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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2011/0193
ebenfalls ein, verboten sie doch in der Landesordnung von 1495 die Ausübung von Handwerk und
Gewerbe auf dem Land, ganz im Gegensatz zu vorderösterreichischem Brauch. Für die Markgrafen hatte
jedoch die Förderung der Städte oberste Priorität. Erst im Lauf des 16. Jahrhunderts wurde diese
Einschränkung wieder aufgehoben. Da im Gegensatz zu Freiburg, wo Zünfte seit 1293 nachgewiesen sind,
die Bildung von Zünften bis weit ins 16. Jahrhundert verboten war, konnten auch Handwerker und
Gewerbetreibende in der Stadt kaum Einfluss auf die Wirtschaftspolitik ausüben. Dass alle - ja relativ kleinen
- Städte der Markgrafschaft „stark agrarisch geprägten Charakter besaßen" (S. 193), stellt allerdings
keine Besonderheit markgräflicher Städte dar. Das war in dieser Zeit selbst in Freiburg mit seinen etwa
6.000 Einwohnern der Fall.

In der Städtepolitik führten die landesherrlichen Eingriffe zu einer gewissen Rückständigkeit gegenüber
anderen Herrschaftsgebieten, zumindest im 16. Jahrhundert. Die Autorin spricht jedoch nur von „ganz
eigene[n] Spezifika" (S. 197). In Wirklichkeit fehlt den markgräflichen Städten in dem behandelten
Zeitraum die für eine Stadt typische Autonomie.

Diese auf der Einsicht umfangreichen Archivmaterials entstandene Untersuchung trägt zum Verständnis
der Städtepolitik der Markgrafen bei, lässt aber noch Wünsche offen, zumal noch „erheblicher Nachholbedarf
bei der Erforschung von Städten anderer Landesherren besteht und daher ein Vergleich nicht möglich
war. Ergänzt wird die Studie durch ein Orts- und Personenregister, eine knapp gehaltene Stammtafel
und eine Karte. Unter der Redaktion von Boris Bigott ist ein sorgfältig redigiertes und ansprechendes Buch
entstanden. Ursula Huggle

Vera Martinelli: Zwischen Telemarkschwüngen und Sportkorsetts - Frauen und Skisport. Das Beispiel
Schwarzwald (Kulturgeschichtliche Schriftenreihe des Instituts für Sportgeschichte Baden-Württemberg
e.V. 10), Hofmann-Verlag, Schorndorf 2008, 186 S., 18 Abb.

Die Vorreiterrolle des liberalen Badens in Sachen Mädchenbildung, Frauenstudium sowie der politischen
Partizipation von Frauen vor der Einführung des Frauenwahlrechts 1918 ist zumindest in entsprechend
interessierten Kreisen bekannt. Der zu rezensierende Band zeigt, dass Baden auch in Bezug auf den
Frauenskisport Emanzipationsgeschichte schrieb. Der Schwarzwald mit dem Feldberg, der als Wiege des
Skilaufs gilt, gehörte zu den ersten Regionen in Deutschland, in denen auch Frauen Ski fuhren.

Vera Martineiii untersucht in ihrer von Frau Prof. Sylvia Paletschek betreuten Magisterarbeit von einem
frauen- und geschlechtergeschichtlichen Ansatz ausgehend die Anfänge des Frauenskisports im Südschwarzwald
von 1890 bis 1934. In den 1930er-Jahren erfolgte dann der „sportliche Aufbruch des deutschen
Frauenskilaufs" (S. 158), die Siegesserie der Freiburger Skirennläuferin Christi Cranz begann.

Zu Recht nahm das Institut für Sportgeschichte Baden-Württemberg Martineiiis klar gegliederte, auf
breitem Quellenstudium beruhende und sorgfältig analysierende Studie, die durch eine ansprechende
Bebilderung und informative Statistiken abgerundet wird, in seine Schriftenreihe auf. Der Charakter der
Examensarbeit ist zwar immer noch erkennbar, stört aber dank der guten Lesbarkeit des Textes nicht weiter.

Zunächst gibt die Autorin eine allgemeine Einführung in die Skigeschichte des Schwarzwalds im
Umfang von ca. 50 Seiten, was etwa einem Drittel der Arbeit entspricht, die das Buch auch für nicht frauengeschichtlich
Interessierte zum Gewinn macht. In zwei Großkapiteln wird dann die Entwicklung des
Frauenskisports bis zum Ersten Weltkrieg bzw. ab der Weimarer Republik dargestellt, wobei sich Vera
Martineiii nicht auf die Faktenebene beschränkt, sondern auch immer den Diskurs über den Frauenskilauf
miteinbezieht.

Zu den Pionierinnen im Frauenskisport gehörten vor allem junge bürgerliche Frauen aus dem Umfeld
der Freiburger Universität, die durch skifahrende männliche Familienmitglieder zum Skilaufen gekommen
waren. Da für die ersten Skifahrer vorrangig das Naturerlebnis der Berge und die Bewegung an der frischen
Luft zählten, gestand man auch Frauen diese winterliche Freizeitbeschäftigung des „Schneeschuhlaufens
", als Ergänzung zum sommerlichen Wandern, zu.

Im Zusammenhang mit der Sportbekleidung wurde jedoch weniger das Tragen eines Korsetts thematisiert
, wie der Buchtitel vermuten lässt, sondern vielmehr diskutiert, ob Hose oder Rock angezogen werden soll.
Erstere war zwar praktischer und zweckmäßiger als der hindernde Rock, doch galt noch bis zur Weimarer
Republik ein „sittsames Röckchen über den Beinkleidern" als schicklicher und ästhetischer.

Das Thema Ästhetik nahm überhaupt einen „auffällig breiten Raum" (S. 156) ein. So wurde die Frage
„Leistung oder Schönheit" - wie bei anderen Frauensportarten auch - im Zusammenhang mit der Debatte

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