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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2011/0095
setzte er in seinem 1822 erschienenen autobiografischen Werk „Campagne in Frankreich" sogar
ein literarisches Denkmal.21

Damit kommen wir zum zweiten Teil der im Livre de Commission überlieferten , Weimarer
Einträge'. Die von Ortelli bestellten Spirituosen sollten, wie bereits eingangs dieses Beitrags
bemerkt wurde, unverzüglich {de Suitte) durch die Firma Gochnat & fils via Straßburg {par
Strasbourg) ausgeliefert werden.22 Allerdings war das elsässische Unternehmen, so scheint es
zumindest, nicht durchgehend für den gesamten Transport zuständig, vermerkt Seiinger in seinem
Orderbuch doch, die Lieferung habe & par Francfort ä M.rs J.n Noe D'orville & fils zu
erfolgen. Dieser Hinweis ist wohl am ehesten dahin gehend zu verstehen, dass Gochnat & fils
die Strecke von Straßburg (vermutlich von einem dort befindlichen Weinlager der Reimser
Firma aus und wahrscheinlich über den Wasserweg) bis Frankfurt am Main übernahm,
anschließend jedoch die Firma J.n Noe D'orville & fils für den Weitertransport (d.h. für den Rest
der Strecke bis Weimar) zuständig sein sollte.23 Bemerkenswert an dieser Notiz ist auch und vor
allem der Umstand, dass uns der Name des Frankfurter Unternehmens einmal mehr in das
soziale Umfeld Goethes führt, entstammte doch keine Geringere als Lili Schönemann (1758-
1817), die zeitweilige frühe Verlobte (1775) des Dichters, mütterlicherseits der Familie
d'Orville:24 Lili - ihr eigentlicher Name lautete Anna Elisabeth - war die Tochter Susanna
Elisabeths geb. d'Orville (1722-1782), die im Jahr 1749 den Frankfurter Bankier Johann
Wolfgang Schönemann (1717-1763) geehelicht hatte. Ihr Großvater, Jean Noe (auch: Johann
Noah) d'Orville (1690-1770), war durch seine Heirat mit Margarethe Magdalena de Cherf (geb.
1695) im Jahr 1714 in den Besitz eines stattlichen Vermögens gelangt, hatte seinem in Schulden
geratenen Vetter Friedrich du Fay den ausgedehnten Familienbesitz „zum Fraß" in der
Frankfurter Buchgasse 3 abgekauft und konnte nun frei wählen, ob er das Bankgeschäft seines
Großvaters Peter d'Orville (1618-1699) oder seines Schwiegervaters (Peter de Cherf) weiterführen
wollte.25 Schließlich ließ sich Jean Noe in dem genannten Frankfurter Anwesen nieder,
wo er nicht nur Warenspekulations-, sondern auch Wechselgeschäfte betrieb. Nach dem Ableben

Johann Wolfgang Goethe: Aus meinem Leben. Zweite Abteilung. Fünfter Teil. Campagne in Frankreich, in:
Ders.: Campagne in Frankreich. Belagerung von Mainz. Reiseschriften, hg. von Klaus-Detlef Müller (Johann
Wolfgang Goethe. Sämtliche Werke. Briefe, Tagebücher und Gespräche. Abt. I. Sämtliche Werke 16; Bibliothek
deutscher Klassiker 107), Frankfurt 1994, S. 386-572, hier S. 556f. (Text). Hierzu siehe auch den Kommentar
ebd., S. 981. Zu diesem 1819 bis 1822 entstandenen Werk siehe etwa Curt Grützmacher: Artikel „Campagne
in Frankreich 1792", in: Kindlers Neues Literatur Lexikon, Bd. 6, München 1989, S. 451 f.
Zu diesem Unternehmen haben sich bislang keine einschlägigen Quellen ermitteln lassen. Bei den genannten
Firmeninhabern handelt es sich möglicherweise um Verwandte einer gleichnamigen Familie von Chirurgen, die
in Colmar ansässig waren und auf einen Barbier/Chirurgen namens Hans von Gochnat/Gochnet/Gochnang zurückgehen
, der für das Jahr 1611 als Leiter der Bäder von Turckheim (westlich von Colmar) bezeugt ist. Ein
Frederic Charles de Gochnat/Gochnet/Gochnang (1784-1816) ist als Sohn des gleichnamigen Straßburger Bankiers
Jean Thomas und der Elisabeth Wächter nachweisbar. Literatur: Christian Wolff: Artikel „Gochnat (de),
Gochnet, Gochnat (von)", in: Nouveau dictionnaire de biographie alsacienne, Bd. 13, Strasbourg 1988, S. 1210.
Theodor Vetter: Artikel „Gochnat (de), Gochnet, Gochnat (von), Frederic Charles", in: Ebd., S. 1210f.
Bernhard Metz, Stadtarchiv Straßburg, wies mich darüber hinaus in einem Brief vom 13. Januar 2010 auf eine
Quelle zu einem Straßburger Bankier J. J. Gochnat aus dem Jahr 1768 hin (Stadtarchiv Straßburg, 138Z 127a).
Für eine vorläufige Expertise sowie für weiterführende Auskünfte zu den hier zitierten Textstellen sei an dieser
Stelle Bernhard Metz, Stadtarchiv Straßburg, herzlich gedankt. Für zusätzliche wertvolle Informationen bedanke
ich mich außerdem bei Lupoid von Lehsten und Volkhard Huth, Institut für Personengeschichte Bensheim.
Hierzu siehe von Wilpert (wie Anm. 7), S. 954f. und 792. Eine zusammenhängende Darstellung der entsprechenden
Ereignisse bietet Dagmar von Gersdorff: Goethes erste große Liebe. Lili Schönemann (Insel-Bücherei
1229), Frankfurt/Leipzig 2002. Weiter Dies.: Goethes Mutter. Eine Biographie, Frankfurt/Leipzig 2001, S. 206-
220; Astrid Seele: Frauen um Goethe (Rowohlts Monographien 492), Reinbek 1997, S. 46-58 und 149f. (jeweils
mit Literatur).

Hierzu siehe immer noch Alexander Dietz: Frankfurter Handelsgeschichte, Bd. 4, Teil 1, Glashütten i. T. 1973
(unveränderter Nachdruck der Ausgabe Frankfurt 1925), S. 409.

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