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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2011/0017
Die Lehrtätigkeit in der Artistenfakultät übte Stürtzel bis 1470 aus.15 Daneben studierte und
lehrte er - wohl ab 1470 - in der juristischen Fakultät. Zweimal bekleidete er das Amt des Rektors,
1469 und wieder 1478/79.16 Beim zweiten Mal führte er bereits den juristischen Doktorgrad, er
hatte wohl ihn um 147517 im Jus canonicum erworben. Bald nach diesem zweiten Rektorat
scheint Stürtzel die Universitätskarriere durch den gänzlichen Übertritt in den Fürstendienst beendet
zu haben. Die Juristerei war, anders als die Theologie, eine einträgliche Wissenschaft, mit
ihr konnte man als Gutachter oder Rat gutes Geld verdienen oder als Kleriker üppig ausgestattete
Kanonikate an Stiftskirchen erreichen. Als Doktor des Rechts brachte Stürtzel die entscheidende
Voraussetzung für eine Karriere als bürgerlicher Rat mit. Die Fürsten spannten für diplomatische
Missionen zu Höfen anderer Fürsten meist einen Adligen mit einem promovierten
Nichtadligen zusammen. Der Adlige, der in der Regel, selbst wenn er studiert hatte, dennoch
keinen Grad erworben hatte - um den Adel nicht zu verdunkeln, wie man sagte -, sollte die
ständische Qualität der Gesandtschaft sichern, der Promovierte den juristischen Sachverstand.
Am sichersten fand ein Nichtadliger den Weg in die Ratsgremien der Fürsten und der Reichsstädte
über den an einer oberitalienischen Universität, insbesondere in Bologna, Padua oder Pavia, erworbenen
Doktorgrad, sei es im ius utrumque, im Kirchenrecht oder im Römischen Recht.
Stürtzels politische Karriere zeigt immerhin, dass man als Jurist auch ohne Bologna etwas werden
konnte.

Die politische Karriere I: Vorlande und Tirol18

Erzherzog Sigismund von Tirol und Vorderösterreich hatte sich um 1470 politisch in eine
schwierige Situation manövriert.19 Er hatte das habsburgische Elsass 1469 an Herzog Karl den
Kühnen von Burgund verpfändet, 1474 wollte er dies wieder rückgängig machen, war dabei
aber auf die Eidgenossen und Frankreich angewiesen. König Ludwig XI. von Frankreich, ein
Virtuose der Politik, spielte die Eidgenossen und Sigismund gegeneinander aus. Sigismund
benötigte juristischen Rat und griff dafür auf „seine" Universität zurück, Freiburg war die einzige
in seinen Landen. So ist Stürtzel 1474 erstmals in diplomatischen Diensten Sigismunds

1997, S. 69; die deutsche Version S. 139. In den Freiburger Matrikeln ist Molitoris jedoch nicht nachzuweisen.
Jörg Mauz: Ulrich Molitoris. Ein süddeutscher Humanist und Rechtsgelehrter, Wien 1992, geht auf die Frage
einer Freiburger Studienzeit und ihre Datierung gar nicht ein; zur Schrift siehe S. 75-89.

15 Ab Herbst 1470 kommt Stürtzel in den Aufstellungen der Lehrveranstaltungen der Artistenfakultät nicht mehr vor.

16 Matrikel Universität Freiburg (wie Anm. 9), S. 42 und 66. Vgl. Dieter Speck: Verzeichnis der Rektoren, in:
Freiburger Universitätsblätter 137 (1997), S. 149-186, hier S. 151f, und auf der Website des UAF: www.uniar-
chiv.uni-freiburg.de/unigeschichte/rektoren/view.

17 Stürtzel wird in dem Anniversareintrag für Kilian Wolf, gest. 10. Dezember 1474, im Jahrzeitbuch des Münsters
mit dem Doktortitel genannt; vgl. unten bei Anm. 35.

18 Steven W. Rowan: „Conrad Stürtzel", in: The Holy Roman Empire: A Dictionary Handbook, hg. von Johann W.
Zophy, Westport 1980, S. 469f. Eine knappe, zusammenfassende Skizze der politischen Karriere Stürtzels gibt
Hermann Wiesflecker: Kaiser Maximilian I., Bd. 5: Der Kaiser und seine Umwelt. Hof, Staat, Wirtschaft,
Gesellschaft und Kultur, München 1986, S. 228-230; zu den einzelnen Etappen ebd., Bd. 1: Jugend, burgundisches
Erbe und Römisches Königtum bis zur Alleinherrschaft 1459-1493, München 1971, S. 254-263; ebd., Bd.
2: Reichsreform und Kaiserpolitik, München 1975, S. 248f, 261-263, 282, 305-309 und 407-409; ebd., Bd. 3:
Auf der Höhe des Lebens, München 1977, S. 136 und 183; Irmgard Rannacher: Dr. Konrad Stürtzel von Buchheim
im Dienste Kaiser Maximilians I. in den Jahren 1490 bis 1509, Diss., masch., Graz 1976; Heinz
Noflatscher: Räte und Herrscher. Politische Eliten an den Habsburgerhöfen der österreichischen Länder 1480-
1530 (Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz, Abt. Universalgeschichte 161), Mainz
1999, S. 44-52, 59-65 u.ö., vgl. Register S. 491. Nach der vergleichenden Untersuchung von Christian Wieland:
Status und Studium. Breisgauischer Adel und Universität im 16. Jahrhundert, in: ZGO 148 (2000), S. 97-150, hier
bes. S. 123, war Stürtzels Karriere die erfolgreichste im weltlichen Bereich.

19 Zum Folgenden vgl. Wiesflecker (wie Anm. 18), Bd. 1; Wilhelm Baum: Sigmund der Münzreiche. Zur
Geschichte Tirols und der habsburgisehen Länder im Spätmittelalter (Schriftenreihe des Südtiroler Kulturinstitutes
14), Bozen 1987, S. 325-350; Ders.: Die Habsburger in den Vorlanden 1386-1486, Wien u.a. 1993, S. 548-601.

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