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frühe Tonfilmausstattungen von Robert Herith und Walter Röhrig genannt. Eine immer wichtigere
Hilfe wird ihnen dabei Anton Weber, der ab „Prinzessin Turandot" (1934) als Hilfsarchitekt
für sie tätig ist.

Anfang der 1930er-Jahre entwickeln die beiden inzwischen selbst berühmt gewordenen
Szenenbildner ein Manuskript für eine Verfilmung von Grimms „Hans im Glück". In ihrem
Konzept soll das populäre Märchen mit romantischen Landschaftsaufnahmen und gefühlsbetonten
Gesängen zu einem „heiteren Spiel im Volksliedton" für Erwachsene verknüpft werden.
1935 können sie im Auftrag der Berliner „Delta-Film Produktions- und Vertriebs-GmbH" ihr
Drehbuch selbst inszenieren. Gefilmt wird mit unbekannten, jungen Schauspielern im
Westerwald, in Rothenburg ob der Tauber sowie in und um Schwedt an der Oder, nur wenige
Kilometer entfernt von Heriths Geburtsort Wriezen. Toni Weber gehört wieder zum technischen
Stab.

Zu den Dreharbeiten erscheint auch politisch hoher Besuch, so der Vizepräsident der
„Reichsfilmkammer" Arnold Raether, „der die Treppe mit braunem Elan hinaufgefallen war"
(Der Spiegel, Nr. 2/1951), „Reichskulturverwalter" und Staatskommissar Hans Hinkel (1901-
1960), im „Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda" gerade zum Sonderbeauftragten
für „Kulturpersonalien" berufen, sowie Josef „Sepp" Dietrich (1892-1966), von
Beruf Fleischer und seit 1934 Befehlshaber der „1. SS-Standarte Adolf Hitler".

Für die Uraufführung von „Hans im Glück"18am Freitag, den 3. Juli 1936, wird der imposante
„Ufa-Palast am Zoo" auserkoren: „Trotzdem ist dieser Film, an den die Hersteller die Arbeit
von einem Jahr verschwendeten, mißglückt, da die Idee in der Ausführung sich als unmöglich
erwies. Es gelang nicht, die symbolischen Gedanken verständlich zu machen, es wurde ein
Märchen für Erwachsene, das diesen lächerlich erschien. Es sollte etwas Neues geschaffen werden
, und es wurde etwas Unbrauchbares, mit dem das Publikum nichts anzufangen wusste. Und
so verpuffte eine redliche Mühe, und die Zuschauer wurden enttäuscht. Der Film wurde abgesetzt
."19

Damit endet die Zusammenarbeit der beiden bislang so erfolgreichen Filmkulissengestalter.
Walter Röhrig verschafft sich eine feste Anstellung bei der „Ufa", Robert Herith wechselt zur
„Tobis" nach Berlin. Anton Weber wird arbeitslos. „Hans im Glück" ist und bleibt deren einzige
Regiearbeit; doch nicht alle finden sie misslungen: „Durch Zufall sah Emil Jannings diesen
Film in einer internen Vorführung. Er war von allem Bildlichen, vor allem aber von den
Kompositionen mit Menschen, Licht und Schatten, über die Maßen fasziniert. Seit langen Jahren
hatte ihm eine eigene Produktion vorgeschwebt - hier sah er endlich, in welcher Art er diese
verwirklichen konnte. Das Resultat war eine jahrelange Freundschaft und Zusammenarbeit [mit
Robert Herith], welche mit dem ,Herrscher' begann."20

Robert Herith sowie Kurt Neubert, der Kameramann der poesievollen Außenaufnahmen, werden
zudem direkt nach der „Hans im Glück"-Premiere von Leni Riefenstahl für ihr Olympia-
Team engagiert. Eine Filmbeurteilung aus heutiger Sicht ist leider mehr oder weniger unmöglich
. Die zurzeit erhältliche DVD „Hans macht sein Glück" ist dafür zu kurz.21 Doch auch nach
Sichtung dieses Restfilms wird deutlich, dass die Geschichte von einem Hans, der seinen Lohn
aus sieben Jahren schwerer Arbeit völlig uneigennützig Stück für Stück tauscht, bis er nichts mehr

Hans im Glück - Ein heiteres Spiel im Volksliedton, D 1936, 35 mm, s/w, 88 min., Regie, Drehbuch und Bauten:
Robert Herith und Walter Röhrig, Kamera: Werner Bohne (Atelier), Kurt Neubert (Außenaufnahmen), Hilfsarchitekt:
Anton Weber, Hauptdarsteller: Erwin Linder, Georgia Holl, Oskar Sima, Rudolf Platte.
Berliner Lokalanzeiger vom 5. Juli 1936.

Arno Richter: „Und es hat sich gelohnt", in: Filmarchitektur. Robert Herith, hg. von Wolfgang Längsfeld,
München 1965, S. 26-32, hier S. 29f.

Laut Auskunft von Detlef Nikel, Geschäftsführer der VZ-Handelsgesellschaft mbH und Inhaber der Filmrechte,
wurde der Film seit seiner Produktion mehrfach geschnitten und liegt nur in einer 25-Minuten-Fassung vor, E-Mail
vom 22. März 2010.

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