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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2011/0194
um die Teilnahme von Skifahrerinnen an Wettbewerben erörtert. Obwohl wett„kämpfende" Frauen als
„unweiblich" galten, ist das erste Frauenskirennen des Schwarzwalds bereits 1898 dokumentiert. Dies zeigt
deutlich die Diskrepanz zwischen dem männlich geprägten Bild der Skisportlerinnen und der Wirklichkeit.

Im Hinblick auf die Geschlechterrollen wurde unterschieden zwischen dem „zünftigen Skimädel" oder
der „Skimaid", der natürlichen, sportlichen Kameradin, und dem „Skihaserl", dem Modepüppchen auf
Männerfang. Deutlich wird das Auseinanderklaffen von Theorie und Praxis auch am konservativ geprägten
Diskurs über die Geschlechterbeziehung in der Zwischenkriegszeit, der die Unterordnung der Skiläuferin
unter den Skiläufer betonte. Er bildete also nicht die zeitgenössischen Gesellschaftsverhältnisse ab,
sondern blieb hinter der realen Situation zurück.

Kleinere Mängel wie die unzulängliche Wiedergabequalität des Titelbildes, das „selbstgestrickte"
Layout (z.B. Leerseite S. 162) oder das Fehlen eines Registers fallen angesichts der Vorzüge des gelungenen
Werkes kaum ins Gewicht. Es ist zu wünschen, dass das Buch die ihm gebührende Beachtung findet
und andere Sportarten ähnlich gut erforscht werden. Christiane Pfanz-Sponagel

Klaus-Jürgen Matz: Kleine Geschichte des Landes Baden-Württemberg, DRW-Verlag/G. Braun
Buchverlag, Leinfelden-Echterdingen 2010, 213 S., S/W-Abb.

Wie die Amtszeit des achten Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg Stefan Mappus enden sollte,
konnte Klaus Jürgen Matz nicht wissen, als er 2010 das Manuskript zu seiner kleinen Geschichte des jungen
Bindestrich-Bundeslandes abschloss, lässt sich als Grundzug seit 1953 doch vor allem Kontinuität
erkennen. Stets stellte die CDU die stärkste Fraktion und alle Ministerpräsidenten mit Ausnahme des
ersten, Reinhold Maier (FDP), der 1952/53 mit der SPD und dem BHE, der politischen Vertretung der
Heimatvertriebenen, regierte. Matz gewinnt Reinhold Maiers Affront gegen die CDU positive Seiten ab:
Die Rekonfessionalisierung des Schulwesens wurde vermieden und die CDU hatte Zeit, um sich von ihrer
inneren Zerrissenheit in der Frage „Altbaden oder Südweststaat" zu erholen. Der Autor erkennt bei der
CDU tragfähige Strukturen als Sammlungsbewegung gegen sozialistische Bestrebungen, in der sich nicht
nur ehemalige Wähler des katholischen Zentrums, sondern auch Altliberale aus dem bäuerlichen oder
gewerblichen Mittelstand angemessen vertreten fühlten.

Populäre Ministerpräsidenten trugen laut Matz zum Erfolg der CDU bei. Auf die längste Amtszeit brachten
es Erwin Teufel mit 14 und Lothar Späth mit 13 Jahren. Späth war für ihn der „Manager einer großen
Baden-Württemberg-AG" , der seine Aufgabe darin sah, den wirtschaftlichen Vorsprung des Landes zu behaupten
durch Förderung von Innovationen und Technologietransfer und Öffnung neuer Märkte angesichts
der stets Risiken bergenden Exportabhängigkeit. „Aufbruch und neue Dynamik" lautet die Überschrift über
dem Kapitel, das die Zeitspanne von 1978 bis 1991 behandelt. Überfliegt man die betreffenden Seiten,
springt einem die Partei mit den sechs Großbuchstaben in die Augen: die GRÜNEN, die 1980 in den
Landtag in Stuttgart einzogen. Matz sieht sie in erster Linie als Konkurrenz für die bis dahin erfolggewohnten
Liberalen, denn beider Wählerklientel ähnelten sich nach Milieu und Sozialstruktur. Der Autor hält eine
schwarz-grüne Koalition für denkbar, da die baden-württembergischen Grünen inhaltlich eher wertkonservative
und pragmatische Positionen verträten. Dass sich 2011 eine grün-rote Regierungskoalition auf den
Weg der seit 2001 fünfjährigen Legislaturperiode machen würde, konnte er nicht wissen, aber man kann
bei ihm genau nachlesen, wie es vorher war:

Reinhold Maiers liberal geführtes Kabinett wurde 1953 von einer Allparteienregierung abgelöst; von
1960 bis 1966 regierte Schwarz-Gelb. Es folgten zehn Jahre unter einer großen Koalition, während derer
die Landesregierung große Reformen in Angriff nehmen konnte: die Verwaltungsgliederung wurde ohne
Rücksicht auf die alten Ländergrenzen verändert, die Zahl der politischen Gemeinden wurde von 3.379 auf
1.111 um zwei Drittel vermindert, die Zahl der Landkreise von 63 auf 35 reduziert. Parallel zur Kreisreform
wurden 12 Regionalverbände gebildet. Motor der Verwaltungsreform war das von Walter Krause (SPD)
geführte Innenministerium. „A la longue" habe die SPD damals an die Abschaffung der Kreisverwaltungen
wie der Regierungspräsidien gedacht, ein Prozess, der gestoppt wurde, als die CDU 1972 die absolute
Mehrheit errang. Die Ära der CDU-Alleinherrschaft hielt an bis 1992. Darauf folgte eine Neuauflage der
großen Koalition, jedoch nur für eine Legislaturperiode, danach übernahm Schwarz-Gelb.

Matz geht virtuos mit Daten und Fakten um, schafft es in der gebotenen kompakten Form, Hintergründe
zu erhellen, Mentalität und Stimmungslagen der Menschen einzufangen und den Akteuren auf der politischen
Bühne individuelle Züge zu verleihen. Was der Leser selbst erlebt hat, sieht er strukturiert vor sich

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