Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2011/0025
Namen Jakob Stürtzels um, da sich Konrad mit Willen seines Vaters in den weltlichen Stand
begeben werde.51 Schon 1495 war Konrad ein Kanonikat am Mainzer Stift St. Maria ad Gradus
übertragen worden, von dem aber tatsächlich ein „Pferdeknecht des Papstes", ein in Rom vom
Papst providierter Pfründenjäger Besitz ergriff.52 Der Hinweis auf das Ende einer geistlichen
Karriere Konrads im Jahr 1497 könnte einen Anhaltspunkt bieten für die Datierung seiner
Heirat mit Kunigunde Perlin (Bärlin). Kunigunde war eine der fünf Erbtöchter des 1491 söhnelos
verstorbenen Jörg Perl, eines Schwazer Gewerkes, der mit dem Silberbergbau ein riesiges
Vermögen gemacht hatte.53 Etwa gleichzeitig mit dem jüngeren Stürtzel heiratete Zyprian von
Serntein (1457-1524) - seit 1492 in der Kanzlei Maximilians, seit 1496 als Protonotar der zweite
Mann hinter Stürtzel, nach dem Ausscheiden Stürtzels im Jahr 1500 sein Nachfolger - ebenfalls
eine der Erbtöchter, die erst zwölfjährige Dorothea Perlin, vermutlich die jüngste von den
fünf Schwestern.54 1498 nannte Serntein sowohl den Kanzler Stürtzel als auch Hans und Jörg
Stöckl, die Söhne der Anna Perlin, einer deutlich älteren Schwester der Dorothea, und des verstorbenen
Hans Stöckl, seine Schwäger.55 Mit der Schwazer Heirat suchte der Kanzler, seinen
Sohn im engeren habsburgischen Machtzirkel zu platzieren. Doch während Serntein Kanzlei-
und Unternehmertätigkeit einträglich kombinierte und mit seinen zwei „Schwägern" Stöckl von
1501 bis 1511 erfolgreich eine gemeinsame Firma für Silber- und Kupferproduktion betrieb,
fand Konrad Stürtzel d. J. trotz der ihm von Maximilian und Serntein gemachten, aber wohl
unverbindlichen Zusagen nicht den Weg an den Hof. Er geriet vielmehr über die Anlage und
Verwaltung des ererbten Vermögens der Kunigunde durch Jörg Stöckl wegen unterlassener
Rechnungslegung und Gewinnauszahlung mit den Stöckl, mittelbar auch mit Serntein in Konflikt
. 1507 richtete der Vater zwei Briefe an Serntein und forderte eine letzte Vermittlung bei
ihren gemeinsamen Schwägern. Bisher hätten sie, die Stürtzel, zum Nachteil seines Sohnes die
gütliche Einigung gesucht und mit Rücksicht auf Sernteins Frau den rufschädigenden und aufsehenerregenden
Rechtsweg gemieden. Die Geduld der Familie Stürtzel sei aber erschöpft.56 Es
scheint höchstens zu einer Zwischenlösung gekommen zu sein, sodass der alte Ehevertrag Kon-

51 Erste Bitte für Andreas Stürtzel mit Hinweis auf die treuen Dienste des Kanzlers Stürtzel: RIXIV, n. 181a (1493 Dez.
13); die Umschreibung der ersten Bitte für Konrad auf Jakob: RI XIV, n. 4926 (1487 April 26), Wortlaut in neuhochdeutscher
Version bei Buchwald (wie Anm. 1), S. 151f. Ebd., S. 153f., kennt eine bereits im Jahr 1490 verbriefte,
freilich sehr allgemeine Zusage Maximilians, Andreas Stürtzel für eine freiwerdende Propstei oder eine andere
Pfründe, deren Verleihung ihm als König oder als Landesherr zustehe, zu präsentieren, sofern er oder sein Prokurator
ihn darauf aufmerksam machen. Diese „Ersten Bitten" sind nicht verzeichnet bei Leo Santifaller: Die Preces pri-
mariae Maximilians I. Auf Grund der maximilianischen Registerbücher des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchives,
in: Festschrift zur Feier des zweihundertjährigen Bestandes des Haus-, Hof- und Staatsarchivs, Bd. 1, hg. von Leo
Santifaller (Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs, Ergänzungsbände 2), Wien 1949, S. 578-661.

52 RI XIV, n. 1711 (1495 Mai 14, Dank Sürtzels an den Erzbischof von Mainz für die Übertragung) und n. 6300 (1498
Juni 24, Bericht des päpstlichen Legaten Chieregati vom Freiburger Reichstag an den Papst, darin der Hinweis auf
denpalafrenario des Papstes).

53 Erich Egg: Die Stöckl in Schwaz. Eine Tiroler Gewerkenfamilie im Frühkapitalismus. In: Bergbauüberlieferungen
und Bergbauprobleme in Österreich und seinem Umkreis, hg. von Gerhart Heilfurth und Leopold Schmidt
(Veröffentlichungen des Österreichischen Museums für Volkskunde 16), Wien 1975, S. 51-64; Egg hält S. 52 irrigerweise
den Kanzler, nicht seinen Sohn für den Ehemann der Perlin.

54 In einem Brief Pauls von Liechtenstein an Graf Heinrich von Fürstenberg, Hofmarschall, vom 24. Mai 1497 wird erstmals
erwähnt, dass Serntein verheiratet ist: RI XIV, n. 8062; vgl. Pankratius Stollenmayer: Zyprian von Northeim,
gen. Sernteiner, Hof- und Tirolischer Kanzler (1457-1524), Diss., masch., Innsbruck 1920, S. 66-69 und 152. Zum
Alter Dorotheas siehe Noflatscher (wie Anm. 18), S. 256.

55 RI XIV, n. 8944 (1498 Nov. 19, Serntein an Stürtzel).

56 Stürtzel eigenhändig an Serntein, 1507 Juli 06 Wildbad und 1507 August 16 Freiburg. Für die Mitteilung des noch
unpublizierten Regests des zweiten Schreibens danke ich Manfred Hollegger, Graz, von den Regesta imperii, für die
Überlassung von Kopien der Briefe (TLA, Autogramme E 3 [Druck in Bücktng, „Oberrheinische Revolutionär" (wie
Anm. 1), S. 196f] und TLA, ma XIII/2256/V, fol. 21) danke ich Clemens Joos. Die Aussicht, der Rechtsgang werde
auch Serntein und seine Frau in Mitleidenschaft ziehen, formuliert Stürtzel im Brief vom August so: Vnd wo ewr per-

25


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2011/0025