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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
131.2012
Seite: 148
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der Kriegsführung wie eine unberechtigte Geringschätzung des Gegners oder die Grossmannssucht
hervor.45 Er verband mit der geistigen Haltung der Kriegsteilnehmer immer positive
Werte, nicht nur die „klassischen" patriotischen Tugenden wie Opferbereitschaft und Vaterlandsliebe
, sondern auch die unter dem Eindruck von militärischen Konfrontationen hervorgebrachten
neuen Impulse, wie eine „erfreuliche Einmütigkeit der Konfessionen, wie Deutschland
sie seit Menschenaltern nicht erlebt hat".46

Prorektor der Freiburger Universität (1918-1919)

Mit seinem Amtsantritt als Prorektor der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg am 15. April
1918 stieg Finke zum zweithöchsten akademischen und in diesen Jahren besonders schwierigen
und verantwortungsvollen Amt auf.47 In den letzten Kriegsmonaten wurden die desaströse militärische
Entwicklung und die Turbulenz der politischen Lage sehr bald im universitären Alltag
spürbar. Der Mangel an Papier zwang, den Druck von Dissertationen und Diplomen zu
beschränken, und die Wohnungsnot gab Anlass, eine Umfrage nach den noch zur Verfügung stehenden
freien Zimmern für die fast 2.150 Studierenden bei der Freiburger Einwohnerschaft
durchzuführen.48 Die raschen politischen Veränderungen der folgenden Monate - 9. September
1918 Waffenstillstandsangebot, 9. November Ausrufung der Republik und 22. November angekündigter
Verzicht des Großherzogs Friedrich II. auf den badischen Thron -, die die Bevölkerung
ebenso wie die akademische Körperschaft verwirrten, fanden den neu gewählten
Prorektor an zwei Fronten engagiert.49

An der „inneren Front" verstand sich der Historiker als moralische Autorität. Seine Rolle als
überparteiischer Vertreter einer der wichtigsten Ausbildungsstätten im Deutschen Reich sollte
dazu beitragen, auch die Freiburger Universität in den Dienst des neuen Staates zu stellen, ohne
mit dem Wertesystem des wilhelminischen Reiches wirklich zu brechen.50 In seiner ersten Ansprache
als Prorektor am 4. Mai 1918 betonte Finke, die Eigenart der deutschen Begriffe von
„Freiheit" und „Gleichheit" bestehe darin, die Gleichheit mit Autorität und die Freiheit mit dem
freiwilligen Gehorsam zu verbinden. Zugleich sollte die Freiburger Universität mit der Bewahrung
der „deutschen Tugenden" neue wissenschaftliche Brücken zum Ausland schaffen.51 Deshalb
brachte er am 14. Mai zusammen mit seinen Kollegen Below und Rachfahl einen Antrag
auf die Errichtung einer Professur für das Studium der Geschichte der angrenzenden Länder ein.
In seiner Ansprache zur Immatrikulation am 5. Oktober 1918 betonte Finke die Notwendigkeit,
die Gründung eines Extraordinariats für Westeuropäische Geschichte zu fordern, um das Wissen
über die westeuropäischen Nachbarn zu verbessern.52 Mit Erfolg: 1919 wurde ein Extraordinariat
eingerichtet, das bis 1920 der Historiker Wolfgang Michael versah.53

Im November 1918 wurde von der französischen Regierung die Universität Straßburg aufgelöst
. Um die Suche nach neuen Wirkungsfeldern für 48 Ordinarien und 21 Extraordinarien
den deutschen Universitäten zur Kenntnis zu bringen, gab das Akademische Direktorium der

45 Unseren Gefallenen zum Gedächtnis. Rede von Heinrich Finke in der Aula der Universität Freiburg am 29. März
1919, S. 23f.

46 Finke (wie Anm. 38), S. 231.

47 Hoffmann (wie Anm. 12), S. 13.

48 Ebd., S. 31-33.

49 Kalchthaler, Freiburger Stadtgeschichte (wie Anm. 2), S. 129; Ders., Geschichte (wie Anm. 2), S. 154.

50 Hoffmann (wie Anm. 12), S. 35.

51 Ebd., S. 29f.

52 Ebd., S. 31; Sylvia Paletschek: Entwicklungslinien aus der Perspektive der Fakultätssitzungen, in: Freiburger
Philosophische Fakultät (wie Anm. 18), S. 58-107, hier S. 69, Anm. 27.

53 Über den Historiker Wolfgang Michael (1862-1945) siehe im Internet unter www.freiburg-postkolonial.de/ Seiten/
Michael-Wolfgang.htm.

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