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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2011/0205
dem Band behandelt werden, sind von jeweiligen Fachleuten dargestellt. Die Gliederung erleichtert die
Lektüre „in Portionen". Die Texte sind kompakt, trotz fachlicher Diktion und hoher Informationsdichte
sehr gut lesbar. Alles ist wissenschaftlich fundiert und mit exakten Nachweisen versehen, Details sind
genau beobachtet und interpretiert. Eine umfangreiche Bibliografie sowie ein Sach- und ein Künstlerregister
ergänzen die Darstellung. Vieles ist aufgrund neuerer Forschungen erstmals systematisch herausgearbeitet
. Das gilt insbesondere für die Geschichte der Bauphasen, der Veränderungen und Restaurierungen
des Münsters und seiner Ausstattung. Das Münster, das Wahrzeichen von Freiburg, ist in diesem
Werk als lebendiger Organismus erkennbar. In diesem Kompendium ist das Bauwerk im Kontext der geschichtlichen
Entwicklung der Stadt, der Kunst und Frömmigkeit im Lauf von gut acht Jahrhunderten
wahrzunehmen. Seine einzigartige Schönheit kommt in eindrucksvoller Weise zur Geltung.

Man muss bei einer Besprechung des Buches neben den inhaltlichen Vorzügen der Texte in gleicher
Weise die Fülle und Qualität der Abbildungen hervorheben. Konnte man bisher unter anderem an den
Bildbänden von Wolf Hart sich das Münster visuell vergegenwärtigen, so sieht man hier die Bilder konsequent
mit den Informationen der Texte verzahnt. Sie erlauben den ästhetischen Genuss in der Betrachtung
von Details und Zusammenhängen und bringen die unerschöpfliche Vielfalt der Kunst im und am Bauwerk
zu Bewusstsein. Zugleich vermitteln sie ein tieferes Verständnis für den Einklang von Sinn und Form in
der künstlerischen Gestaltung des Münsters. Neben den unzähligen fotografischen Aufnahmen enthält der
Band auch Planskizzen, Grund- und Aufrisszeichnungen und dergleichen mehr. Verlag und Münsterbauverein
haben zusammen mit den Autorinnen und Autoren wirklich ein „Jahrhundertwerk" geschaffen.

Wolfgang Hug

Bernd Grün: Der Rektor als Führer? Die Universität Freiburg i.Br. von 1933 bis 1945 (Freiburger Beiträge
zur Wissenschafts- und Universitätsgeschichte NF 4), Verlag Karl Alber, Freiburg/München 2010, 781 S.

Der Autor stützt sich bei seinen Untersuchungen auf Ergebnisse, die unter anderem von Hugo Ott, Bernd Martin
, Eduard Seidler und Hellmut Seier stammen. Darüber hinaus hat Bernd Grün umfangreiche Quellen
zum Werdegang der Freiburger Uni-Rektoren von der Weimarer Republik bis in die Gegenwart ausgewertet.

Mit Recht setzt er hinter den Titel seiner Arbeit ein Fragezeichen, denn keinem der Rektoren ist es auch
nur annähernd gelungen, ein auf das Rektorat konzentriertes, autoritäres Regime an der Freiburger Universität
zu errichten. Am augenfälligsten scheint dies bei Heidegger der Fall gewesen zu sein. Er hat wohl
geglaubt, durch eine möglichst große Nähe zur nationalsozialistischen Ideologie einen Freibrief für seine
Bestrebungen zu bekommen, alle Macht an der Freiburger Universität auf sich zu vereinigen. Heidegger
scheiterte kläglich, weil er wohl weder die deutsche Geschichte noch das Wesen des Nationalsozialismus
begriffen hatte.

Zugegeben, Hitler und seine Ideologen waren nicht die Erfinder des für Deutschland so typischen
Kompetenzgerangeis von politischen, ökonomischen und administrativen Organisationen und Dienststellen
. Dieser bestand vielmehr mindestens schon seit der Reichsgründung und setzte sich in der Weimarer
Republik auch fort. Allein in der NS-Zeit wurde dieses System schließlich bis zum Exzess ausgebildet
. Der Grund hierfür war nicht allein, dass Hitler und seine Entourage keine Machtzentren neben sich
duldeten. Was bedeutete ihnen schon ein kleiner Rektor in Freiburg? Vielmehr war diese Erscheinung in
Deutschland seit Jahrzehnten systemimmanent angelegt.

Dabei hätte man nur einmal dorthin schauen sollen, wo eine stringente Führungsstruktur unbedingt notwenig
gewesen wäre: beim Militär. Auch hier behinderten dauernde Zuständigkeitsgerangel eine effiziente
Organisation und später die Kriegsführung aufs Nachhaltigste.

Aber zurück zur Universität Freiburg: War es ein Wunder, dass die Interessen von Hitlers Stellvertreter,
des Reichserziehungsministeriums, des badischen Kultusministeriums, der Studentenführer aller Ebenen,
von Gauleiter, Freiburger Bürgermeister, Uni-Senat usw., wie sie der Autor akribisch darstellt, einen
Rektor als Führer nicht zuließen? Die Nachfolger Heideggers haben dies mehr oder weniger akzeptiert und
sich mit der Rolle von Rektoren begnügt, die die Geschicke der Universität lediglich mit gestalten konnten
- immer im nationalsozialistischen Sinn versteht sich.

Verdienstvoll sind Bernd Grüns Recherchen auch zum Werdegang der Rektoren aus der NS-Zeit nach
1945. Nur wenige von ihnen gaben zu, sich im Sinne ihrer politischen Führung betätigt zu haben. Die
meisten versuchten sich vielmehr als Wahrer der alten Universitätsordnung darzustellen und ihre Nähe zur
nationalsozialistischen Ideologie zu relativieren. Mit Beginn des Kalten Krieges gelang ihnen dies auch

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