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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2011/0107
Franz Liszt und seine Beziehungen zu Freiburg

Von

Joachim Faller

Die Entwicklung des heutzutage so bemerkenswert vielfältigen Freiburger Musiklebens erlebte
ab der Mitte des 19. Jahrhunderts einen bedeutenden Aufschwung. Zu jener Zeit, als es in
Freiburg weder Konzertagenturen noch ein ständiges Symphonieorchester gab,1 war man auf
die organisatorische Tätigkeit der Musikvereine angewiesen, welche sowohl durch eigene
Aufführungen wie auch durch Einladung auswärtiger Künstler das hiesige Konzertleben
bestritten. So war es etwa dem Engagement der „Liedertafel" und später des „Philharmonischen
Vereins" zu verdanken, dass Persönlichkeiten wie Felix Mendelssohn Bartholdy oder Franz
Liszt, und später einige seiner bedeutendsten Schüler, in der Breisgaustadt konzertierten und
somit deren Musikleben wesentlich bereicherten.

Der am 22. Oktober 1811 im ungarischen Raiding (heute Burgenland/Osterreich) geborene
Franz Liszt gilt bis heute als der Inbegriff des Klaviervirtuosen schlechthin. Nachdem er bereits
als „Wunderkind" durch sein Klavierspiel Aufsehen erregt hatte, inspirierte ihn die Begegnung
mit dem Violinvirtuosen Niccolö Paganini im Jahr 1831 dazu, dessen Kunstfertigkeit durch
eine umwälzende Weiterentwicklung der Spieltechnik auf das Klavier zu übertragen. Durch die
erzielten virtuosen Effekte und die Fülle des klanglichen Ausdrucks versetzte Liszt sein
Publikum in der Folge regelmäßig in höchste Erregung. Während seines Aufenthalts in Berlin
1842 sprach Heinrich Heine von einer wahren „Lisztomanie", welche die Stadt erfasst hatte.
Neben seiner zauberischen, besonders alle Frauenherzen im Sturm erobernden, nachläßigen
Eleganz des Vortrags,2 war es Liszts charismatische, weltmännische Persönlichkeit, welche die
Zeitgenossen faszinierte und einen bis dahin unbekannten Starkult begründete.

Einen großen Teil der beträchtlichen Einnahmen aus seinen Konzerten spendete Liszt für
karitative oder kulturelle Projekte. So war er auch im Jahr 1845 einer der Hauptsponsoren für
ein anlässlich Beethovens 75. Geburtstag in Bonn errichtetes Denkmal. Die zusätzliche Übernahme
eines großen Teiles der schwierigen Organisation des Einweihungsfestes zehrte allerdings
so sehr an Liszts Kräften, dass er für eine schwere Krankheit (Gelbfieber) anfällig wurde.
Um sich auszukurieren, zog er sich im August 1845 für einige Wochen nach Baden-Baden
zurück, gab aber bereits im Herbst wieder Konzerte in Stuttgart, Darmstadt und Heidelberg.
Wohl auf Einladung des im Vorjahr gegründeten Gesangvereins „Liedertafel"3, konzertierte er
am 17. Oktober 1845 im Freiburger Kaufhaussaal, womit der hier so lange und sehnlichst

1 Selbst die ehrgeizigen Opemauffuhrungen des Theaters wurden bis zur Gründung eines städtischen Berufsorchesters
im Jahr 1887 durch Mitglieder der Militärkapelle, verstärkt durch zivile Berufs- und Laienmusiker, realisiert.
„Symphoniekonzerte waren nur zu hören, wenn sich einmal ein großes reisendes Orchester wie die ,Meininger
Hofkapelle' unter Hans von Bülow oder die ,Bilse-Kapelle' aus Berlin u.a. hierher verirrten", vgl. Richard Birn-
schein: Geschichte des städtischen Orchesters Freiburg im Breisgau, Freiburg 1912, S. 7f.

2 Oberrheinische Zeitung vom 20.10.1845, Nr. 293, S. 1225.

3 Die „Liedertafel" war im November 1844 gegründet worden „als ein Verein von Männern zur musikalischen Ausbildung
und Unterhaltung durch Auffuhrung mehrstimmiger Gesänge", musikalischer Leiter war Ignaz Heim
(1818-1880). 1846 wurde zusätzlich ein gemischter Gesangverein eingerichtet. Nachdem die „Liedertafel" 1848 eine
Gedächtnisfeier für den hingerichteten Revolutionär Robert Blum musikalisch umrahmt hatte, wurde der Verein
verboten. Im Jahr 1852 wurde das Vereinsleben unter dem Namen „Gesangverein" erneut aufgenommen, ab 1858
wieder unter dem alten Namen „Liedertafel". Vgl. Cajetan Jäger: Freiburg's gemeinnützige Vereine der Gegenwart.
Ein Beitrag zur neuern Geschichte Freiburg's, Freiburg 1861, S. 25; Otto Hoerth: Freiburg und die Musik,
Freiburg 1923, S. 18-27.

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