Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2011/0187
soll. Mit der „Revolution 1848/49 in Baden" ist ein die Reihe ergänzender Band erschienen, der vom
Heidelberger Professor Frank Engehausen versiert und übersichtlich gegliedert dargestellt wird. Sein
besonderes Verdienst ist es, die Badische Revolution in einen größeren Zusammenhang gestellt zu haben.

Ursula Huggle

Andre Gutmann: Die Schwabenkriegschronik des Kaspar Frey und ihre Stellung in der eidgenössischen
Historiographie des 16. Jahrhunderts (Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde
in Baden-Württemberg, Reihe B: Forschungen 176/1+2), W. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2010, 1002 S.

Der Krieg von 1499 zwischen Maximilian und dem Schwäbischen Bund einerseits und den Eidgenossen
andererseits, je nach Blickwinkel als Schwaben- oder Schweizerkrieg bezeichnet, wies zwar eine Anzahl
von spektakulären Schlachten wie Dornach, Schwaderloch, Frastanz und Calven auf, doch sein Ergebnis
war vergleichsweise dürftig. Neben kleinen territorialen Veränderungen wurden Basel und Schaffhausen
1501 vollwertige Mitglieder der Eidgenossenschaft, doch im Wesentlichen bestätigte er den Status quo.
Gleichzeitig verstärkte er aber auch in besonderem Maße das seit den Burgunderkriegen gestiegene
Selbstbewusstsein der Eidgenossen.

Wichtiger als das Kriegsgeschehen selbst wurde der Eindruck, den es bei Zeitgenossen und in der breit
entwickelten zeitgenössischen Chronistik auf beiden Seiten der Kriegsteilnehmer hinterließ. Zwar schien
es nach den Veröffentlichungen zum Jubiläum 1999, dass die Geschichte des Schweizerkriegs und besonders
seine chronikalen Quellen nunmehr gut erforscht seien. Dass aber auf diesem scheinbar abgegrasten
Arbeitsfeld immer noch neue und interessante Ansätze möglich sind, zeigt Andre Gutmann, der sich in seiner
umfangreichen Dissertation eine zwar nicht unbekannte, aber kaum beachtete anonyme Schwabenkriegschronik
vornahm. In der Sammelhandschrift HS Y 149 Nr. 1 der Kantonsbibliothek Frauenfeld nur
als Kopie erhalten - die Vorlagen sind verloren - blieb sie bisher fast unbekannt und hatte noch keine
Edition erfahren.

Andre Gutmann unternahm nunmehr auf umfassende und mustergültige Weise, diese Chronik zu erschließen
und zu edieren. Der erste Band beginnt mit einem breiten Überblick über die gleichzeitigen eidgenössischen
Chroniken des Schwabenkriegs (Edlibach, Sterner, Schradin, Lenz usw.) ihre Abhängigkeitsverhältnisse
und die Umstände ihrer Entstehung. Hier kann der Autor über den Forschungsstand hinaus
, wie er immer noch seit Edgar Bonjour/Richard Feller (1979) besteht, immer wieder wichtige Korrekturen
und Ergänzungen anbringen. Vor diesem Hintergrund kann sich dann die typische Eigenart der Frey-
Chronik umso schärfer herausstellen und ermöglicht so, ihre Position in der eidgenössischen Schwaben-
kriegschronistik präzise zu bestimmen.

Viel Platz räumt Gutmann der Identifizierung des bisher unbekannten Verfassers ein. Es handelt sich
um Kaspar Frey aus Baden (Kt. Aargau). Aus zahlreichen kleinen Hinweisen, auch in der Chronik, gelingt
eine aussagefähige Biografie des Chronisten (S. 193-323), die entscheidend zum Verständnis der Chronik
beiträgt. Kaspar Frey, 1460 in Baden geboren, stammte aus einer angesehenen bürgerlichen Familie, sein
Vater bekleidete dort das Schultheißenamt. Nach dem Studium in Basel und Paris, das er vermutlich mit
dem Magister Artium abschloss, arbeitete er als Notar und Stadtschreiber im Dienst seiner Heimatstadt,
wo er 1498 sogar das Schultheißenamt erreichte. 1499-1515 wechselte er in den Dienst der Abtei St. Gallen,
ab 1516 bis zu seinem Tode 1526/27 übernahm er die Leitung der Züricher Kanzlei. Seine Positionen
ermöglichten ihm unmittelbaren Einblick in die politischen Geschäfte, in Baden auch als Schreiber bei den
eidgenössischen Tagsatzungen, sodass er außerordentlich gut informiert war. Weiterhin hatte er Kontakte
zu Humanistenkreisen; so gehörte er zu Zwingiis Sodalität und auch zu dem Freiburger Stadtschreiber
Ulrich Zasius bestanden Verbindungen.

Interessant ist das Kapitel V, in dem der Autor die Darstellungs- und Vermittlungskonzepte Freys als
Geschichtsschreiber untersucht. Neben der faktenreichen Monografie des Krieges findet auch immer wieder
das andere Gesicht des Krieges eine breite Darstellung: Tod, Leid, Gewalt gegen Wehrlose. Damit gibt
Frey seiner Darstellung in didaktischer Absicht eine ausgesprochen moralische Zielsetzung.

Im zweiten Band werden schließlich die komplizierte Geschichte dieser Chronik und die zahlreichen
Probleme der Überlieferung und Querverbindungen zu anderen Werken umfassend behandelt. Aufgrund
ihres Umfangs und der präzisen Angaben war die anonyme Chronik nicht nur eine wichtige Monografie
zur Geschichte des Schwabenkriegs, sondern sie bildete auch eine wichtige Grundlage für die folgenden
Generationen von Schweizerchroniken.

187


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2011/0187