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zusammen mit anderen Frauenvereinen einen Frauenklub einzurichten, wo nicht nur ein
Lesezimmer zur Verfügung stand, sondern auch ein preiswerter Mittags- und Abendtisch und
sogar 14 Pensionszimmer angeboten wurden. Der Frauenklub öffnete Anfang 1907 in der
Eisenbahnstraße seine Pforten und stand über 20 Jahre lang interessierten, meist alleinstehenden
Frauen offen, die sich in männerfreier Atmosphäre einen Ort zum Verweilen, Lesen oder auch
im Winter einfach nur zum Aufwärmen suchten. Wichtigste Klientel des Frauenklubs waren
Studentinnen, die nicht wie die Mehrzahl ihrer Kommilitonen derlei Annehmlichkeiten in den
Verbindungshäusern geboten bekamen.44

Als das Projekt „Frauenklub" realisiert wurde, war Adelheid Steinmann bereits nach Bonn
verzogen. Dennoch blieb ein enger Kontakt zum Freiburger Verein „Frauenbildung-Frauenstudium
" bestehen. Der hatte auch nach ihrem Wegzug über mangelnden Zuspruch nicht zu klagen
, 1909 beispielsweise zählte er 259 Mitglieder.45 Es ist überliefert, dass Adelheid Steinmann
am 27. Januar 1911 zu einem Tee-Nachmittag im „Freiburger Frauenklub" erschien, und ihre
Nachfolgerin Emma Schultze-Wegscheider vermerkte dazu im Rechenschaftsbericht des Vereins
: Die Freude über diesen Besuch unserer verehrten lieben Vorsitzenden zeigte sich in der
zahlreichen Beteiligung und der gehobenen, freudigen Stimmung aller Anwesenden, so daß die
Versammlung einen äußerst anregenden und gemütlichen Verlauf nahm.46

Auch von Bonn aus lenkte sie weiter den Reichsverein, während sie mit ihrem Umzug den
Vorstand der Freiburger Abteilung selbstverständlich abgegeben hatte. In Bonn existierte kein
Zweigverein von „Frauenbildung-Frauenstudium", sondern eine Ortsgruppe des „Rheinischwestfälischen
Frauenverbandes". Dieser schloss sich 1911 dem Verein „Frauenbildung-Frauenstudium
" an. Die Leitung der neuen Dependance hatte - wie konnte es anders sein? - Adelheid
Steinmann inne.47 Die Leitung des Gesamtvereins hingegen gab sie nach 14-jähriger Amtszeit
im April 1914 aus gesundheitlichen Gründen auf.48

Sie scheint sich jedoch wieder erholt zu haben, denn nicht nur behielt sie über viele weitere
Jahre die Leitung der Bonner Abteilung des Vereins, sondern begann noch in der Zeit des
Kaiserreichs, sich parteipolitisch zu engagieren. 1912 trat sie dem neu gegründeten Reichsfrau-
enausschuss der Nationalliberalen Partei bei - Parteimitglied war sie bereits seit 1910-, 1918
engagierte sie sich als Gründungsmitglied und Zweite Vorsitzende in der DDP Bonn, die sie
auch in den Reichs-Parteiausschuss entsandte.49 Und 1919 wurde sie in Bonn zu einer der ersten
weiblichen Stadtverordneten überhaupt gewählt. Dieses Amt bekleidete sie fünf Jahre lang bis
kurz vor ihrem Tod. Am 20. Januar 1925 starb sie im Alter von nur 58 Jahren.50

Folgt man den Charakterisierungen in ihren Nachrufen, so war Adelheid Steinmann klug und
energisch, dabei stark verantwortlich denkend, in ihrem Auftreten elegant, geschickt und durchsetzungsfähig
. Ihre „badische Schwertgosch" sei weithin bekannt gewesen - und wohl hier und
da auch sehr gefürchtet.51

Vgl. Birgit Heidtke: Der Freiburger Frauenklub, in: Heidtke/Rössler (wie Anm. 4), S. 247-252, hier S. 247;
Scherb (wie Anm. 6), S. 62f.

Bericht über die 11. Mitgliederversammlung des Vereins „Frauenbildung-Frauenstudium" in Bonn am 21. und 22.

Mai 1909. Zugleich Jahresbericht des Vereins und seiner Abteilungen, Mannheim 1909, S. 49.

Bericht über die 13. Mitgliederversammlung des Vereins „Frauenbildung-Frauenstudium" in Tübingen am 26. und

27. Mai 1911. Zugleich Jahresbericht des Vereins und seiner Abteilungen, Mannheim 1911, S. 37.

Ebd., S. 24.

Bericht über die 16. Mitgliederversammlung in Ulm am 17. und 18. April 1914. Zugleich Jahresbericht des

Vereins „Frauenbildung-Frauenstudium" und seiner Abteilungen, Mannheim 1914, S. 16.

Vgl. Barbara Greven-Aschoff: Die bürgerliche Frauenbewegung in Deutschland 1894 - 1933, Göttingen 1981,

S. 146 und 163; Stubbe-da-Luz (wie Anm. 35), S. 529f.

Stubbe-da-Luz (wie Anm. 35), S. 531.

Martha Dönhoff: Adelheid Steinmannf, in: Die Frau 32 (1925), S. 183f; Merk (wie Anm. 3), S. 286.

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