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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2011/0145
hat, nicht im Sinne der „NSDAP" gewesen sein kann. So sind zur Kinopremiere aus agitatorischen
Gründen angeworbene Störer geschickt worden, um von vorneherein geplant einen
Tumult und Skandal zu arrangieren; denn dieses Film gewordene Statement eines längst als
überholt angeordneten „WandervogeF'-Ideals muss umgehend aus den reichsdeutschen Kinos
verbannt werden.

Wie die Inszenierung von deutscher Landschaft, bodenständiger Idylle, volkstümlichen
Trachten und gemeinsamem Singen regime- und dadurch zeitgerecht auszusehen hat, weiß man
in der NS-Führung schon längst ganz genau. Dafür gibt es das Erfolgsrezept „Erntedanktag auf
dem Bückeberg" jährlich im Weserbergland bei Hameln.

Von der „Ufa" gefordert und versorgt

Von August bis Oktober 1937 arbeitet Anton Weber auf Teneriffa und Gran Canaria. Der formal
anspruchsvolle Detlef Sierck (1897-1987) hat u.a. ihn für die Bauten von „La Habanera"22
sowohl bei den Außenaufnahmen auf den Kanarischen Inseln als auch im Anschluss in den
Babelsberger Ateliers gebucht. Nach zehn Monaten Arbeitslosigkeit hat er nun wieder einen
Fuß in der Tür. Doch die engagierte Zusammenarbeit mit dem erfolgreichen Regisseur, so sammelt
Weber beispielsweise mit seiner Fotokamera Architekturdetails, um damit später im
Studio über passende Vorlagen zu verfügen, endet gleich nach den Dreharbeiten. Direkt im
Anschluss kehrt Sierck, der Zarah Leander (1907-1981) zum Superstar aufgebaut hat, von einer
Romreise nicht mehr zurück und geht stattdessen mit seiner Frau ins Exil. Anton Weber zieht
nach Potsdam in die Neue Königstr. 18b (heute: Berliner Str. 38). Er hat eine feste Anstellung
bei der „Ufa" und weiß bereits, dass weitere interessante Filmaufgaben folgen.

Von April bis Juni 1937 hält er sich in Frankreich auf. Grund ist eine Studienreise für den
französischen Film „Adrienne Lecouvreur".23 Sein Arbeitgeber produziert nämlich regelmäßig
auch für den französischen Markt. Die Stoffe werden hintereinanderweg erst mit deutschem
Regisseur und deutschen Schauspielern gedreht, dann in denselben Kulissen und mit den gleichen
Mitarbeitern bei der Technik (Kamera, Ausstattung etc.) mit einem französischem
Realisateur und einer französischen Besetzung. Anton Weber hat bei Herith und Röhrig bei solchen
zweisprachigen Produktionen bereits aktiv mitgewirkt, etwa 1935 bei „Königswalzer"/,,Valse
Royale".24 Nun möchte der Pariser Vertrieb „A.C.E." („L'Allience Cinematographique Europe-
enne") einen Film in Babelsberg herstellen lassen, der gar nicht für die deutschen Kinos vorgesehen
ist. Für die nur in französischer Sprache geplante Schauspielerbiografie „Adrienne
Lecouvreur"25 ist als Regisseur Marcel L'Herbier (1888-1979) vorgesehen. Er ist bekannt für sein
autoritäres Auftreten und seine bis ins kleinste Detail aufwändigen und vielgestaltigen
Filmausstattungen. In L'Herbiers Filmgesellschaft „Cinegraphic" sind in den 1920er-Jahren
u.a. Alberto Cavalcanti (1897-1982) und Claude Autant-Lara (1901-2000) als Szenenbildner
tätig gewesen, haben dabei wichtige Erfahrungen für ihre späteren eigenen Regiearbeiten gewonnen
.

La Habanera, D 1937, 35 mm, s/w, 98 min., R: Detlef Sierck, Idee und Drehbuch: Gerhard Menzel, Bauten: Anton
Weber, Ernst Helmut Albrecht, Hauptdarsteller: Zarah Leander, Ferdinand Marian, Karl Martell.
Lt. dem am 23. August 1945 von Anton Weber ausgefüllten „Fragebogen" der britischen Militärregierung.
Königswalzer, D 1935, 35 mm, s/w, 80 min., Regie: Herbert Maisch, Kamera: Konstantin Irmen-Tschet, Bauten:
Robert Herith und Walter Röhrig, Hilfsarchitekt: Anton Weber, Hauptdarsteller: Willi Forst, Heli Finkenzeller, Paul
Hörbiger, Curd Jürgens. Valse Royale, D/F 1935, 35 mm, s/w, Regie: Jean Gremiion, Kamera: Konstantin Irmen-
Tschet, Bauten: Robert Herith und Walter Röhrig, Hilfsarchitekt: Anton Weber, Hauptdarsteller: Henri Garat, Alla
Doneil, Gustav Gallet, Christian Gerard, Adrien Le Gallo.

Adrienne Lecouvreur, D/F 1938, 35 mm, s/w, 106 min., Regie: Marcel L'Herbier, Kamera: Fritz Arno Wagner,
Bauten: Ernst Helmut Albrecht, Anton Weber, Hauptdarsteller: Yvonne Printemps, Pierre Fresnay, Junie Astor.

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