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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2011/0022
von der Universität heiratete also in eine Familie der städtischen Führungsschicht ein. Der
Anniversareintrag im Jahrzeitbuch des Münsters, den Konrad Stürtzel, bereits Doktor, und
Elisabeth für den Ende 1474 verstorbenen Kilian Wolf, für sich, Konrads Schwester Dorothea,
Andreas Stürtzel, wohl ihren Vater, und dessen ungenannten Bruder gestiftet haben, nennt keine
Kinder. Stürtzels erste Ehe scheint kinderlos geblieben zu sein. Der älteste Sohn aus der zweiten
Ehe, der schon erwähnte Konrad Stürtzel d. J., hat das 1528 von Hans Baidung Grien visierte
, gegen 1530 von der Ropstein-Werkstatt fertiggestellte Glasfenster in der Stürtzelkapelle des
Münsters konzipiert (Abb. 3 und 4): Es zeigt ausschließlich die zweite Familie Stürtzels,44 dazu
Jakob, den Vetter des jüngeren Konrad, über den allein das Geschlecht sich fortsetzte, und dessen
Vater Bartholomäus. Die erste Ehefrau kommt auf dem Glasfenster nicht vor. Stürtzels zweite
Ehefrau hieß Ursula Laucher (Loucher, Locher, Locherer, gest. 30. Januar 1518) und stammte
ebenfalls aus einer ratsfähigen Freiburger Familie.45 Aus dieser Ehe sind vier Söhne und zwei
Töchter bekannt, die Söhne Konrad (gest. 1530), Georg (gest. ca. 1509),46 Christoph (gest. 1524)
und Maximilian (gest. zwischen 1517 und 1522),47 die drei letzteren alle geistlich, und die
Töchter Anna (verheiratet mit Michael von Blumeneck) und Elisabeth (verheiratet mit Wolf von
Andlau).48 Wenn der älteste Sohn Konrad das erste Kind war, wurde die Ehe mit Ursula Loucher
Ende der 1470er-Jahre geschlossen. Denn Konrad wurde 1494 an der Universität Freiburg
immatrikuliert und im Jahr darauf bereits für eine Pfründe nominiert;49 der Ritteradel war in der
Lage, bereits seinen 15- bis 16-jährigen Söhnen die erste Bepfründung zu verschaffen.50

Der Kanzler Konrad Stürtzel hat selbstverständlich seinen Einfluss am Hofe genutzt, um den
Aufstieg der Familie zu festigen, ihre Stellung über Freiburg hinaus zu verbreitern und zu verbessern
und mit Hilfe der nächsten Generation langfristig abzusichern. So hat er zugunsten seines
Sohnes Konrad und seiner Neffen Andreas und Jakob bei König Maximilian „Erste Bitten"
erwirkt, als dieser nach dem Tod Kaiser Friedrichs III. die Alleinregierung antrat und nach alter
Tradition die Gelegenheit ergriff, geistlichen Institutionen Personen seiner Gunst für eine
bestimmte oder generell für die als nächste freiwerdende Pfründe zu benennen. 1493 sollte der
Bischof von Passau für Andreas eine Pfründe bereitstellen, 1497 änderte der König eine an das
Stift St. German und Moritz in Speyer zugunsten Konrads gerichtete „Erste Bitte" auf den

Rüdiger Becksmann: Die mittelalterlichen Glasmalereien in Freiburg im Breisgau, Bd. 1: Münster Unserer
Lieben Frau (Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland 2,2), Berlin 2010, S. 515-520, die Identifizierung der
Personen S. 520 ist überzeugend; Bücking, Geschlecht (wie Anm. 1), S. 250f.

Zu der im 15. Jahrhundert geadelten Familie Laucher vgl. Julius Kindler von Knobloch: Oberbadisches
Geschlechterbuch, Bd. 2: He-Lysser, Heidelberg 1905, S. 470f. Das Ehepaar Stürtzel/Laucher hat einen Kelch mit
den Wappen beider Eheleute gestiftet, der sich im Freiburger Münsterschatz befindet und als Stürtzel-Kelch
bezeichnet wird, vgl. Kunstepochen der Stadt Freiburg. Ausstellung zur 850-Jahrfeier, Augustinermuseum Freiburg
, Freiburg 1970, S. 180, Nr. 203; Ingeborg Krummer-Schroth/ Lieselotte Saurma-Jeltsch/Detlef Zinke:
Kunst im mittelalterlichen Freiburg, in: Geschichte der Stadt Freiburg (wie Anm. 4), Bd. 1, S. 380-420, hier S.
409. Die in Ktndler von Knobloch, S. 471, gegebene Mitteilung, dass Ursula Laucher 1505 mit ihrem Wappen
urkundet, hat das Missverständnis verursacht, die Ehe mit Stürtzel sei in diesem Jahr geschlossen und der Kelch
aus diesem Anlass gestiftet worden; die davon abgeleitete präzise Datierung des Kelches auf 1505 beruht folglich
auf einer Fehlinterpretation. Anniversareintrag Konrad Stürtzels und Ursula Loucheryn von Buchen und aller ihrer
Eltern, also noch ohne Kinder, im Anniversar der Freiburger Dominikaner, Universitätsbibliothek Freiburg, Hs. 10,
fol. 9r (zum 4. Februar); ein 1517 gestiftetes speciale anniversarium domine Ursule Loucherin im Münster, siehe
Jahrzeitbuch (wie Anm. 9), S. 289f, Nr. 688.

Als Kanoniker des Theobaldstifts in Thann am 4. Dezember 1500 in Freiburg immatrikuliert; Matrikel Universität
Freiburg (wie Anm. 9), S. 141. Im Chorgewölbe des Theobaldmünsters befindet sich im Chorhaupt das
Stürtzelsche Wappen neben dem von Bärenfels.

1517 noch lebend, vgl. Urkunde vom 25. Februar 1517, Regest bei Kraus (wie Anm. 28), S. 45, Nr. 41.
Die Angaben, sofern nicht eigens angemerkt ist, nach Bücking, Geschlecht (wie Anm. 1), S. 251.
Matrikel Universität Freiburg (wie Anm. 9), S. 114.

Gerhard Fouquet: Das Speyerer Domkapitel im späten Mittelalter (ca. 1350-1540), Bd. 1 (Quellen und
Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 57), Mainz 1987, S. 194ff.

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