http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2011/0072
Abb. 1 Bevor das frisch vermählte Paar das Hochzeitsgasthaus betritt, kredenzt
ihnen der Wirt mit einem besonderen Glückstrunk einen Ehrentrunk (aus: Hans
Retzlaff: Volksleben im Schwarzwald, Berlin/Leipzig o.J., S. 70).
Für uns nachvollziehbar werden derartige Festgelage vielleicht am ehesten, wenn wir uns den
Alltag der Menschen auf dem Schwarzwald in früheren Jahrhunderten vor Augen führen. Das
ganze Jahr lang wurde hart gearbeitet und das tägliche Essen war gewöhnlich einfach und immer
gleich. Der Amtsphysikus Winterhalter in Neustadt beschrieb diese Alltagskost der Schwarzwälder
Bevölkerung Mitte des 19. Jahrhunderts wie folgt: Der Schwarzwälder isst täglich 5 Mahlzeiten
: früh Wassersuppe, gesottene Erdäpfel und süße Milch; um 9 Uhr Butter, Käse, Milch und
Brot; zu Mittag Wassersuppe oder Specksuppe, gebratne Knöpfe, Schupfnudeln oder Erdäpfel
mit Sauerkraut, Salat oder Mangold; um 3 Uhr Käse, Milch und Brot ... Abends kommt Milchsuppe
, gesottene Erdäpfel und abgerahmte Milch auf den Tisch.3 Bei diesen Lebensverhältnissen ist
es verständlich, dass besondere Ereignisse gern zum Anlass genommen wurden, aus dem
Alltagsleben und der dort waltenden eintönigen Verpflegung herauszutreten.
3 August Meitzen: Ueber die Uhren-Industrie des Schwarzwalds, in: Alemannia 28 NF 1 (1900), S. 1-78, hier S.
37. Hierbei handelt sich um einen Neudruck seiner Dissertation von 1848.
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