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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2011/0115
gebracht wurde und lebhaften Anklang fand, auch weil es den Stimmen der Sängerinnen
angepaßt zu sein schien.34 Den krönenden Abschluss des Abends bildete ein Festbankett im
Kaufhaussaal.

Auch dieses Mal war Liszt vom Verlauf seines Aufenthaltes in Freiburg sehr angetan. Am
3. Juli schrieb er: Man bringt mir hier großes Wohlwollen entgegen seit dem letzten Jahr.
Gestern erklangen hier meine Glocken von Straßburg, gefolgt von einer bemerkenswerten
Aufführung meiner Graner Messe, in keiner Weise vergleichbar mit der traurigen Erinnerung
an 66.35 Dass dieses Werk von der führenden Kritik noch nicht zerrissen wurde, erscheint mir
erstaunlich!

Meine liebenswürdigen Gastgeber, Herr und Frau Krebs, beherbergen mich hier in ihrem
Haus am Münsterplatz. Das große Portal ist 10 Schritte gegenüber - ich höre die Glocken
morgens und abends, wie in Tivoli. Diese in Freiburg klingen besser, sie können sogar eine
gewisse Überlegenheit über die Glocken von Rom für sich in Anspruch nehmen - jene sind in
Ausführung und Klang ziemlich schlecht.36

Engelbert Krebs schreibt in den Erinnerungen an seinen Vater, den Gastgeber des Komponisten
: Liszt selber war unermüdlich. Er stand jeden Morgen um 6 Uhr auf und ging hinüber
ins Münster, wo er bis nach dem 7 Uhr-Amte blieb. Untertags empfing er Besuche und machte
die Festlichkeiten mit. Des Abends nach Tisch blieb er heiter im Kreise der Gäste, Whist
spielend, sitzen, bis er plötzlich, immer genau zur selben Stunde, mit kurzem Gruße sich erhob
und zur Ruhe ging.31 Als die Militärkapelle des Infanterieregiments 113 eines Vormittags Liszt
ein Platzkonzert brachte, rief eines der Stücke, eine Ouvertüre des Dirigenten Frank über
Händeis „Seht, er kommt mit Sieg gekrönt",38 in Liszt die Erinnerung wach an eine Stegreifimprovisation
über dieses Thema vor dem Herzog von Wellington sechzig Jahre zuvor.39 Seine
Begeisterung über die von Frank arrangierten Stücke war so groß, dass er sich deren Partituren
erbat, um sie den Militärkapellmeistern in Weimar zu zeigen.40

Allgemeine Deutsche Musik-Zeitung 9 (1882), Nr. 27 vom 7.7.1882, S. 227.

Breisgauer Zeitung vom 4.7.1882, Nr. 153. Das Werk (Searle 344) war der Sopranistin der Freiburger Konzerte,
Marie Breidenstein (1823-1892), gewidmet. Ob es sich dabei um die 1883 veröffentlichte Fassung (vgl. Franz
Liszts musikalische Werke, Bd. VII/3, hg. von der Franz Liszt-Stiftung, Leipzig 1922, S. 122-125) oder um die
als Manuskript überlieferte Version handelte (vgl. Michael Saffle: Liszt Music Manuscripts in Paris. A
Preliminary Survey, in: Liszt and his World, hg. von Michael Saffle [Analecta Lisztiana 1], Stuyvesant 1998,
S. 101-135, hier S. 132), ist unbekannt. Liszts Biograf Peter Raabe schreibt über das Werk: „Von den sechsundsiebzig
Takten des Stückes sind zweiunddreißig, also fast die Hälfte, ganz unbegleitet. Wiederholt singen die
Stimmen lange Strecken einzeln, und dann in so eng aneinander geschlossenen kleinen Intervallen, daß die Stille
der unbewegten See und die Stille eines von aller Leidenschaft befreiten Herzens zugleich in unser Bewußtsein
tritt... Dieses Beispiel eines künstlerischen Ausdrucks der seelischen Erschöpfung gewährt einen bewegenden Einblick
in die trostlose Vereinsamung des alten Liszt", Peter Raabe: Franz Liszt, Bd. 2, Stuttgart 1931, S. 121 f.
Eine missglückte Aufführung der „Graner Messe" in Paris 1866 hatte Liszts Ruf schwer geschadet, vgl. Alan
Walker: Franz Liszt, Bd. 3, London 1997, S. 99-102.

La Mara (wie Anm. 25), S. 348 (Übersetzung Joachim Faller). Auch gegenüber seiner Vertrauten Olga von
Meyendorff rühmte er die Freiburger Aufführung der „Graner Messe" als eine der besten, welche er bisher gehört
hatte (vgl. The Letters of Franz Liszt to Olga von Meyendorff 1871-1886 in the Mildred Bliss Collection at
Dumbarton Oaks, Washington D.C. 1979, S. 428).

Engelbert Krebs: Eugen Krebs (1848-1912). Bilder aus dem Leben eines Alt-Freiburger Bürgers, Freiburg o.J.
[1912], S. 77.

Aus dem Oratorium „Judas Maccabäus". Die Melodie wurde später dem Adventslied „Tochter Zion, freue Dich"
unterlegt.

Vgl. Krebs (wie Anm. 37), S. 77f.

Es erklangen außerdem noch Liszts 7. Ungarische Rhapsodie und der Huldigungsmarsch, vgl. Liszt an Carl Gille,
23.11.1882, in: Franz Liszt. Briefe aus ungarischen Sammlungen 1835-1886, bearb. von Margit Prahacs,
Kassel u.a. 1966, S. 253 und 425f.

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