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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2011/0135
lieh 1945 nach Mauthausen und Bergen-Belsen. Dort erlangte sie die Freiheit wieder. Noch
schlimmer erging es ihrer Schwester Barbara, die bei der Verhaftung 1943 schwanger war. Mit
dem neugeborenen Kind, einem Mädchen, wurde sie im Dezember 1943 nach Auschwitz verschleppt
, wo beide umgebracht wurden.

Zwar hatte der „Auschwitzbefehl" verschiedene Personengruppen unter den Sinti von der
Deportation ins Konzentrationslager ausgenommen, doch waren diese dadurch nicht vor
Repressalien und vor allem der Bedrohung mit der Zwangssterilisierung sicher. Solche Unfruchtbarmachungen
, die im gesamten Machtbereich der Nationalsozialisten zur gezielten Vernichtung
von Sinti und Roma durchgeführt wurden, fanden auch in der Freiburger Universitätsklinik
statt. Sich ihnen entziehen zu wollen, hätte die Verschleppung nach Auschwitz
und damit die Gefahr der Ermordung dort zur Folge gehabt.24

Simon P.25 galt als sogenannter „Zigeunermischling". Er zog mit seiner Mutter und Geschwistern
1932 nach Freiburg. Die Familie lebte anfangs noch in einem Wohnwagen und hatte
dann eine Wohnung im Institutsviertel. Nach dem Reichsarbeitsdienst 1938 wurde Simon P.
ebenso wie sein älterer Bruder zum Wehrdienst einberufen. Er kämpfte in Belgien und
Frankreich, bevor er 1941 als Kradfahrer nach Russland an die Front geschickt wurde. Im
November des gleichen Jahres erfolgte aber der Ausschluss aus der Wehrmacht wegen seiner
nicht-arischen Herkunft. Da er jedoch seit 1940 mit einer „Arierin" verheiratet war und einen
festen Wohnsitz hatte, blieb ihm vorläufig Schlimmeres erspart. Zunächst schlug er sich nun als
Musiker in verschiedenen Freiburger Kaffeehäusern durch, doch erhielt er dann im Februar
1942 ein Arbeitsverbot. Als ihm auch noch die deutsche Staatsangehörigkeit entzogen wurde,
verlor er das Anrecht auf Unterstützung durch das Wohlfahrtsamt. Er wurde zur Arbeit bei
einem Freiburger Rüstungsbetrieb dienstverpflichtet. 1944 fielen er und seine gesamte Familie
der Zwangssterilisation zum Opfer. Bei der Gestapo hatte man sie vor die Wahl gestellt, sich
sterilisieren zu lassen oder ins Lager deportiert zu werden. Simons Bruder Albert26 hatte dieses
Schicksal schon im Dezember 1943 ereilt. Als dann beim großen Luftangriff auf Freiburg im
November auch noch die gemeinsame Wohnung zerstört wurde, entschieden sich Simon und
seine Brüder zur Flucht. Da ein Ubertritt in die Schweiz misslang, tauchten sie bis zur
Befreiung in den österreichischen Alpen unter.

Ein sogenannter „Zigeunermischling" war auch Fritz O., der mit einer „Arierin" verheiratet
war und drei kleine Kinder hatte.27 Er wohnte in der Schwarzwaldstraße und arbeitete als
Kraftfahrer und Möbelpacker bei der Freiburger Spedition Reinhard & Compagnie in der
Eisenbahnstraße. Wenn er wegen gesundheitlicher Probleme seinem sich immer mehr steigernden
Arbeitspensum nicht nachkommen konnte, wurde ihm unter Bezug auf seine Herkunft mit
Konsequenzen bis hin zur Deportation gedroht. Doch nach einem Zusammenbruch und
Klinikaufenthalt im Februar 1942 war er nicht länger arbeitsfähig. Im Dezember 1943 wurde
er zur Sterilisation gezwungen.

Mehr Glück hatte Monika G.28 Die im Elsass geborene und seit 1914 in Freiburg ansässige
Monika G. war 1937 zur Arbeit bei der Süddeutschen Papierhülsen- und Spulenfabrik Lebert &
Co. in Freiburg zwangsverpflichtet worden. Sie wurde als zuverlässige und fleißige Arbeitskraft

Bernd Spitzmüller/Ulrich R Ecker: „...aber das Leben war unvorstellbar schwer." Die Geschichte der
Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen in Freiburg während des Zweiten Weltkriegs, Freiburg 2004; Wilhelm
Spindler (wie Anm. 13), S. 169.

StAF, F 196/1 Nr. 3588 Akte des Landesamts für Wiedergutmachung.
StAF, F 196/1 Nr. 3591 Akte des Landesamts für Wiedergutmachung.
StAF, F 196/1 Nr. 1004 Akte des Landesamts für Wiedergutmachung.

Von ihr gibt es eine ausführliche schriftliche Zeitzeugenaussage in StadtAF, M2/429 Nr. 5, abgedruckt in
Spitzmüller/Ecker (wie Anm. 24), S. 126f.

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