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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2011/0102
gewährleistete, wie wir sie auch in und gerade während der Entstehungsphase des Livre de
Commission beobachten konnten.45 Eine solche allgemeine, wenn auch sicher nicht ganz unberechtigte
Sicht der Dinge verkennt jedoch, dass die Beziehungen der Seiinger-Familie zu
Breisach bereits weitaus länger zurückreichen, als der Sterbeeintrag des Jahres 1820 zunächst
glauben macht. Werfen wir nämlich nochmals einen Blick in die am 24. Mai 1796 in der
„Sonne" schriftlich fixierte Verlassenschaftsabhandlung, so stoßen wir in der Rubrik /. Liegenschaften
./!. Hauser und Hausplätze auf folgende Passage: / Was aber das Hauß zu 2/3. Theil in
Altenbreisach anbetrift, soll dass elbige nach einhelligen Übereinkommniß der Erben öffentlich
an den Meistbiethenden versteigert werden, welcher Erlöß sohin unter die Erben zu vertheilen
kömmt. Will heißen: Bereits der 1795 verstorbene Sonnenwirt Franz Fidelis Seiinger hatte den
erwähnten Hausanteil sein Eigen genannt. Während sich zur Provenienz dieses städtischen
Grundbesitzes bislang nichts Näheres in Erfahrung bringen ließ, erlaubt ein amtliches Quellenzeugnis
, das rund ein Menschenalter nach dem Ableben des Sonnenwirtes gefertigt wurde, einige
interessante Rückschlüsse auf das weitere Schicksal der besagten Immobilie: Am 18. Juni
1821, also rund 14 Monate nach dem Tod des Handelsmannes Franz Seiinger, wird im Brei-
sacher Grundbuch der Verkauf einer Liegenschaft eingetragen, die als der sogenannte Blöch-
linshof "bezeichnet wird.46 Dieses in den Jahren 1669 bis 1673 erbaute Anwesen, das der aktuellen
Adresse Kupfertorplatz 9 entspricht, wurde nach der Breisacher Familie Blechlin benannt,
die im 17. und 18. Jahrhundert u.a. Bürgermeister, Stadtpfarrer und Ratsherrn stellte.47 Zum
Zeitpunkt des Verkaufs, der zugunsten eines Breisacher Bürgers namens Franz Anton Mock
erfolgte,48 wurde der Hof zwar von einem gewissen Xaver Desept(e)49 bewohnt (und vermutlich
auch bewirtschaftet), doch befand sich das besagte Anwesen gerade nicht im Besitz der genannten
Person, sondern war, wie das Grundbuch unmissverständlich festhält, Eigentum der Erben
eines Franz Seelinger. Überraschenderweise sind nun aber die im Frühsommer 1821 als Verkäufer
in Erscheinung tretenden Hauseigentümer nicht die Erben des im Jahr zuvor verstorbenen
Handelsmannes Franz, sondern des 1795 verstorbenen Sonnenwirts Franz Fidels Seiinger.50

Einschränkend ist zu bemerken, dass die Stadt Breisach, die im Zuge des Friedensschlusses von Rijswijk (1697)
an Österreich gefallen war, seit 1790 dem vorderösterreichischen Oberamt Breisgau angehörte und 1806 badisch
wurde, im September des Jahres 1793 aufgrund einer mehrtägigen Kanonade schwere Zerstörungen erlitten hatte.
Zu diesen Ereignissen, die im Rahmen der Französischen Revolution zu verstehen sind, siehe Günther Haselier:
Geschichte der Stadt Breisach am Rhein, Bd. 2: Der Niedergang Breisachs von 1700 bis 1890, Breisach 1971, S.
135-148 (mit Literatur).

Siehe hierzu und im Folgenden Stadtarchiv Breisach, Grundbuch Breisach, Bd. 15, fol. 133-138. Für die entsprechenden
Hinweise danke ich Uwe Fahrer, Stadtarchiv Breisach.

Gemäß schriftlicher Auskunft von Uwe Fahrer, Stadtarchiv Breisach, vom 10. August 2010. Zur Familie Blechlin
siehe Haselier (wie Anm. 34), S. 502 (Personenregister).

Der Käufer wird auf fol. 133 des besagten Grundbucheintrags als Bürgerlicher Ackersmann bezeichnet. Ebd. wird
auch sein Schwiegervater, Joseph Weis, namentlich genannt und als Metzger tituliert. Joseph Weis tritt als
Vertreter seiner Tochter, Mocks Ehefrau, auf. Verschiedene Träger der Familiennamen Mock und Weis sind aufgeführt
bei Haselier (wie Anm. 34), S. 543 und 567 (Personenregister). Bei den ebd. verzeichneten ,frühen'
Trägern des Familiennamens Mock handelt es sich fast ausschließlich um Juden, was zunächst den Eindruck
erwecken könnte, auch Franz Anton Mock sei als Mitglied dieser Gruppe anzusprechen. Dem widerspricht jedoch
ein als Landwirt aufgelisteter Anton Mock, der explizit als christlicher Auswanderer bezeichnet wird und ein
Verwandter des 1821 bezeugten Franz Anton Mock gewesen sein könnte. Sein Name (nebst Hinweis auf sechs
Familienmitglieder) findet sich in einer im Jahr 1859 von der Stadt Breisach erstellten Liste von nach Amerika
Ausgewanderten (seit 1834), Haselier (wie Anm. 45), S. 669f, hier S. 670.

Verschiedene Träger des Familiennamens „Desepte" sind nachgewiesen bei Haselier (wie Anm. 34), S. 508
(Personenregister). Ein Träger des Vornamens „Xaver" findet sich in der entsprechenden Liste allerdings nicht.
Gemäß Grundbucheintrag fol. 137 war die Hausmiethe mit Xaver Desepte mit dem 24. Juni 1821 beendet.
Namentlich Anton Binz und Johann Seiinger, denen wir bereits im Rahmen der 1796 dokumentierten Verlassenschaftsabhandlung
begegnet sind. Die beiden als Bürger von Mördingen bezeichneten Männer treten außerdem
als Bevollmächtigte von Joseph Seelinger in Offnadingen und Maria Seelinger Wittwe des f. Georg Frick von
Wettelbrunn in Erscheinung. Auch diesen nicht persönlich anwesenden Personen sind wir bereits 1796 begegnet

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