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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2011/0198
über die Gräber der Kaiserinnen (Ehefrauen Friedrichs II.) im Dom zu Andria in Italien.

Alexander Thon untersucht pfälzische Burgen danach, ob sie mit den Staufern nördlich der Alpen, was
ihre Entstehungsgeschichte anbelangt, in Verbindung gebracht werden können. Auch hier hat man offensichtlich
im 19. Jahrhundert manchmal die historische Wahrheit zugunsten einer Mythologisierung hintangestellt
.

Schließlich sei noch auf einen Beitrag von Klaus Tragbar verwiesen. Er stellt fest, dass so manche Stadt
in Italien während der faschistischen Zeit umgebaut wurde. Die damaligen Machthaber bedienten sich
dabei mittelalterlicher Mythen. Unter den veränderten Stadtbildern befinden sich so touristische Anziehungspunkte
wie Arezzo, Siena, San Gimignano und sogar Florenz.

Insgesamt gesehen ist den Herausgebern und Autoren dieses Bandes ein ansprechendes Werk zum Ab-
schluss der Tagungsreihe gelungen. Es kann dazu beitragen, die Geschichte der Stauferherrscher von ihrer
Mythologisierung zu lösen und bei der Darstellung ihrer Herrschaft im Mittelalter eine größtmögliche
Wahrscheinlichkeit zu erreichen. Detlef Vogel

Norbert Ohler: Mönche und Nonnen im Mittelalter, Patmos Verlag, Düsseldorf 2008, 520 S., S/W-Abb.

Norbert Ohler, der neben seinen Veröffentlichungen im Jahrbuch des Breisgau-Geschichtsvereins vielen
durch seine Bestseller „Sterben und Tod im Mittelalter", „Reisen im Mittelalter" oder „Pilgerstab und
Jakobsmuschel" bekannt sein dürfte, geht in seinem 2008 erschienenen Buch auf das Leben und die Verdienste
der Klosterbrüder und -frauen ein: „Mönche und Nonnen pflanzten Wein, sie heilten Kranke, sorgten
für Arme und Pilger, pflegten die Wissenschaften, bauten prachtvolle Kreuzgänge und schufen unvergängliche
Kostbarkeiten der Buchmalerei." All dies dokumentiert der international bekannte - seine Werke
wurden nicht nur ins Englische, sondern auch ins Chinesische, Japanische, Polnische und Tschechische
übersetzt - und in Horben bei Freiburg lebende Historiker Norbert Ohler in aller Ausführlichkeit.

Der Autor baut sein Buch chronologisch auf, beginnend mit den „Grundlagen des Mönchtums (3.-7.
Jahrhundert)" über die „Blüte des Mönchtums in der Karolingerzeit (8. und 9. Jahrhundert)", „Mönche im
Hochmittelalter ... (10.-12. Jahrhundert)" und „Mönche in der Welt der Städte (13. und 14. Jahrhundert)"
bis zum „Mönchtum am Ende des Mittelalters (1350-1530)". Den „Frauenklöstern im Hochmittelalter"
widmet er ein eigenes Kapitel. Persönlichkeiten wie Benedikt von Nursia, Hildegard von Bingen, Bernhard
von Clairvaux, Elisabeth von Thüringen und Franz von Assisi werden vorgestellt, zitiert und ihr Einfluss
auf die Entwicklung des Mönchtums verdeutlicht.

Norbert Ohler versteht es wie kein Zweiter, das Erzählte mit Quellen zu belegen und so das Mittelalter
wieder lebendig werden zu lassen. Geschichten am Rande führen einem vor Augen, dass so manches - aus
diesen für viele dunklen Jahrhunderten - noch immer allgegenwärtig ist: Die Redensart „Die rote Laterne
tragen" für den Tabellenletzten einer Mannschaftssportart geht auf einen klösterlichen Brauch zurück,
wonach das Licht immer vor dem Mönch stand, der während des nächtlichen Chorgebets eingeschlafen
war. Erwachte er daraufhin, musste er sich seinerseits davon überzeugen, dass alle Mitbrüder aufmerksam
die Psalmen sangen. Bemerkenswert und zu fragen ist auch, ob es ohne die Klöster eine „deutsche"
Schriftsprache geben würde, denn zweifellos stammen die ältesten Schriftzeugnisse germanischer Sprache
aus Klöstern (z.B. die Mondsee-Texte, eine Übersetzung des Matthäusevangeliums ins Althochdeutsche
aus dem 8. Jahrhundert).

Dass es in den Monasterien nicht immer gottgefällig zuging und die Insassen menschliche Schwächen
zeigten, schildert Ohler z.B. anhand der Erzählungen Ekkehards IV, dem Verfasser der St. Galler Klostergeschichte
. Mit „deftigem Humor" schildert dieser u.a. die Visitation seines Klosters im Jahre 972 durch
den Mönch Sandrat, der die Nachtruhe der Mönche durch allzu lautes Schnarchen störte. Als der Visitator
den Genuss von Fleisch untersagt, selbst aber in seinem, ihm nun allein zur Verfügung stehenden Schlafgemach
Fleischgerichte und Wein von seinem Diener erhält, bleibt ihm nach seiner Enttarnung nur noch
die überstürzte nächtliche Flucht.

Auch der regionale Bezug kommt in den Forschungen von Norbert Ohler nicht zu kurz und erfreut den
Leser des „Schau-ins-Land" ganz besonders, etwa wenn der Autor als Beispiel für eine Schenkung jene
zwischen 715 und 721 für das Kloster St. Gallen ausgestellte Urkunde ausführlich beschreibt, in der nicht
nur der Ortsname Ebringen erstmals erwähnt wurde, sondern auch der Weinbau im Markgräflerland.

Letztendlich bleibt kaum eine Frage zum Mönchtum des Mittelalters offen, denn selbst Themen wie
„Klöster - Gefängnisse für erlauchte Personen" und „Kriegsdienst der Klöster" werden angesprochen. Ein

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