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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2011/0048
Vrena von Bondorf könnte eine Tochter der Elsbeth sein, Sibilla ist wohl eher eine Schwägerin
der Elsbeth, nachdem sie schon um 1460 die Miniaturen für die Klarissenregel gemalt hat. Zu
den Familien Bondorf, Heininger, Heinrici, Riedrer, Oberriet, Vogt und Wetzel lohnt es sich,
einen Blick in den Häuserstand in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zu werfen (Tabelle 1).

Diese „großbürgerlichen Familien" gehörten sicherlich zu dem Umfeld, in dem Sibilla von
Bondorf, die Schreiberin Elisabeth Vögtin und vielleicht auch Magdalena Steimerin, Schreiberin
der Handschrift Thennenbach 4, aufgewachsen sind. Ein Hans Steimer (Magdalenas
Vater?) ist zusammen mit einem Job Vogt im Haus „Zur Kammer" genannt. Die Familien waren
verwandt, Nachbarn und trafen sich in der „Gesellschaft zum Gauch" in der gleichnamigen
Bürgerstube. Gegenüber lag die Junkerstube „Zum Ritter", in der die adeligen Familien verkehrten
, zu denen zum Beispiel die Falkensteiner gehörten.48 Die Familien treten als reiche Stifter
einiger Fenster des Freiburger Münsters auf und stellen Stadtschreiber, Zunftmeister und
Oberzunftmeister. Die Glasbilder dieser Zeit wurden in der Straßburger Werkstatt des Peter
Hemmel aus Andlau oder von der Werkstatt Hans von Maursmünster gefertigt. Das Elisabethfenster
zeigt einen Bettler, wie ihn Martin Schongauer für einen Kupferstich des hl. Martin
gezeichnet hat.49 Damit scheint eine Verbindung von Martin Schongauer zu Sibilla möglich.

Zweifellos lasen die Ordensfrauen des Freiburger Klosters St. Klara Bücher, die überwiegend
Heiligenlegenden, religiöse Lieder und andere erbauliche Stoffe beinhalteten und selbstverständlich
auch bildliche Darstellungen enthielten. Das Kloster selbst besaß eine Bücherei, ein
Scriptorium und offensichtlich auch eine Malstube. Denkbar ist auch, dass die Freiburger Klarissen
Kupferstiche zu sehen bekamen. Dass Nonnen außerdem Bücher aus anderen Konventen
entliehen ist, z.B. von den Klarissen des Klosters Gnadental in Basel überliefert, die sich
Handschriften aus der berühmten Bibliothek der Kartause St. Margarethental in Kleinbasel bringen
ließen.50 Dort war der bekannte Humanist Heinrich Arnoldi von Alfeld von 1450 bis 1480
Prior.51 In die Frauenklöster kamen Prediger und Beichtväter, nach Freiburg etwa der Franziskaner
und Buchbinder Rolet Stos.52 In Freiburg wirkte an der Wende zum 15. Jahrhundert auch
der Kartäuser Gregor Reisch, der Verfasser der „Margarita Philosophica" und Beichtvater Kaiser
Maximilians I., der möglicherweise Kontakt zum Klarissenkloster hatte.53 Die Nonnen und
ihre Bücher gingen oft weite Wege: von Südtirol nach Villingen, von Nürnberg nach Basel. Die
Klarissen unterlagen nicht dem strengen Schweigegebot anderer Orden. Kontakt mit der Außenwelt
entstand auch durch Rechtsgeschäfte; neu eintretende Nonnen brachten Geld und
Liegenschaften mit, die entsprechend „notariell" beurkundet wurden. Auch waren Besuche
anderer Konvente gestattet. Die hl. Elisabeth z.B. reiste mehrfach zum Kloster der Prämons-
tratenserinnen in Altenberg, ein adliges, reichsunmittelbares Chorfrauenstift, in dem ihre jüngste
Tochter Gertrud lebte.54

Nicht nur die hl. Elisabeth war vornehmer Herkunft, auch die Klarissenklöster z.B. in
Villingen, Freiburg, Basel, Straßburg oder Nürnberg rekrutierten ihre Mitglieder aus dem Adel.

48 Heinrich Schreiber: Freiburg im Breisgau mit seinen Umgebungen, Freiburg31844, S. 25 f.

49 Daniel Parello Die ersten Glasmalereien für den Hochchor des Freiburger Münsters, in: Jahrbuch der Staatlichen
Sammlungen in Baden-Württemberg 34 (1997), S. 6-13; Stephan Komperdik: Martin Schongauer, Fulda 2004, S.
129, Abb. K.58, L.62 (von 1475).

50 Brigitte Degler-Spengler: Das Klarissenkloster Gnadental in Basel (1289-1529) (Quellen und Forschungen zur
Basler Geschichte 3), Basel 1969, S. 67.

51 James Hogg: Arnoldi, Heinrich von Alfeld, in: Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. XVI, Sp. 55-59,
hier Sp. 55f.

52 Horodisch (wie Anm. 17), S. 212f.

53 Heiland-Justi (wie Anm. 10), S. 34f

54 Wolfgang Heinemeyer: Die heilige Elisabeth in ihrer Zeit, in: 700 Jahre Elisabethkirche in Marburg 1283-1983, Bd.
4: Die hl. Elisabeth in Hessen, bearb. von Wolfgang Heinemeyer, Marburg 1983, S. 15-92, hier S. 51.

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