" mit fester Verwurzelung im Ort
und den lokalen Vereinen zum einen und ein guter Kenner des Stadtteils und seiner Geschichte zum anderen
, hat dieses ambitionierte Unterfangen im Alleingang in Angriff genommen. Das Ergebnis ist eine in
übersichtliche Kapitel gegliederte, gut lesbare und ansprechend bebilderte Publikation, die bei ihrer Zielgruppe
, den Bürgern und Bürgerinnen von Herdern, sicher großen Anklang findet.

In den Eingangskapiteln (35 von 415 Seiten) skizziert Sigmund die Geschichte Herderns von den Anfängen
bis zum Erwerb des Winzerdorfes durch die Stadt Freiburg 1457. Herdern wurde - genau wie die
Wiehre, Zähringen und Gundelfingen - in einer Urkunde König Heinrich IL, in der Bischof Adalbero von
Basel das Jagdrecht verlieh, erstmals erwähnt. Die Auseinandersetzungen um Dorf und Dinghof Herdern
nach dem Aussterben der Zähringer im Jahr 1218, die 1191 als Besitzer belegt sind, werden nur gestreift.
In der Annahme, dass der Ort nach dem Verkauf an Freiburg 1457 die Geschichte der Breisgaumetropole
teilt, bricht der chronologische Teil hier ab. Die Entwicklung Herderns zum bevorzugten Wohngebiet der
„Pensionopolis" Freiburg, zum „Klein-Nizza", wird in dem thematisch strukturierten Hauptteil des Buches
dargestellt. Die Stärke seiner daher etwas missverständlich als „Chronik" betitelten Publikation liegt
auch mehr in diesem Teil, in den Kapiteln zu Vereinen, Festen, Gasthäusern und vor allem Straßen. Diese
sachthematischen Abschnitte, in denen bis auf die Mikroebene der Hausgeschichte hinuntergegangen
wird, demonstrieren Sigmunds großes Detailwissen zur Ortsgeschichte Herderns. Unbefriedigend ist hingegen
, wenn der Autor etwa im Rahmen der Vorstellung des Aschoffplatzes den Namenspatron, den
Pathologen Ludwig Aschoff, kurz portraitiert und dabei neben den Lebensdaten die Anekdote vom weit
gereisten „feinen Herren", den seinen Studenten bei seiner Rückkehr mit einem Fackelzug begrüßten,
anführt. Auf die - mittlerweile gut erforschte - politisch ambivalente Haltung des Mediziners, geht er
dagegen nicht ein.

Neben den Archivalien im Stadtarchiv Freiburg und im Archiv des Erzbistums Freiburg stützt sich Sigmund
auf die Materialsammlung der Freiburger Ehrenbürgerin Philomene Steiger, der das Werk gewidmet
ist. Ein großes Verdienst des Autors ist die Heranziehung der oral history in Form vieler Interviews
mit alteingesessenen Herderner Bürgern und Bürgerinnen über ihre Erinnerungen und die ihnen überlieferten
Erzählungen ihrer Eltern und Großeltern. Das ermöglicht nicht nur Aussagen zur Alltagsgeschichte,
sondern verleiht dem ganzen Buch Lebendigkeit und Authentizität. Kritisch anzumerken ist allerdings,
dass Sigmund „zu Gunsten der Lesbarkeit" (S. 6) auf den Anmerkungsapparat verzichtet, obwohl z.B.
Endnoten den Lesefluss nicht behindern würden. Auch das Quellen- und Literaturverzeichnis sowie der
Bildnachweis genügen wissenschaftlichen Ansprüchen nicht. Aber vermutlich werden das Vorgenannte
und der Verzicht auf wissenschaftliche Forschung oder die Darstellung nationalsozialistischer Verstrickungen
dem Erfolg des Werkes keinen Abbruch tun, sondern - ganz im Gegenteil - sogar zu seiner
guten Resonanz in Herdern beitragen. Christiane Pfanz-Sponagel

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