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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2011/0015
wenn die Burg- oder Schlosskapelle geweiht war,5 so machte auch Stürtzel sein Stadtpalais zu
einem „richtigen", „autarken" Adelssitz. Deutlicher als mit einem solchen Stadtschloss konnte
er seinen hohen sozialen Rang nicht dokumentieren (Abb. 1).

Diesen Rang hatte er selber errungen. Er war aufgestiegen aus dem Bürgertum der kleinen
fränkischen, teils würzburgischen, teils fränkisch-hohenzollerischen Stadt Kitzingen am Main.
Auf welche Weise Stürtzel diesen Aufstieg geschafft hat, mit welchen Fähigkeiten und Mitteln
und in welchen Etappen, das soll der Gegenstand der folgenden Darstellung sein. Die Quellen
für eine solche Darstellung sind fast allein amtliche Schriftstücke, zunächst solche der
Universitäten, dann solche der landesherrlichen und städtischen Archive, nur wenige bibliothekarische
Quellen kommen in Betracht. Aber private Aufzeichnungen, wie es sie von nicht wenigen
zeitgenössischen Gelehrten gibt, private Briefe oder Gedichte, zum Druck gebrachte wissenschaftliche
Werke gibt es von ihm nicht.

Die Universitätskarriere

Das früheste Zeugnis über Konrad Stürtzel bietet die Heidelberger Universitätsmatrikel. Darin
wurde Ende Dezember 1453 oder Anfang Januar 1454 als Scholar eingetragen: Conradus
Stirtzel de Kitzingen, Herbipolensis Diocesis, Konrad Stirtzel aus Kitzingen, Würzburger Diözese
. Die Bücher der Artistenfakultät verzeichnen den Erwerb des Grades eines baccalaureus
artium viae modernae zwei Jahre später und den eines magister artium noch einmal zwei Jahre
später, im März 1458.6 Heidelberg war damals noch die einzige Universität im deutschen
Südwesten, die Universitäten in Basel, Freiburg, Tübingen, Mainz und Trier bestanden bei
Stürtzels Studienbeginn noch nicht.

Die Heidelberger Daten müssen für einige Rückschlüsse herhalten. Stürtzels Geburtsdatum
kann bislang nur aus seinem Heidelberger Immatrikulationsdatum erschlossen werden. Es wird
meist mit ca. 1435 angegeben. Weil die Anfänger im Schnitt 15, 16 Jahre alt waren, dürfte
Stürtzel etwa 1437 geboren sein. Außerdem vermerkt die Fakultät, dass Stürtzel die Prüfungsgebühren
bezahlt hat. Er wurde also nicht wegen Mittellosigkeit als „pauper" von der Gebührenzahlung
befreit. Auch hat er mit zweimal zwei Jahren bis zum Magistergrad zügig studiert,
er brachte also hinreichende Lateinkenntnisse mit - das gesamte Studium fand ja in lateinischer
Sprache statt -, auch brauchte er offenbar nicht wie so manch anderer das Studium wegen
Broterwerbs zu unterbrechen. Der frisch promovierte Magister Konrad Stürtzel hatte den Statuten
zufolge noch zwei Jahre zu unterrichten. Dies wird Stürtzel getan haben. Aber in eben dieser
Zeit warb Matthäus Hummel, ebenfalls an der Heidelberger Universität ausgebildet, den
Erzherzog Albrecht VI. 1456 zum Freiburger Gründungsrektor ausersehen hatte, in Wien und in
Heidelberg Lehrer für die im April 1460 zu eröffnende neue Universität an.7 Drei Heidelberger
verpflichtete er, alle drei Mainfranken: die zwei Kleriker Johannes Kerer aus Wertheim, der später
das Collegium Sapientiae in Freiburg stiftete,8 und Kilian Wolf aus Haßloch bei Wertheim, der in
Heidelberg Rektor war, als Stürtzel dort immatrikuliert wurde, und als Freiburger Münsterpfarrer

5 Vgl. Gerhard Streich: Burg und Kirche während des deutschen Mittelalters. Untersuchungen zur Sakraltopographie
von Pfalzen, Burgen und Herrensitzen (Vorträge und Forschungen Sonderband 29), Sigmaringen 1984.

6 Die Matrikel der Universität Heidelberg, Bd. 1: Von 1386-1553, bearb. und hg. von Gustav Toepke, Heidelberg
1884, S. 276; ebd., Bd. 2: Von 1554-1662, Heidelberg 1886, S. 396; die Schreibung des Familiennamens lautet
im Bakkalaren- und im Magisterverzeichnis Stertczel.

7 Dieter Mertens: Von der Supplik zur Eröffnungsfeier. Das Gründungsjahrfünft der Universität Freiburg, in: 550
Jahre Albert-Ludwigs-Universität, Festschrift, Bd. 2: Von der hohen Schule zur Universität der Neuzeit, hg. von
Dieter Mertens und Heribert Smolinsky, Freiburg/München 2007, S. 11-45, hier S. 28 und 36f.

8 Adolf Weisbrod: Die Freiburger Sapienz und ihr Stifter Johannes Kerer von Wertheim (Beiträge zur Freiburger
Wissenschafts- und Universitätsgeschichte 31), Freiburg 1966, S. 39-58.

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