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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
131.2012
Seite: 167
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Dann aber gab es wohl eher andere Fragen und vor allem auch ein Verbot von Filmvorführungen
durch die Besatzungsmacht.

Der Neubeginn nach dem Zweiten Weltkrieg

Im August 1945 ließ Oberbürgermeister Keller im Auftrag der französischen Militärregierung
Fragebögen an die Freiburger Lichtspielunternehmen verschicken, darunter auch an das Friedrichsbau
-Kino, das in Klammern den Zusatz „Cinema du Combattant" trug. Erläuternd wurde dazu
erklärt, dass dieses Haus zuletzt der Staatsfirma „Deutsche Filmtheater G.m.b.H." in Berlin gehört
habe, die nunmehr aufgelöst worden sei. In die Rechte des Eigentümers sollten wieder die früheren
Eigentümer, die Palast-Lichtspiele A.G. in Stuttgart, eintreten, für die der ehemalige Geschäftsführer
Friedrich Schmid erneut tätig wurde.59

Schmid musste sich den üblichen Befragungen durch die Besatzungsmacht unterziehen. Wie
seiner Entnazifizierungsakte zu entnehmen ist, drängte der Besitzer des Friedrichsbau-Komplexes,
Franz-Xaver Seiler, der aufgrund seines Südafrika-Aufenthaltes während der Kriegszeit noch die
englisch-südafrikanische Staatsangehörigkeit besaß, auf Rückgabe des Friedrichsbaus durch die
Franzosen. Er beabsichtigte nämlich die Wiederaufnahme des Kinobetriebs und wollte das alte
Parteimitglied Hahn als Leiter durch den früheren Geschäftsführer Schmid ersetzen. Schmid konnte
auch einen „Persilschein" vorlegen, den ihm eine frühere Platzanweiserin ausstellte, da er sie
weiterbeschäftigte, obwohl sie als „Halbjüdin" sonst ihre Arbeitsstelle verloren hätte.60

Teilen musste man sich das Kino nun mit den französischen Soldaten, für die erst 1955 im neuen
Kommandanturgebäude ein eigenes „Cinema de France" entstand. In der französischen Zone
scheint es frühestens im September 1945 wieder einen Kinobetrieb für Deutsche gegeben zu haben
;61 oft nahm man dabei die Titel, deren Filmrollen noch in den Kinos lagen.62 In Freiburg galt
das zunächst für Harmonie und Union, die am 5. September 1945 ihre Kinoanzeigen in der ersten
Ausgabe der Freiburger Nachrichten drucken ließen. Am 28. September 1945 kündigten auch die
Casino-Lichtspiele der Städtischen Bühnen ihre Eröffnung für die darauffolgende Woche an,63 die
dann auch am 3. Oktober 1945 stattfand.64

Der Friedrichsbau öffnete seine Pforten für die deutsche Bevölkerung erst am Freitag, den 25.
Oktober 1946, im Rahmen der in allen Kinos stattfindenden Französischen Filmtage mit „Pique
Dame" im französischen Original mit deutschen Untertiteln. Gespielt wurde samstags und montags
um 14.15, Dienstag, Mittwoch und Freitag um 14.15 und 16.30, am Sonntag und Donnerstag
gab es keine Vorstellung für Deutsche.65 Allmählich nahm die Zahl der deutschen Darbietungen zu,
außerdem ließ sich durch die Eröffnung des neuen Filmtheaters im „Kandelhof' am 11. November
1948 ein gewisser Ersatz erreichen, wo oft auch dieselben Filme parallel zum Friedrichsbau gezeigt
wurden.66

Der Einfluss der Besatzungsmacht auf die Programmgestaltung zeigt sich auch darin, dass 1948
vier polnische Wochenschauen für „Displaced Persons" (ehemalige Zwangsarbeiter) vorgeführt
wurden, um sie so für die Rückkehr in ihre jeweilige Heimat zu gewinnen.67

StadtAF, C5/2247.

StAF, D 180/2 Nr. 152316.

Ursula Zeraschi: Kulturelles Leben in Südbaden von 1945-1949, unveröffentlichte Magisterarbeit, Freiburg
o.J., S. 74.

Hans Schneider: Freiburger G'schichten I, Freiburg 1980, S. 14; Freiburger Nachrichten vom 5.9.1945, S. 2.
Freiburger Nachrichten vom 28.9.1945, S. 4.
Ebd. vom 2.10.1945, S. 4.

Das Volk vom 26.10.1946, S. 6; Badische Zeitung vom 25.10.1946, S. 7.

Badische Zeitung vom 20.11.1948, S. 12: Die „Frau ohne Herz" in beiden Kinos, sowie vom 2.12.1948, S. 6:
„Das Lied von Bernadette" gleichzeitig in Friedrichsbau und Kandelhof.

Bernd Spitzmüller: „...aber das Leben war unvorstellbar schwer." Die Geschichte der Zwangsarbeiter und
Zwangsarbeiterinnen in Freiburg während des Zweiten Weltkriegs, mit Beiträgen von Ulrich P. Ecker, Freiburg
2004, S. 158.

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