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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2011/0043
Abb. 4a und 4b Henri Matisse: „Madame L.B. (Lucienne Bernard)" (1946) und „Madame L.D. La blouse bleu"

(1936) (Werner Heiland-Justi).

der hl. Elisabeth (Abb. 5) sind im Detail sehr realistisch.35 Die Neugeborenen sind rundlich und
- im Vergleich zu zeitgleichen Bildern des Jesuskindes - sehr wohl proportioniert. In beiden
Bildern bereiten zwei Mägde einen Zuber für das erste Bad vor. Ein Motiv, das sich vor allem
bei Bildern der Geburt Mariens findet. Das Bild der hl. Elisabeth mit Spinnrocken und
Spinnwirtel (Abb. 6) ist weder mystisch noch märchenhaft.36 Auf Jahrmärkten treten heute noch
Frauen mit eben diesem „Handwerkszeug" auf. So wurde und wird es gemacht, wenn kein
Spinnrad benützt wird.

Weiterhin wird kaum bedacht: Was und wie durfte gemalt werden? Heilige „müssen" mit
ihren Attributen dargestellt werden, Franz mit Stigmata und Kruzifixus, Klara mit Pyxis37,
Magdalena mit Salbgefäß. Traditionell hatten alle Bilder einen bunten Rahmen, das gilt auch
für Altarbilder. Ein Merkmal der Sibilla ist, dass sie oft diesen äußeren Rahmen überschreitet
(Abb. 1 und 5). Allerdings steht die Künstlerin damit in der Tradition etwa des Malers der
„Legenda Aurea" aus dem 14. Jahrhundert:38 „Die knappe Schilderung und Charakterisierung
der Heiligen in der «Legenda aurea» übte großen Einfluß auf die Heiligen-Ikonographie aus
und prägte Topoi für spätere Miniaturen ähnlicher Art. Die eigentlich recht strenge Darstellungsart
wird dadurch etwas aufgelockert, daß die Personen und Gegenstände meist den
gezeichneten Rahmen überschreiten. Diese Freiheit des Malers lässt etwas Spontanes, ja
Profanes ins Bild treten, das dem Ganzen Charme und Schwung gibt ... Die Miniaturen der

BLB Karlsruhe, Thennenbach 4, fol. 16r; DNB Leipzig, Klemm-Sammlung I 104, fol. 24r.
DNB Leipzig, Klemm-Sammlung I 104, fol. 143v.
Pyxis = Ciborium, Behälter für konsekrierte Hostien.

Marie-Claire Berkemeier-Favre: Zu unseren Miniaturen, in: Laager (wie Anm. 34), S. 478-480.

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