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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2011/0016
1474 starb;9 und als dritten den erheblich jüngeren Laien Konrad Stürtzel. So gehörte Stürtzel
bei der Eröffnung der Universität zu den ersten Lehrern der Artistenfakultät.10 Anfangs hatte er
noch keine besoldete Stelle, sondern lebte von den Hörergeldern. Doch als Kilian Wolf 1465
Münsterpfarrer wurde und seinen bezahlten Posten als einer der Bursenleiter aufgab, rückte
Stürtzel nach. Als Artistenmagister erklärte er in Vorlesungen und Übungen im Lauf der Jahre
alle für den Erwerb des Bakkalaureats und des Magisteriums vorgeschriebenen Bücher des
Aristoteles und die übrigen Lehrbücher der Artes liberales. Mit der Erklärung der Grammatik
des Eberhard von Bethune, dem sogenannten „Graecismus", fing er 1461 an. Die Verteilung der
zu behandelnden Bücher nahmen die Magister der Artistenfakultät jedes Jahr am 1. September
vor. 1465 beispielsweise bestimmte der Verteilungsplan: Magister Conradus Stürtzel libros
Elenchorum et de Celo et mundo pro annexo, Magister Konrad Stürtzel übernimmt die Bücher
des Aristoteles über die Widerlegungsbeweise und als Zusatz die Bücher „Uber den Himmel und
die Erde";11 1467: Magister Conradus Stiertzel libros de anima etproporciones, Konrad Stürtzel
übernimmt Aristoteles' Schrift De anima und die Proportionenlehre in Geometrie und
Arithmetik des Thomas Bragwardinus.12 Einer von Stürtzels Kollegen war laut diesem
Verteilungsplan der nachmals als Straßburger Prediger zu Ruhm gelangte Johannes Geiler von
Kaysersberg. Geiler zählte zu den jüngeren, schon von der Freiburger Fakultät promovierten
Magistern; er übernahm 1467 aristotelische Schriften zur Logik und zur Metaphysik. Aus den
Matrikeln und Fakultätsprotokollen kann man u.a. entnehmen, dass sich viele der nachmals führenden
Leute nicht erst auf der politischen Bühne der Höfe und Reichstage kennen lernten, sondern
sich bereits auf den Universitäten begegnet waren. Manche bekannten sich später ausdrücklich
als Stürtzels Schüler, so der Theologe Jakob Wimpfeling, alsbald Wortführer der oberrheinischen
Humanisten,13 und der Jurist Ulrich Molitoris, der 1489 sein in Form eines Dialogs
gehaltenes Gutachten über Hexen dem Urteil seines vormaligen Lehrers (und nunmehrigen
Ratskollegen) Konrad Stürtzel unterwarf, bei dem er Rhetorik und Jurisprudenz studiert habe.14

9 Heinrich Schreiber: Geschichte der Albert-Ludwigs-Universität zu Freiburg im Breisgau, Bd. 1: Von der ältesten
Zeit bis zum Tode Herzogs Berthold V. von Zähringen, Freiburg 1857, S. 49 und 52; Die Matrikel der
Universität Freiburg i.Br. von 1460-1656, Bd. 1: Einleitung und Text, bearb. und hg. von Hermann Mayer,
Freiburg 1907, S. 3; Das Jahrzeitbuch des Münsters zu Freiburg im Breisgau (um 1455-1723), Teil B: Text, hg.
von Erwin Butz (Forschungen zur oberrheinischen Landesgeschichte 31 B), Freiburg 1983, S. 62f., Nr. 150
(Jahrgedächtnis zusammen mit Konrad Stürtzel und Familie) und S. 241, Nr. 557.

10 Schreiber (wie Anm. 9), S. 50 und 57f.; Matrikel Universität Freiburg (wie Anm. 9), S. 4. Als Dekan der
Artistenfakultät amtierte Stürtzel vom 31. Oktober 1464 bis 30. April 1465, Universitätsarchiv Freiburg (UAF),
B038/009, Protokoll der Philosophischen Fakultät (Acta Facultatis artium) I (digilib.ub.uni-freiburg.de/docu-
ment/321033884/pdf/ 321033884.pdf), fol. 17r-19v; vgl. auch die Liste der Dekane auf der Website des UAF:
www.uniarchiv.uni-fireiburg.de/unigeschichte/dekanealt/view.

11 UAF, B038/009 (wie Anm. 10), fol. 3r (1461) und 22r (1465). Diesen Verteilungsplan druckt Schreiber (wie
Anm. 9), S. 50f.

12 UAF, B038/009 (wie Anm. 10), fol. 35r. Die unrichtigen Daten zur Lehrtätigkeit Stürtzels bei Bücking, Geschlecht
(wie Anm. 1), S. 241, sind jüngst wiederholt worden von Michael Bärmann: Nochmals: ein Eintrag zu
Johannes Pauli im Anniversarbuch des Freiburger Franziskanerklosters, in: Amsterdamer Beiträge zur älteren
Germanistik 63 (2007), S. 221-234, hier S. 225 und 227.

13 Vgl. Dieter Mertens: Die Bursen und die Lehre, in: Freiburger Universitätsblätter 184 (2009), S. 49-63, hier S.
51. Wimpfeling hatte 1466 Stürtzel zum Prüfer im Bakkalaureatsexamen gewählt; siehe UAF, B038/009 (wie
Anm. 10), fol. 33r. Gelegentlich wird Geiler von Kaysersberg als Schüler Stürtzels bezeichnet, doch dafür gibt es
keinen Beleg. Stürtzel war weder beim Bakkalaureatsexamen noch beim Magisterexamen Geilers Prüfer, beim
Magisterexamen war dies vielmehr Kilian Wolf; vgl. ebd., fol. 5v und 13r + v.

14 Ulrich Molitoris: De lamiis et pythonicis mulieribus, 1489 verfasst, seither vielfach gedruckt (Gesamtkata-log
der Wiegendrucke [GW], hg. von der Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz, Bde. 1-11 [Buch-stabe
H], Stuttgart 1925-2008, M25151-M25195; Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke
des 16. Jahrhunderts, Bd. 16, hg. von der Bayerischen Staatsbibliothek in München, Stuttgart 1990, ZV 21610),
Widmungsbrief an Erzherzog Sigmund von Tirol: quoniam eundem [sc. Stürtzel] pristinis temporibus in precep-
torem et magistri locum habui, eloquentie etiam elementa iurisque sententias adhuc iuvenis suxi hodieque suge-
re desiderem. Vgl. Ulrich Molitoris: Schriften, hg. von Jörg Mauz (Studien zur Kulturgeschichte 1), Konstanz

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