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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2011/0032
Universität.89 1510 wurde das Gewölbe des Hochchores geschlossen, und die Chorkapellen
konnten vollendet werden. Die Verglasung war erst gegen 1530 fertig. Das Nebeneinander von
Stürtzelkapelle und Universitätskapelle macht den Aufstieg Konrad Stürtzels einmal mehr sinnfällig
. Die Universität, von der sein Aufstieg ausging, erwarb als ganze, als Korporation, eine
Kapelle, aber Stürtzel erwarb für sich und seine Familie eine Kapelle. Wäre Stürtzel Universitätslehrer
geblieben, hätte er ein Begräbnis in der Universitätskapelle beanspruchen können
. So aber konnte er dank seines sozialen und wirtschaftlichen Aufstiegs sich mit der ganzen
Universität messen.

Seit etwa 1530 war, wie erwähnt, die Verglasung der Chorkapellen fertig. Das linke der beiden
Fenster der Stürtzelkapelle zeigt in zwei Bahnen die Anbetung der Könige und den ihnen
zugewandten, zu Füßen des hl. Nikolaus knienden Hofkanzler. Das rechte Bild zeigt in getrennten
Bahnen die oben bereits erwähnten männlichen und weiblichen Mitglieder der Familie
Stürtzels ohne Berücksichtigung der ersten Ehefrau. Die Inschrift auf dem Glasfenster lautet
„1505", es ist das Jahr der Stiftung der Stürtzel-Kapelle. Der Bau der Universitätskapelle wurde
im selben Jahr beschlossen. Die Fensterinschrift führt beide Elternteile auf, Konrad Stürtzel
nennt sie mit seinem Hofamtstitel als Erbschenk der Landgrafschaft Elsass, mit seinem Adelsrang
als Ritter und mit seinem akademischen Titel als Doktor. Faktisch zeigt die Kombination
von Ritter und Doktor die nichtadelige Herkunft Stürtzels an, denn ein altadeliger Ritter erwarb
damals, auch wenn er studiert hatte, noch nicht den Doktortitel.

Urteile über Konrad Stürtzel

Zwei Urteile über Konrad Stürtzel sollen am Schluss stehen, ein zeitgenössisches und eines aus
der modernen Forschung.

Das zeitgenössische Urteil stammt von einem ehemaligen Schüler an der Freiburger Universität
. Es ist der schon genannte elsässische Humanist Jakob Wimpfeling. Der Schlettstädter
Sattlerssohn, 1450 geboren, begann 1464, nach dem Tod des Vaters, das Studium in Freiburg.
Zunächst war Kilian Wolf, der mit Stürtzel zusammen aus Heidelberg an die neu eröffnete
Universität Freiburg gezogen war, sein Lehrer. Als Wolf Münsterpfarrer wurde, schloss der 15-jährige
Wimpfeling sich dem Magister Stürtzel an,90 bis der junge Bakkalaureus 1469 nach Erfurt
zog. Er hat Stürtzel eine lebenslange Verehrung bewahrt und seinerseits von seinem praeceptor
atque patronus, wie er ihn rückblickend nannte, auch weitere Förderung erfahren. Die Nachhaltigkeit
dieses Lehrer-Schüler-Verhältnisses erwies sich vier Jahrzehnte später, als beide wieder
in Freiburg lebten: Stürtzel als der große Herr im großen Stadtpalais; Wimpfeling, vermögensloser
Geistlicher, angesehener Anführer der oberrheinischen Humanisten und um die
Bildung der Führungsschicht besorgter Pädagoge, betreute in Freiburg zeitweilig das Studium
von Straßburger Patriziersöhnen. Auf Bitten Stürtzels untersuchte Wimpfeling 1505 die Frage,
ob der Orden der Augustiner-Eremiten tatsächlich den Kirchenvater Augustin (354-430) zum
Gründer und darum als ältester Orden zu gelten habe und somit in der Freiburger Fronleichnamsprozession
den Vortritt seiner Mönche vor allen andern Ordensleuten beanspruchen dürfe.
Wimpfeling verneinte diese Frage in einer Schrift von 1505 über das Theologiestudium und
brachte damit den ganzen Orden gegen sich auf, der ihn höchsten Orts verklagte. Er habe
Stürtzel die Bitte nicht abschlagen können, verteidigte sich Wimpfeling gegenüber dem Papst,
weil Stürtzel sein Lehrer und zweiter Vater sei, der ihn ernährt und unterrichtet und wie einen

89 Zu den beiden Kapellen siehe Becksmann (wie Anm. 44), Bd. 1, S. 512-520. Stürtzel bestimmte laut dem Stiftungsbrief
seine Kapelle als Ort seines Begräbnisses. Doch er starb vor der Fertigstellung. Sein Begräbnisort ist nicht
bekannt.

90 Vgl. oben Anm. 13.

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