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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2011/0173
det, 1998 heiliggesprochen. Außer ,Stolpersteinen' erinnern an sie im Westen der Stadt eine
Schule und eine Straße sowie ein jüngst geschaffenes Fenster im Münster.44

Am ,Platz der Alten Synagoge' (so der Name seit 1996; vorher ,Europaplatz'), nördlich des
Kollegiengebäudes I, enthüllte am 10. November 1962 der Rektor der Universität im Beisein
der Dekane und zahlreicher Persönlichkeiten des öffentlichen und kulturellen Lebens eine in
den Boden eingelassene runde Bronzetafel: „Hier stand die Synagoge der israelitischen
Gemeinde Freiburg, erbaut 1870. Sie wurde am 10. November 1938 unter einer Herrschaft der
Gewalt und des Unrechts zerstört."45 Am selben Platz fällt seit dem Jahr 2000 ein von
Freiburger Bürgern gestiftetes ,Verkehrsschild' auf: „Gurs 1027 km". Zusammen mit einem
Gedenkstein erinnert es daran, dass im Oktober 1940 in Baden 6.504 jüdische Männer, Frauen
und Kinder innerhalb weniger Stunden zusammengetrieben und dann in ein ehemaliges
Internierungslager nach Gurs, am Fuß der Pyrenäen, deportiert worden sind.46 Für die meisten
war Gurs die vorletzte Station eines langen Leidenweges, der mit der Ermordung in Auschwitz
endete.

„Den Opfern von Gewalt, den Kämpfern im Widerstand" ist ein Denkmal an der Kreuzung
von Bertoldstraße und Rotteckring gewidmet.47 Gegner des nationalsozialistischen Regimes
werden ferner geehrt mit dem ,Platz der Weißen Rose' im Universitätsbereich, dem ,Ge-
schwister-Scholl-Platz' im Stadtteil Rieselfeld und mit der Gertrud-Luckner-Gewerbeschule
westlich des Hauptbahnhofs. Hans und Sophie Scholl, Studierende der Universität München
und die bekanntesten Mitglieder der ,Weißen Rose', wurden am 22. Februar 1943 wegen
„Wehrkraftzersetzung", „Feindbegünstigung" und „Vorbereitung zum Hochverrat" mit dem
Fallbeil hingerichtet. Gertrud Luckner (1900-1995) hatte verfolgten Juden geholfen und war
deshalb in das Konzentrationslager Ravensbrück eingeliefert worden. Sie überlebte und setzte
sich nach dem Krieg für das christlich-jüdische Gespräch ein. Die Stadt hat ihr die Würde der
Ehrenbürgerin verliehen. Die Gewerbeschule sieht in Gertrud Luckner ein Vorbild. „Wir fördern
deshalb auf der Grundlage gegenseitiger Wertschätzung mitmenschliches, mutiges und
tolerantes Handeln." 48

Abb. in: Münsterblatt. Jahresschrift des Freiburger Münsterbauvereins 8 (2001), S. 43.

Vgl. Scherb (wie Anm. 26), S. 235-238 mit Abb. 151 (Bronzetafel). Zur jüdischen Gemeinde und zu Juden in
jüngerer Zeit vgl. Gabriele Blod/Wolfgang Hug/Manfred Lallinger u.a.: Unruhe im „Pfaffenstädtchen".
Reaktion, „Neue Ära" und Kulturkampf (1850-1870), in: Haumann/Schadek (wie Anm. 10), Bd. 3, S. 130-164,
hier S. 162f. mit Abb. 35 und 36 (Foto der Synagoge vor der Einäscherung 1938); Heiko Haumann/Dagmar
Rübsam/Thomas Schnabel u.a.: Hakenkreuz über dem Rathaus. Von der Auflösung der Weimarer Republik bis
zum Ende des Zweiten Weltkriegs, in: ebd., S. 297-370, hier S. 325-339 mit Abb. 65 (Foto der zerstörten
Synagoge); Gabriele Blod/Peter Fässler/Heiko Haumann u.a.: Kirchen und Religionsgemeinschaften in
Freiburg, in: ebd., S. 485-513, hier S. 507-512; Kathrin Clausing: Leben auf Abruf. Zur Geschichte der
Freiburger Juden im Nationalsozialismus (Veröffentlichungen aus dem Archiv der Stadt Freiburg i.Br. 37),
Freiburg 2005; Rüben Frankenstein: Denkmal und Name - Der gute Ort Freiburg. Dokumentation des jüdischen
Friedhofs unter besonderer Mitarbeit von Lina-Mareike Dedert u.a. (Veröffentlichungen aus dem Archiv der
Stadt Freiburg i.Br. 39), Freiburg 2009. Zu Juden und deren Verfolgung im Mittelalter vgl. Ecker (wie Anm. 17),
S. 481; Peter Schickl: Von Schutz und Autonomie zu Verbrennung und Vertreibung: Juden in Freiburg, in:
Haumann/Schadek (wie Anm. 10), Bd. 1, S. 524-551.

Vgl. Böhme (wie Anm. 43), Abb. XI und S. 65 mit dem Wortlaut der Inschrift; Scherb (wie Anm. 26), S. 241 mit
Abb. 155 (Verkehrsschild); Ulrich R Ecker: Die Deportation der Freiburger Juden nach Gurs am 22723.
Oktober 1940, in: Schau-ins-Land 119 (2000), S. 141-151 mit Abb. Das Jahrbuch enthält weitere Beiträge zur
Verfolgung der Juden im Breisgau. Am Annaplatz in der Wiehre, einer der Sammelstellen, wurde am 22. Oktober
2006 eine weitere Gedenktafel angebracht, www.frsw.de/gurs.htm (Stand: 7. Mai 2011).
Vgl. Scherb (wie Anm. 26), S. 252-254 mit Abb. 163.

Aus dem „Leitbild" der Gertrud-Luckner-Gewerbeschule, www.glg-freiburg.de/glg_schule/luckner/leitbild.html
(Stand: 30. April 2011). An sie erinnert ferner ein ,Stolperstein' vor der Gewerbeschule und ein weiterer in der
Landsknechtstraße: „Hier wohnte / Dr. Gertrud Luckner / Jahrgang 1900 / Verhaftet 1943 / KZ Ravensbrück /
Todesmarsch 1945 überlebt", zitiert nach Scherb (wie Anm. 26), S. 244. Auf solche Weise werden also auch
Personen geehrt, die unter Einsatz ihres eigenen Lebens Verfolgten geholfen haben. Vgl. Böhme (wie Anm. 43),
S. 31f. mit Abb. IV; Scherb (wie Anm. 26), S. 235.

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