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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2011/0148
Stolz auf seinen Erfolg besucht der Potsdamer Filmbildner und Mitglied der „Reichsfilmkammer
" bei seiner Recherchereise mit Ehefrau und der neuen Privatlimousine auch seine Verwandten
in Ettlingen und Bollschweil. Sicherlich ein zusätzlicher Grund für die persönliche
Fotofahrt ins Glottertal. Aber er ist es auch gewohnt, seine Projekte gründlich vorzubereiten.

Potsdam, Paris, Hollywood

„Weber hat den Ruf, aus fast nichts sehr viel machen zu können. Er ist ein Improvisationskünstler
."29 Doch geschieht dieses meist unkomplizierte Umsetzen von Ideen bei ihm mit viel technischem
Gespür und entsprechenden Detailkenntnissen. Für die Kulissenentwürfe bei „Le recif de
corail" mit den Stars Michele Morgan und Jean Gabin als Lilian und Trott in den Hauptrollen
fotografiert Anton Weber z.B. vorab auf Segelschiffdecks (schwarzweiß, 6x9 cm). Zusätzlich
kann er auf seine Schiffsaufnahmen und Erfahrungen von „Kautschuk" zurückgreifen. Hinzu
kommt, dass das Französische für ihn nicht völlig fremd ist. Karl Hubbuch hat mit seinen
Schülern jährlich Studienreisen ins nahe gelegene Frankreich unternommen, meist nach Paris.
Dort hat seine in Saarbrücken geborene Ehefrau Marta Kuhn-Weber 1924 bis 1926 sogar gelebt
und studiert.

Die Filmszenen, die in der Südsee und in Mexiko spielen, sollen am Mittelmeer gedreht werden
mit Toni Weber vor Ort: Juli-Okt. 1938 in Frankreich. Außenaufnahmen f. d. französischen
Film „Le recif de corail". So baut er an der Cote d'Azur bei dem für seine klüftigen, roten Felsen
bekannten Ort Le Trayas alles dafür auf. Doch verläuft dies mit mehr Problemen als vorher
gedacht. Starke Wellen zerstören nämlich immer wieder die zusammengezimmerten Kulissen.
Die danach in der nahe gelegenen, bergigen Provinz folgenden Aufnahmen mit dem Häuschen
von Lilian White gestalten sich weniger schwierig. Der Studiodreh schließt sich von November
bis Dezember im „Froehlich-Studio" in Berlin-Tempelhof sowie in den Hallen in Babelsberg
Ufastadt direkt an. In dieser Zeit kommt es am 9. November 1938 in ganz Deutschland zu den
judenfeindlichen Ausschreitungen, mit dem Begriff „Reichskristallnacht" ziemlich verharmlost.
In dieser Zeit besucht aber ebenfalls eine US-Filmdelegation mit Gary Cooper an ihrer Spitze
offiziell die Babelsberger Atelieranlagen und dabei auch die Filmcrew von „Le recif de corail".
Der Film startet am 17. Februar 1939 in Frankreich, läuft danach zusätzlich in Italien, in den
Niederlanden, in Dänemark, Finnland, Portugal und unter dem Titel „Menekülö elet" auch in
Ungarn an.30

Dieses ganz spezielle Universum „Babelsberg Ufastadt"

Regelmäßig in Reichweite, sogar in dichter Nähe, von Prominenz. Kreatives Arbeiten, immer
wieder auch im Ausland, oft unter südlicher Sonne. Cote d'Azur, Isias Canarias. Dafür noch eine
sehr attraktive Honorierung. Wichtig sein. Privilegiert. Immer wieder loten manche „Ufa"-An-
gestellte ihren besonderen Status aus, zeigen sich im Kollegenkreis gegenseitig ihren Freigeist.
Was aus naheliegenden Gründen nicht völlig verborgen bleibt: „... sind die Erzeugnisse der
Babelsberger Werkstätten auch mit Großzügigkeit gemacht, technisch sauber und im Handwerklichen
richtig, so hinkt das Künstlerische, will sagen, das Lebensnahe und Echte, um zehn
Jahre hinterher. Es muß hinterherhinken, und wenn nicht um zehn, dann wenigstens um vier
Jahre. Im Jahre 1933 ist nämlich auch der Parlamentarismus verschwunden (das muß laut in

Hans-Christoph Blumenberg: Das Leben geht weiter. Der letzte Film des Dritten Reichs, Reinbek 1993, S. 82.
Über viele Jahre galt der Film „Le recif de corail" als völlig verschollen. Vor Kurzem wurde eine Kopie in der
Kinemathek Belgrad gefunden, in Paris in Zusammenarbeit vom „Archives du Film de France" und dem „Centre
National de la Cinematographie" restauriert. Der Film ist inzwischen auch auf DVD erhältlich.

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