Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
131.2012
Seite: 147
(PDF, 43 MB)
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wiedergewählt,36 zögerte in der Öffentlichkeit jedoch nie, die Gründe der deutschen Teilnahme
an diesem Krieg zu verteidigen, indem er von einem aufgedrungenen Krieg sprach, den wir
[...] nicht gewollt, nicht verschuldet haben?1

Das Leitmotiv der rednerischen und publizistischen Tätigkeit Finkes im Laufe des Ersten
Weltkriegs war die bestehende ideale Verbindung zwischen dem Opfergeist der altchristlichen
Märtyrer und den heutigen „Kommilitonen im Felde". Die für den westfälischen Mediävisten
stets aktuelle Wichtigkeit und Mission des Preußentums, die das Bismarcksche Motto „Patriae
inserviendo consumor" symbolisierte,38 sollte aber den jungen Studenten an der Front nicht die
künftige Aufgabe erschweren, nach Ende des Krieges die Erhaltung des Deutschtums mit der
Wiederanknüpfung geistiger Beziehungen zum Ausland auf versöhnende Weise zu pflegen.39
Auch seine akademische Arbeit kannte keine Unterbrechung, sondern nur die organisatorischen
Anpassungen an die neue Lage: „Das Zeitalter der Renaissance und des Humanismus" blieb
eines seiner beliebtesten Vorlesungsthemen.40 Während des Krieges nahm Finke auf unveränderte
Weise an den akademischen Machtspielen innerhalb der Freiburger Universität und an
den manchmal damit verbundenen Auseinandersetzungen und Polemiken teil, wie der „Fall
Heidegger" beweist. Als der Meßkircher 1915 sein Habilitationsverfahren unter der Leitung
Finkes zu Ende brachte, hoffte der junge Gelehrte, den „großen Sprung" unter die ordentlichen
Professoren der Freiburger Universität zu schaffen und setzte große Hoffnungen auf die Unterstützung
Finkes für die Wiederbesetzung des Lehrstuhles für Christliche Philosophie.41 Als aber
Finke seinem „Schützling" mit der öffentlichen Begründung von „mangelnder scholastischer
Zuverlässigkeit" seine Unterstützung entzog,42 entschied sich die Kommission Ende Juni 1916
für den Münsteraner Ordinarius Josef Geyser. Wenige Monate später beschrieb Heidegger in
einem Brief an seinen Freund, den Historiker Ernst Laslowski, die Freiburger Professoren der
Philosophischen Fakultät als Kleingeister, Intriganten, Familienväter subalterner Natur.43 Ob
diese Aussage auch als eine indirekte Anspielung auf Heinrich Finke auszulegen ist, geht aus
den Quellen nicht sicher hervor.

Am 22. April 1918 wurde Finke für seine dauerhafte und zuverlässige Mitarbeit das
„Preußische Verdienstkreuz für Kriegshilfe" verliehen.44 Auch der für das wilhelminische
Deutsche Reich unheilvolle Ausgang des Krieges ließ bei Finke niemals Zweifel an der
Notwendigkeit des im August 1914 gewählten Eintritts in den Krieg aufkommen. In einer öffentlichen
Rede, gehalten vor Professoren und Studenten am 29. März 1919 in der Aula der
Universität Freiburg, hob er in seiner neuen Rolle als Universitätsrektor gewisse Schattenseiten

Wirbelauer (wie Anm. 18), S. 881.

Rede von Heinrich Finke beim zweiten vaterländischen Abend in Freiburg i.Br. am 11. Oktober 1914, S. 2.
Heinrich Finke: Deutsche Zukunftsfragen, in: Kraft aus der Höhe. Ein Pfingstgruß ehemaliger und jetziger
Universitäts-Professoren an Ihre Kommilitonen im Felde, hg. von Heinrich Finke, Kempten/München 1915, S.
225-233, hier S. 227.

Bismarck und wir. Rede von Heinrich Finke bei der Bismarckfeier der Stadt und Universität Freiburg im Breisgau
1915, S. 6.

Vgl. z.B. die Ankündigung der Vorlesungen der Großherzoglich Badischen Albert-Ludwigs-Universität zu Freiburg
im Breisgau für das Sommerhalbjahr 1918, S. 24.

Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie, Frankfurt a.M./New York 1992, S. 87.
Zu Finke als „frühem ideellen und materiellen Förderer" von Martin Heidegger, siehe auch Hugo Ott: Martin
Heidegger und seine Beziehungen zur Görres-Gesellschaft zur Pflege der Wissenschaft im katholischen Deutschland
, in: Heidegger und die Anfänge seines Denkens (Heidegger Jahrbuch 1), Freiburg/München 2004, S. 197-
200, hierS. 197.
Ott (wie Anm. 41), S. 94.

Ministerium des Kultus und Unterrichts. Verleihung des preußischen Verdienstkreuzes für Kriegshilfe an Geh.
Hofrat Professor Dr. Finke seitens Seiner Majestät dem Kaiser und König von Preußen. Karlsruhe, den 22. April
1918, UAF, B1/113.

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