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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2011/0031
erstmals die Absicht, nicht mehr dem Hof von Italien bis in die Niederlande folgen zu wollen,
sondern sich auf die Funktionen eines Rates von Haus aus zurückzuziehen: ab und zu im Innsbrucker
Regiment mitzuarbeiten und Gesandtschaftsreisen zu übernehmen.82 Stürtzel war mittlerweile
über sechzig Jahre alt und, wie gesagt, sein Stadtpalais war fertig.

Es dauerte freilich noch mehr als ein Jahr, bis er sich zurückzog. Die Verhandlungen während
und nach dem verlustreichen Schwaben- oder Schweizerkrieg des Jahres 1499 erforderten
Stürtzels Autorität in den Vorlanden und seine Sachkunde im Umgang mit der Eidgenossenschaft
.83 Zudem schränkte im Jahr darauf die Entmachtung Maximilians durch die Reichsstände
im Gefolge des Verlustes Mailands an den französischen König auch die Wirkungsmöglichkeiten
des Hofkanzlers massiv ein. Die von den Reichsständen diktierte Ordnung entzog dem
Hofkanzler alle Zuständigkeit in Reichssachen.84 Stürtzel nahm seinen Abschied. Maximilian
beließ ihm den Titel Hofkanzler und eine Provision von 300 Gulden, er verpflichtete ihn gleichzeitig
, auf Erfordern am Hof zu erscheinen und bestimmte Missionen zu übernehmen. Zu seinem
Nachfolger erhob er den Protonotar Zyprian von Serntein, den Stürtzel von jung auf gefördert
hatte.85 Sernteins Arbeitskraft war ebenso legendär wie seine Informiertheit über alles und
jeden und seine Verschwiegenheit. Er war der geeignete Mann, Maximilian bei der Rückgewinnung
der politischen Initiative entscheidend zu unterstützen. Nach zwei Jahren, 1502, war
das Regiment der Reichsstände am Ende, und Serntein führte wieder das Reichssiegel und war
praktisch Reichskanzler.

Das letzte Jahrzehnt

Stürtzels Abschied aus dem Amt bedeutete nicht einfach einen Rückzug. Vielmehr gab es auch
jetzt noch festen Konnex mit dem Hof: durch die weitere politische Tätigkeit, durch verwandtschaftliche
Bande und durch finanzielle Verbindungen.

Stürtzels anhaltende politische Tätigkeit für den Hof war zwar nicht mehr weiträumig wie
früher, sie konzentrierte sich auf die Vorlande, die Eidgenossenschaft, Straßburg sowie auf die
unterelsässische Reichslandvogtei Hagenau und die Reichslandvogtei Ortenau, die Maximilian
im pfalzischen Erbfolgekrieg 1505 dem Pfalzgrafen abgenommen hatte und in den habsburgi-
schen Länderkomplex integrieren wollte.86 Für den Hof war diese Tätigkeit wegen des Ansehens,
das Stürtzel genoss, sehr wertvoll. Nach seiner eigenen Einschätzung hätten ohne sein Ansehen
bei den Ständen die beiden Reichslandvogteien nicht für die habsburgische Herrschaft gewonnen
werden können.87 Freilich merkte er auch, dass innerhalb der Räte- und Beamtenschaft sein
Einfluss schwand. Der vorländische Feldhauptmann Sigmund von Lupfen suchte seine Position
im Elsass einzuschränken, erfolgreich in Thann und versuchsweise in Kaysersberg, der Zinsmeister
zu Hagenau ließ gar jeden Respekt ihm gegenüber vermissen, und seine Verdienste bei
der Eingliederung der Hagenauer und der Ortenauer Landvogteien erschienen ihm nicht angemessen
entgolten.88

Stürtzel hat 1505 für eine Familiengrablege im Münster gesorgt und dabei den Aufstieg, den
er genommen hat und den der Bau seines Stadtpalais so eindrucksvoll demonstriert, noch einmal
vor Augen geführt. Als der neue Chor gebaut und für die Kapellen des Chorumgangs Käufer
gesucht wurden, erwarb Stürtzel die erste Kapelle an der Südseite. Die zweite erwarb die

RI XIV, n. 8839 (1498 Sept. 10) und n. 8878 (1498 Sept. 25); Rannacher (wie Anm. 18), S. 148f.

RI XIV, n. 13556; dazu Speck (wie Anm. 26), Bd. 1, S. 290 sowie Bd. 2, S. 758 und 760; RI XIV, n. 9431.

Rannacher (wie Anm. 18), S. 123-138.

Wiesflecker (wie Anm. 18), Bd. 2, S. 309 sowie Bd. 3, S. lff. und Bd. 5, S. 279ff.

RI XIV, n. 10620 (1500 Juli 31). Modernisierte Wiedergabe bei Buchwald (wie Anm. 1 ), S. 131ff.

Rannacher (wie Anm. 18), S. 153-173.

Stürtzel an Serntein, 1505 Mai 11, TLA, Maximiiiana XIV-1505, fol. 51; Mitteilung von Manfred Hollegger.
Rannacher (wie Anm. 18), S. 153-173.

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