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war die Bewerberin um der Güte ihrer Waren und Getränke willen doch zu empfehlen. Goethes
Votum lautete jedenfalls: Daß man bey Frau Ortelli wegen guter Bedienung am sichersten ist
daran habe ich nicht den mindesten Zweifel und will also gern wenigstens für dieß Jahr meinen
Wunsch unterdrucken dass der Casse ein besserer Vortheil geschafft werden möge. Ich überlasse
daher wie man mit ihr conveniren will und kann.13

Der hinsichtlich der Theaterrestauration gefällte Entscheid zugunsten Josephes war nicht der
einzige Berührungspunkt der Familie Ortelli zu den Weimarer Hofkreisen: Im Herbst 1787, also
noch zu Lebzeiten Stefano Andreas, heiratete Johanna Christiana Antonetta (1769-1847), die
älteste Tochter des Ehepaars Ortelli, den im Jahr 1757 in Metz (Dep. Mosele) geborenen und
seit dem Jahr 1777 in Weimar lebenden Frangois Rene Le Goullon (Abb. 2).14 Der Schwiegersohn
Stefano Andreas war der älteste männliche Spross des aus einer französischen Offiziersfamilie
stammenden Frangois Le Goullon, der als Traiteur und Weinhändler im Kasseler „Hotel
de la Place Royale" sein Glück machte. Frangois Rene Le Goullons Wirken in Weimar ist mit
dem Leben am herzoglichen Hof aufs Engste verknüpft, wurde der spätere Schwiegersohn
Stefano Andreas doch durch die Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar-Eisenach (1739-
1807), Mutter des Herzogs Carl August, höchstpersönlich angeworben: Im Jahr 1777 lernte die
Herzogin den erst etwa zwanzigjährigen Le Goullon in Kassel auf der Durchreise kennen und
bot ihm sogleich eine Stelle als Hofkoch an. Noch im gleichen Jahr kam Frangois Rene als
Küchenmeister und Mundkoch Anna Amalias nach Weimar. Nach dem Ableben seiner Dienstherrin
wurde Le Goullon vom Hof mit einer Abfindung bedacht und erwarb schließlich im Jahr
1809 von einem Weimarer Kaufmann den sogenannten „Schwarzburger Hof, einen größeren
Gebäudekomplex, auf dem er mit Erlaubnis des Herzogs Carl August im Jahr 1810 das „Hotel
de Saxe" eröffnete. Diese im Jahr 1870 schließlich in „Sächsischer Hof umbenannte (und noch
heute existierende) Lokalität15 entwickelte sich im Lauf der Zeit zu einem veritablen Gourmet-
Tempel, der auch Goethe mit Delikatessen wie etwa Gänseleberpasteten mit Trüffeln und Gelee
belieferte, was vom Lieferanten mit unterthänigstem Dank quittiert wurde.16 Frangois Rene Le

Siehe hierzu: Goethes Briefe, Bd. 13: 1798 (Goethes Werke, hg. im Auftrage der Großherzogin Sophie von
Sachsen. Abt. IV. Bd. 13), Weimar 1893 (Fotomechanischer Nachdruck: München 1987), S. 417 (zu Nr. *3903).
Zitiert nach: Goethes Briefe (wie Anm. 12), Nr. 3903, S. 296 (Datum: Jena am 18. October 1798). Ebd., Nr. 3902,
S. 295 (Datum: Jena am 18. October 1798), beendet Goethe ein Schreiben an Kirms sogar mit der Bemerkung:
Die erste Redoute will ich gern mit einrichten helfen. Die viele Mühe, die Ew. Wohlgeboren sich geben, verlangt
meine ganze Dankbarkeit. Der ich recht wohl zu leben wünsche. Zu Goethes Aktivitäten am 18. Oktober 1798
siehe auch Robert Steiger: Goethes Leben von Tag zu Tag. Eine dokumentarische Chronik, Bd. 3: 1789-1798,
Zürich/München 1984, S. 772. Zu Goethes Mitwirkung bei diversen Redouten siehe etwa Karl Otto Conrady:
Goethe. Leben und Werk, Bd. 2: Summe des Lebens, Königstein/Ts. 1985, S. 432f.

Hierzu siehe Seifert (wie Anm. 4), S. 295f, sowie Huschke (wie Anm. 4), S. 215. Weiter: Rita Seifert: Aus der
Berkaer Stadtgeschichte: Die Goullons in Weimar und Bad Berka, in: Amtsblatt der Stadt Berka 5 (2006), S. 5f,
hier S. 5; Renate Ragwitz: Artikel „Le Goullon, Francois-Rene", in: Weimar (wie Anm. 4), S. 273f.
Der „Sächsische Hof befindet sich an der Westseite des Herderplatzes. Zur Lage der Lokalität siehe
Sucher/Wurlitzer (wie Anm. 5), S. 81. Zur Geschichte des Gebäudes siehe von Wilpert (wie Anm. 7), S. 917.
Der Vollständigkeit halber sei darauf hingewiesen, dass Goethe hier nach seiner Ankunft in Weimar (genauer:
vom 7. November 1775 bis 18. März 1776) seine erste Bleibe fand. In dem besagten Haus wohnte zu jener Zeit
der Weimarer Kammerpräsident Carl Alexander von Kalb auf Kalbsrieth (1712-92; Kammerpräsident von 1761
bis 1776), bei dem der aus Frankfurt am Main übergesiedelte Dichter für den Zeitraum von rund vier Monaten
als Gast unterkam (Carl Alexanders Sohn Heinrich Julius Alexander von Kalb [1752-1806] hatte Goethe am 30.
Oktober 1775 in Frankfurt abgeholt und nach Weimar gebracht. Friedrich Schiller [1759-1805], der mit Charlotte
von Kalb [1761-1843], Heinrichs Ehefrau, enge Beziehungen unterhielt und ihr 1793 Friedrich Hölderlin
[1770-1843] als Hauslehrer vermittelte, setzte Charlottes Gatten in seinem 1784 erstmals aufgeführten Trauerspiel
„Kabale und Liebe" ein mehr als zweifelhaftes Denkmal). Hierzu siehe von Wilpert (wie Anm. 7), S.
544ff, sowie Sucher/Wurlitzer (wie Anm. 5), S. 72. Die erwähnten Lieferungen von Delikatessen an Goethe
erwähnt u.a. Bernhard Hecker auf der Internetseite des „Sächsischen Hofes" (http://www.sächsischer-hof-wei-
mar.de/saechsischer_hof_weimar/historie.pdf [Stand: 13. Januar 2010]. Mit Hinweis auf Autografen von
Rechnungen Le Goullons im Weimarer Goethe- und Schiller-Archiv [ohne exakte Quellenangabe]).

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