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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2011/0201
Haus Baden 1805/06. Den Ausklang bildet die Schilderung der vergeblichen Hoffnungen auf eine
Rückkehr zu Österreich noch während des Wiener Kongresses. Doch Österreich hatte die fern im Westen
des Reichs gelegene „Schwanzfeder des Kaiseradlers" längst aufgegeben. Mit der Schaffung eines eigenen
österreichischen Kaisertums anstelle der römisch-deutschen Krone war die Verbindung des Hauses
Habsburg zu seinem einstigen Herkunfts- und Stammland endgültig gelöst. Damit wurde ein bereits Ende
des 17. Jahrhunderts einsetzender Prozess abgeschlossen, den Speck eindrücklich schildert.

Die genannten Hauptkapitel bestechen durch eine gute Untergliederung mit Zwischenüberschriften, die
das fehlende Register kaum vermissen lassen. Die Auswahl von Bildern und das beigegebene Kartenmaterial
ergänzen die durchlaufende historische Schilderung ebenso hervorragend wie die zahlreichen
Infokästen mit Zusatzinformationen zu Orten, Familien, Institutionen und Ereignissen. Eine Zeit- und fünf
Stammtafeln zu den Habsburgern sind neben dem erwähnten, kapitelweise untergliederten Literaturverzeichnis
angehängt. Sein Ziel, der „wechselhaften Geschichte [der vorderösterreichischen Lande] nachzugehen
und die spannungsreichen Veränderungen und Umstrukturierungen knapp darzustellen" hat Dieter
Speck mit seiner „Kleinen Geschichte Vorderösterreichs" erreicht, um so mehr, als damit nicht nur ein wissenschaftlich
fundiertes, sondern auch ein lebendig geschriebenes, allgemein verständliches und damit
äußerst lesenswertes Werk entstanden ist. Peter Kalchthaler

Landes- und regionalgeschichtliche Literatur

Rüdiger Becksmann: Die mittelalterlichen Glasmalereien in Freiburg im Breisgau (Corpus Vitrearum
Medii Aevi, Deutschland II, Baden/Pfalz, Teil 2, Bände 1 und 2), Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft,
Berlin 2010, 816 S., 2 Falttafeln, 1.200 Färb- und S/W-Abb.

Jahrzehnte intensiver Forschungen in Bibliotheken und Archiven, auf dem Gerüst und in Werkstätten krönt
der Autor mit dem seit langem erwarteten, gewichtigen Werk (4,75 kg!). Trotz und wegen hingebungsvoller
Einzeluntersuchungen kommt Becksmann zwar ohne Wörter wie „wohl" und „vielleicht" und ohne
Fragezeichen nicht aus, doch er beweist, dass in einer Zeit der Sammelbände die monumentale Monografie
noch möglich ist.

Vorzüglich reproduzierte Färb- und S/W-Abbildungen vermitteln - im Wechsel von Gesamtansicht,
charakteristischen Einzelheiten und erläuternden Zeichnungen - einen einzigartigen Eindruck von den
weit mehr als 500 Scheiben, die aus der Zeit vor 1530/40 erhalten sind. Die Darstellung gewinnt durch die
klare Gliederung, die Nähe von Bild und Text, nicht zuletzt durch Vergleiche mit anderen Kunstwerken im
und am Münster sowie mit Glasmalereien in nahen Kirchen und fernen Museen. Sorgfältig erstellte
Register erschließen den reichen Inhalt.

Das Werk lässt sich auch als Hinführung zur Kunst der Bildbeschreibung verstehen. Nach Erläuterungen
zu Erhaltung, Rekonstruktion u.a., zur Komposition der Farben und zum Bildprogramm folgt die einfühlsame
Deutung. So schreibt der Autor zu ,Fremde beherbergen' (Rose im Nordquerhaus, S. 145): „Indem
die Barmherzigkeit mit der angewinkelten Rechten die Hand des auf sie zuschreitenden Fremden
ergreift und mit ihrer am Körper anliegenden Linken die Tür zur Herberge öffnet, wird ... auch die dahinterstehende
Gesinnung der Nächstenliebe ... nachdrücklich verdeutlicht." Zusammenfassend liest man
zum Tulenhauptfenster (S. 283): „Die Präzision, mit der Bekleidung und Arbeitsgerät wiedergegeben sind,
spricht dafür, daß der Entwerfer die Bergleute und ihre Tätigkeit aus eigener Anschauung kannte." Eine
kühne Assoziation ergänzt die Betrachtung der Verbrennung der Philosophen (Katharinenfenster, S. 301):
„In der drastischen Schilderung des Vorgangs scheint diese Darstellung die grausamen Judenpogrome der
Pestjahre 1348/49 vorwegzunehmen". Literaturhinweise stützen diese Aussage.

Das Werk bereichert die wissenschaftliche Literatur auch zur Stadt- und Kirchen-, Wirtschafts- und
Sozialgeschichte, nicht zuletzt zur Problematik von Restaurierungen. Der Kenner wird Seite um Seite
Entdeckungen machen; der Liebhaber sieht sich eingeladen, ein ihm schon bekanntes farbenprächtiges
Fenster mit neuen Fragen anzuschauen; beide können sich zu andächtigem Meditieren anregen lassen.

Norbert Ohler

201


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