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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2011/0168
Verklammerung der Zeiten durch die Universität

Als man am Münster noch baute, gründete Erzherzog Albrecht VI. von Osterreich am 21.
September 1457 die Universität.30 Obwohl man sie sich aus dem Bild der Stadt gar nicht mehr
fortdenken mag, war sie in ihrer Existenz mehrfach bedroht, so auch zu Anfang des 19. Jahrhunderts
. Freiburg war Baden zugeschlagen worden; an das Großherzogtum fiel auch die rechtsrheinische
Pfalz, in der es schon eine Universität gab: Heidelberg, 1385 gegründet, also erst
recht ehrwürdig. Zwei kostspielige Hohe Schulen für einen Staat mittlerer Größe? Ludwig I.,
Großherzog von Baden (1818-1830), hat sich für den Erhalt der Alma mater („gütige Mutter")
im Breisgau eingesetzt. Der heutige Doppelname ,Albert-Ludwigs-Universität' erinnert an
beide, an den Gründer der Universität und an den Landesherrn, der sie vor dem Untergang
bewahrt hat.

Im Jahr 1496 hat Johannes Kerer von Wertheim - Universitätslehrer, Münsterpfarrer und später
Weihbischof von Augsburg - testamentarisch die Gründung des Collegium Sapientiae
(„Kolleg der Weisheit") verfügt.31 Es bot zwölf (und später mehr) mittellosen, begabten Studenten
aus allen Fakultäten Kost und Unterkunft. Kerer hat selber die Statuta Collegii Sapientiae
ausgearbeitet; die Hausordnung des ältesten Studentenwohnheims in Freiburg. In der Herrenstraße
hat man den ehemaligen Eingang zur Sapienz sorgfältig restauriert; über dem Portal liest
man die programmatischen Worte: Initium Sapientiae: Timor Domini, „Die Furcht des Herrn ist
der Weisheit Anfang".32 Statt der Sapienz hätte Kerer eine Kirche stiften können oder Altäre oder
Messen für sein Seelenheil. Seine Entscheidung, Studenten zu fördern, wies ebenso wie die
Gründung der Universität weit in die Zukunft.

Von den bedeutenden Lehrern, die an der Freiburger Universität gewirkt haben, leben nicht
wenige in den Namen von Straßen und Plätzen weiter. Einer von ihnen ist der große Rechtsgelehrte
und Schöpfer des Freiburger Stadtrechts, Ulrich Zasius (1461-1535), den heute auch
ein Wohnheim für Studierende in seinem Namen ehrt.33

In den 1520er-Jahren führte das Verlangen nach einer Reform der Kirche an Haupt und Gliedern
zu einer Spaltung der lateinischen Christenheit. Zwar blieb mit dem österreichischen
Herrscherhaus auch Freiburg ,altgläubig', wie man in Abgrenzung zu den ,Neugläubigen' bald
sagte, doch bekam die Stadt die Erschütterung sehr wohl zu spüren. Als es im benachbarten
Basel bei der Durchsetzung der ,Reformation' zu einem radikalen Bildersturm kam, flüchtete
das Domkapitel 1529 nach Freiburg, wo es für anderthalb Jahrhunderte Asyl fand, von 1587-
1678 im ,Basler Hof. Daran erinnern über dem Eingang das Wappen mit dem Baselstab, dem
Stab des Fürstbischofs von Basel; ferner, die Fassade prägend, die Stadtheiligen von Basel:
Kaiser Heinrich IL, Maria mit dem Jesuskind, und Bischof Pantaleon; schließlich die Inschrift
Curia capituli ecclesie catholice basiliensis a[nno] D[omi]ni MDXC comparata („Hof des Ka-

Vgl. Festschrift 550 Jahre Albert-Ludwigs-Universität (wie Anm. 8), Bd. 1. Zur Gründung der Universität siehe
Mertens/Rexroth/Scott (wie Anm. 12), S. 231-237. Zu Ulrich Zasius und Erasmus von Rotterdam siehe Horst
Buszello/Dieter Mertens/Tom Scott: „Lutherey, Ketzerey, Uffrur". Die Stadt zwischen Reformation,
Bauernkrieg und katholischer Reform, in: Haumann/Schadek (wie Anm. 10), Bd. 2, S. 13-68, hier S. 13-25. Siehe
ferner Frank Rexroth: Die Universität bis zum Übergang an Baden, in: ebd., S. 482-509; Baldo Blinkert/Heiko
Haumann/Helmut Köser: Wachstum ohne Grenzen? Freiburg in den letzten Jahrzehnten (1952-1990), in:
Haumann/Schadek (wie Anm. 10), Bd. 3, S. 460-463; Thomas Adolph/Ulrich Kamp: „Sie soll blühen, wachsen
und gedeihen". Albert-Ludwigs-Universität und Stadt Freiburg, in: ebd., S. 469-484.

31 Zu Bursen und Stiftungen siehe Rexroth (wie Anm. 30), S. 489-491.

32 Ps 111,10; vgl. Spr 1,7 und 9,10.

33 Die ersten Heimbewohner hätten es lieber gesehen, wenn ihr Haus in seinem Namen an den Widerstand gegen das
nationalsozialistische Regime erinnert hätte. Vgl. Ute Scherb: Mehr als ein Dach über dem Kopf.
Studentenwohnheime in Freiburg, in: „... und freitags gibt es Milchreis." 75 Jahre Studentenwerk Freiburg (Stadt
und Geschichte. Neue Reihe des Stadtarchivs Freiburg i.Br. 16), Freiburg 1996, S. 50-58, hier S. 51.

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