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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2011/0203
Archivbestände zur Auswertung einluden.

Für solche Feste verfügte man über erstaunlich viele Zeichen, um dem Gefeierten Treue, oft auch Freude
zu bekunden; manche davon gab es seit der Antike: Baldachin (,Himmel'), Bankett, Böllerschüsse,
Chronik (gedruckt, verlieh sie dem Ereignis Dauer), Feuerwerk, Geschenke, Gesten (Handkuss, Kniefall),
Gottesdienste (mindestens ein Te Deum), Reden, szenische Aufführungen, Triumphbögen und vieles andere
, was die Sinne ansprach, das Gemüt beeindruckte.

Durch Betonen und Weglassen einzelner Elemente bekundete man in Freiburg je nach Anlass subtil
seine Gesinnung: 1681 gegenüber Ludwig XIV. verhaltene Ehrerbietung; 1770 barock-überschwängliche
Begeisterung für Marie Antoinette; 1777 aufklärerisch-sparsamer Empfang für Joseph IL; 1806 beim
Übergang an Baden kaum verhohlene Enttäuschung, die auch der Bertoldsbrunnen und andere Erinnerungen
an die Zähringer nicht mildern konnten. Umso größer war die Freude 1813: Im Besuch Kaiser
Franz' I. sahen die meisten Freiburger ein glückliches Vorzeichen. Buscot lässt die Frage offen, ob eine
1814 geprägte Medaille vielleicht den Abfall von Baden, d.h. Hochverrat, begleiten sollte. Sie trägt die
Inschrift: FREYBURG 1814 ZUM ANDENKEN DER WIEDERVEREINIG. BREISGAUS MIT OEST-
REICH.

Willkommen sind Vergleiche mit ähnlichen Festen in Augsburg, Mannheim, Regensburg, Paris und vor
allem Straßburg, sowie mit Feiern aus anderem Anlass, etwa der Geburt eines Thronfolgers. Nach dem Tod
eines Mitgliedes des Herrscherhauses waren Katafalk, Leichenpredigt und Trauerzeit auf die Verdienste
des Verblichenen abgestimmt. Für Tiefenschärfe sorgen kapitelweise Einführungen in die allgemeine
sowie in die Stadt-, Verfassungs- und Wirtschaftsgeschichte, Würdigungen ikonografischer Programme,
die Einordnung von Reden, Inschriften und anderer Dokumente in die Geistesgeschichte, ferner Rückblenden
(etwa zum Freiburger Reichstag 1497/98). Insgesamt eine Bereicherung der Literatur zur
Stadtgeschichte und zu neueren Forschungsfeldern wie , Symbolische Kommunikation' und , Wandel der
Öffentlichkeit'. Norbert Ohler

Saskia Durian-Ress: Christian Wenzingen Die Bildwerke, Hirmer Verlag, München 2010, 208 S., 112
Färb- und 33 S/W-Abb.

Zum 300. Geburtstag des vorderösterreichischen Barockkünstlers (Johann) Christian Wentzinger erschienen
gleich zwei opulente Publikationen, die sich dem regional bedeutsamen Bildhauer, Maler, Baumeister,
Schöngeist und Mäzen und seinen Werken widmen. Die beiden Druckwerke sind zum einen der Ausstellungskatalog
des Augustinermuseums „Freiburg baroque - Johann Christian Wentzinger und seine Zeit
1710-1797" und zum anderen die wenig früher erschienene Publikation der ehemaligen Leiterin des
Museums, Saskia Durian-Rees. Diese Gleichzeitigkeit zeigt nicht nur Konkurrenz und Spannungen zwischen
den beiden Projekten, die sich nicht nur im Erscheinungsdatum, sondern auch in der unterschiedlichen
Schreibweise des Künstlernamens Wenzinger/Wentzinger feststellen lässt. Als Leser fragt man sich
unweigerlich, ob ein Künstlerjubiläum der richtige Ort dieser unsachlichen Kindereien ist und ob
Wentzinger dies verdient hat.

Die schon im Titel vollzogene Rückkehr zur Schreibweise „Wenzinger" von Durian-Rees, nachdem
sich spätestens seit der Monografie von Ingeborg Krummer-Schroth 1987 die autobiografische Variante
„Wentzinger" in Freiburg etabliert hatte, erscheint etwas eigen. Zwar ist richtig, dass die Schreibweise des
Künstlernamens in der Vergangenheit uneinheitlich war und der bei Durian-Rees (auch bildlich abgedruckte
) Reisepass aus dem Jahr 1731 keinesfalls falsch ist. Doch wenn es hier um die Darstellung des
Künstlers, seiner Persönlichkeit und seiner Werke geht, mag man schwerlich nachvollziehen, warum gerade
die von Dritten praktizierte Namensform die authentische und „korrektere" Variante sein soll. Warum
soll die von einem Beamten überlieferte Form Vorrang haben vor der Eigenschreibweise des Künstlers,
zumal es zu Lebzeiten des Künstlers keine normierte Orthographie gab und heute der Name Wentzinger
mit „tz" in der Heimatregion des Künstlers längst etabliert ist. Somit kann sich die Welt glücklich schätzen
, wiederum eine wenig tiefschürfende wissenschaftliche Kontroverse mehr in ihrem Fundus zu wissen.

Darüber hinaus fällt auf, dass die Autorin im Gegensatz zu ihrer Museumskollegin Krummer-Schroth
im Allgemeinen sich nicht die Mühe macht, die originären, archivischen Quellen zu Wentzinger - nicht
einmal aus den Freiburger Archiven - in Augenschein zu nehmen, sondern statt dessen lediglich gedruckte
Quellen zitiert, obwohl laut dem Vorwort eine Auftragsforschungsarbeit der Stadt Freiburg die Basis des
Bandes war.

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