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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2011/0138
Amateur schon länger konzentriert hat. „Bodenständiges" und „Volkskundliches" will er mit
seiner Kamera festhalten: romantische Landschaften, alte Handwerksberufe und fast ausgestorbene
Gebräuche. Jeder ernsthafte Amateurphotograph hat bestimmt eine Vorliebe für irgendein
Spezialgebiet. So habe ich mir nun als Spezialarbeitsgebiet die deutschen Volkstrachten ausgewählt
. In vielen Jahren wurden in mühseligster Kleinarbeit fast alle deutschen Trachten erfasst,
die heute noch lebendig sind.2

Wobei Retzlaff mit „deutsch" letztendlich „volksdeutsch" meint; denn er fotografiert traditionelles
Brauchtum auch in Siebenbürgen, im Banat und im Elsass. Mit diesen Inhalten und solch
einem konservativen Ansatz ähnelt er seinem nicht verwandten, drei Jahre älteren Namensvetter
und Berufskollegen Erich Retzlaff (1899-1993). Per Copyrightstempel teilt er daher auch jedes
Mal auf der Rückseite seiner Fotoabzüge mit: Um Verwechslungen zu vermeiden, bitte bei
Namensnennung den vollen Namen Hans Retzlaff anzugeben. Der Vorname ist dabei noch unterstrichen
.

Seine Bildveröffentlichungen in Illustrierten werden nun häufiger und auch in angesehenen
Magazinen, wie z.B. „Atlantis" von Martin Hürlimann (1897-1984), abgedruckt.3 Doch seine
erfolgreichste Schaffensphase beginnt 1933 mit seiner Beteiligung an der NS-Ausstellung „Die
Kamera" („Schirmherr Reichsminister Dr. Goebbels") auf dem Berliner Funkturmgelände.
Danach erscheinen beispielsweise 62 Schwarzwaldaufnahmen in „Mein Heimatland" (Freiburg
/Breisgau 1934, Heft 7/8) sowie seine ersten monografischen Fotobände „Bildnis eines
deutschen Bauernvolkes. Die Siebenbürger Sachsen" und „Deutsche Bauerntrachten" (beide
Berlin 1934). Außerdem verkauft er 322 Fotografien an das Tübinger „Institut für deutsche
Volkskunde". Diaserien zur gleichen Thematik werden für die Bildungsarbeit vom Leipziger
Verlag E. A. Seemann herausgegeben.

Filmvorbereitungen im Glottertal

Als sich im Jahr 1938 die „Ufa" daranmacht, die kurz zuvor entstandene Operette „Monika" des
Österreichers Nico Dostal (1895-1981) zu verfilmen,4 steht recht bald fest, dass dieser Spielfilm,
der später unter dem Titel „Heimatland"5 in die Kinos kommt, im Glottertal gedreht werden soll.
In Berlin bekannt ist diese Region im Südschwarzwald vor allem durch Ernst Rossmy, seit 1923
Direktor der Kuranlage „Glotterbad". Emsig hat er schon eine ganze Weile die Werbetrommel
geschlagen, um Erholungssuchende in das Tal und seine Einrichtung zu locken. Dies geschieht
im regimetreuen Stil mit der Verherrlichung deutscher Heimat durch folkloristische Szenerien,
etwa mit dem Trio „Glottertäler Nachtigallen", das volkstümlich ausstaffiert bei der Berliner
Funkausstellung, manchmal aber auch im Ausland, u.a. in London und Nizza, auftritt: „Im Zuge
dieser Werbemaßnahmen avancierte das ,Glotterbad' in den dreißiger Jahren zum beliebten
Aufenthaltsort zunächst der Bremer, dann der (industriellen) Oberschicht aus ganz Deutschland,
bedient von ,den staunenden Schwarzwaldmädchen, die oft für einen Hungerlohn als Saaltöchter
in ihrer schmucken Tracht die große Gesellschaft umhegten.' Am 6. Februar 1936 empfing
Adolf Hitler die drei ,Nachtigallen' in der Reichskanzlei."6

2 Hans Retzlaff: Die deutschen Volkstrachten. Eine Anregung zum Kapitel Heimatphotographie, in: Photoblätter,
1933/Nr. 7, S. 202ff.

3 Zum Beispiel: Kleine Chronik des Riesengebirges, in: Atlantis 1932/Heft 1, S. 1-5.

4 Andreas Seim: „Monika", Bärbeles „deutsche" Schwester, in: Schwarzwaldmädel. Ein Motiv bewegt seine Zeit,
hg. vom Badischen Landesmuseum Karlsruhe, Karlsruhe 2010, S. 32-37.

5 Heimatland (Arbeitstitel: Monika), D 1939, 35 mm, s/w, 78 min., Produktion: Ufa (Babelsberg), Regie: Ernst
Martin, Drehbuch: Ernst Martin und Dr. Christian Hallig, nach der Operette „Monika" von Hermann Hermecke
und Nico Dostal, Hauptdarsteller: Hansi Knoteck, Wolf Albach-Retty.

6 Walter Dehnert: Schwarzwald gestern und heute. Eine Rückblende im Film, in: Informationen. Volkskunde in
Rheinland-Pfalz 2002/Heft 17/1, S. 135ff.

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